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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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leise: »Geh.« Sie bemerkte den Zweifel in den Augen der Frau, aber ihr Blick blieb fest, und schließlich schlug Merian die Augen nieder, sank in einen tiefen Knicks und eilte hinaus. Danton nahm keine Notiz von ihr und wandte die Augen nicht von seiner Gemahlin, wahrscheinlich ein Glück für Merian, nicht aber für Gwynofar.
    Gwynofar zitterte innerlich, als sie aus der Wanne stieg, aber sie bewahrte Haltung und gab sich vor Danton keine Blöße. Der König hatte sich nie ausdrücklich verpflichtet, ihrem Schlafgemach fernzubleiben. Er hatte sie in den Jahren nach der Geburt ihrer Töchter lediglich nicht mehr aufgesucht. Nun gut. Jetzt war er hier. Sie war seine Gemahlin und würde ihn angemessen empfangen. Nie, niemals würde sie ihm zeigen, wie sehr sie ihn und seine Zornesausbrüche fürchtete, vor allem wenn er wie jetzt von seinem Magister kam, wenn Kostas’ Schwarze Magie noch wie in dichten Schwaden seine Seele umwehte und die schlimmsten Seiten seines Wesens zum Vorschein brachte.
    »Ihr wolltet mich sprechen, mein Gemahl?«
    Er schnaubte nur, sah sich um, erfasste alles mit einem Blick. Seine Augen ruhten kurz auf dem Altar neben dem Bett mit den Amuletten aus dem Norden und einem halben Dutzend blutroter Kerzen. Er wusste, dass sie sich in seiner Abwesenheit mit Gebeten an die alten Götter und ihre sonderbaren Felsen auf die Nacht vorzubereiten pflegte, was für ihn gleichbedeutend war, als würde sie um das Bett herumspringen und Kinderreime singen. Aber es schien sie zu beruhigen, und so hatte er es ihr nie verboten, sondern nur verlangt, selbst nicht damit behelligt zu werden.
    Heute jedoch musterte er den Altar mit finsterer Miene, und ihr wurde bang ums Herz. Was mochte ihn so kurz nach dem Treffen mit Kostas hierhergeführt haben? Sie fürchtete die Antwort auf diese Frage.
    Der Magister muss wissen, wie sehr ich ihn hasse. Man kann vor seinesgleichen nichts geheim halten.
    »Eine ungewöhnliche Stunde für ein Bad«, sagte er ruhig.
    Der Klumpen in ihrem Magen wurde noch härter. Danton steuerte gewöhnlich geradewegs auf sein Ziel los – gnadenlos direkt, wie manche fanden –, und dass er einen so harmlosen Umstand wie den Zeitpunkt ihres Bades überhaupt ansprach, war ein schlechtes Zeichen.
    »Mir war bisher nicht bekannt, dass es festgelegte Badezeiten gäbe«, erwiderte sie gelassen. »Aber wenn dem so ist und Eure Majestät es so wünscht, werde ich mich natürlich daran halten.«
    Wieder schnaubte er. Seine Augen huschten rastlos hin und her, wie immer, wenn ihn irgendetwas erzürnt hatte – Was mochte es sein?  –, doch ihre feste, weiche Stimme schien ihn auch diesmal zu entwaffnen. In zwanzig Jahren an seiner Seite hatte sie mit ihrer heiteren Ruhe mehr als einen Sturm überstanden.
    Aber das war, bevor Kostas kam , dachte sie. Der Klumpen der Angst wuchs bei dem Gedanken, aber ihre Miene blieb ruhig und klar.
    Der Blick des Großkönigs schweifte über den Altar, das Bett aus Eisenholz mit den nordischen Schnitzereien, die Wandbehänge mit den Bildern von schneebedeckten Bergen, winterlichen Jagden und den Götterschleiern. »Hier sieht es fremdländischer aus als bei meinem letzten Besuch.«
    »Bei Eurem letzten Besuch wart Ihr weniger an der Einrichtung interessiert«, erinnerte sie ihn.
    Das hätte ihm ein Lächeln entlocken sollen, aber sein Gesicht blieb finster.
    Er kam zu ihr. Das Hemd war jetzt so nass, dass ihr das feine Leinen am Körper klebte und seine Formen betonte. Sie hielt sich so aufrecht, als trüge sie eine prunkvolle Abendrobe. Er griff nach dem Saum, den sie zum Zeichen ihrer Trauer mit vielen kleinen Einschnitten versehen hatte. Seine Finger streiften über ihren Hals, die Wölbung ihrer feuchten Brüste. Er stand so dicht vor ihr, dass sie Kostas’ Gestank an ihm roch und sich eisern beherrschen musste, um nicht angewidert zurückzuweichen.
    »Es ist schlimm, einen Sohn zu verlieren.«
    Fast versagte ihr die Stimme. »Das ist wahr, mein Gemahl.«
    »Und es ist schlimm für das Reich, einen Erben zu verlieren.«
    Sie nickte nur. Andovan hätte sich lieber bei lebendigem Leib von Schakalen fressen lassen, als den Thron des Großkönigs mit seinen erdrückenden Pflichten zu übernehmen, aber das würde sie Danton nicht verraten. Andovan hatte es ihr im Garten zugeflüstert, in ihrem Garten, wo nur die Götter sie hören konnten, und sie würde sein Vertrauen auch nach seinem Tod nicht missbrauchen.
    »Ihr habt Eure Aufgabe gut erfüllt. Vier Söhne in

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