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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Er betrachtete nachdenklich den roten Inhalt seines Glases und überlegte. »Danton war immer gefährlich«, sagte er endlich, »besonders für Landesherren, die seinem Expansionsdrang im Wege standen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass seine Glanzzeit ihrem Ende entgegengeht. Mit Ramirus hatte er viele Jahre lang einen Mann, der ihn führte und sein Temperament im Zaum hielt. Der Großkönig muss erst noch beweisen, dass er auch ohne einen solchen Mentor herrschen kann.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nie verstanden, was der weißbärtige alte Narr an ihm fand. Vielleicht betrachtete er ihn nur als Herausforderung.«
    »Corialanus macht sich Sorgen.«
    »Dazu hat Corialanus auch allen Grund. Wie alle Länder, die an Dantons Reich angrenzen. Wenn Wahnsinnige stürzen, reißen sie meist andere mit in die Tiefe.« Er sah sie an. »Sankara hat allerdings nichts zu befürchten. Du hast dir genügend Magister um deinen hübschen kleinen Finger gewickelt, um deine Sicherheit zu gewährleisten.«
    Sie zog eine kokette Schnute. »Ich weiß nicht, ob das ein Kompliment oder ein Vorwurf war.«
    »Vielleicht beides«, sagte er mit geheimnisvollem Lächeln.
    Dir wird nichts geschehen , dachte er, weil niemand sonst auf der Welt den Magistern bieten kann, was du ihnen gibst. Du dienst uns als Nachrichtenbörse, sodass sich jeder Besucher schnell und umfassend über das Neueste in der Welt unterrichten kann. Du gibst uns die Möglichkeit, unsere gemeinsamen Interessen auch gemeinsam zu verfolgen, ohne eingestehen zu müssen, dass wir auf Verbündete Wert legen. Wo gäbe es jemanden wie dich ein zweites Mal in unserer Welt? Wer sollte deinen Platz einnehmen, wenn Sankara fiele?
    Er schlürfte die letzten Tropfen und stellte das Glas beiseite. »Was hört man sonst, außer von Geisteskranken und Leguanen?«
    »In Gansang kam es zu einem Todesfall. Ein Magister. So berichten es meine Verbindungsleute.«
    Er erstarrte. »Ein Magister? Bist du sicher?«
    »Wie kann man sicher wissen, was am anderen Ende der Welt geschieht? Ich gebe nur weiter, was ich höre. Du hast bessere Mittel und Wege als ich, die Wahrheit herauszufinden.«
    Er nickte. »Nun gut. Erzähl mir mehr.«
    »Es heißt, er sei von einer hohen Brücke oder einem Turm gefallen, das wussten meine Quellen nicht so genau. Angeblich ist er auf dem Boden aufgeschlagen, ohne sich mit Magie abzufangen, und wie ein gewöhnlicher Mensch durch den Aufprall gestorben.«
    »Aber das ist …« Colivar fehlten die Worte. Gewiss, ein Magister mochte durch einen Unfall zu Tode kommen, aber gewöhnlich schlug das Schicksal dann so schnell zu, dass dem Opfer keine Zeit mehr blieb, seine Macht zum Selbstschutz zu mobilisieren. Bei einem Sturz hätte man genügend Zeit für ein Dutzend rettender Zaubersprüche. Wenn dieser Magister tot war, musste es Gründe geben, warum er nichts unternommen hatte. Vielleicht war er schon vor diesem fatalen Sturz tot gewesen. Aber woran war er gestorben? »Wieso ist er abgestürzt? Weißt du das?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es heißt, er sei zu dem Zeitpunkt einer unbekannten Frau nachgestiegen. Niemand war dabei, als sie sich trafen. Plötzlich sahen ihn Passanten durch die Luft fliegen, und bis irgendjemand daran dachte, zu der Stelle hinaufzuschauen, von wo er gefallen war, war dort niemand mehr zu sehen. Die Frau ist wohl verschwunden. Aber man sucht nach ihr.« Siderea seufzte. »Ich kann es ihr nicht verdenken – selbst wenn sie keine Schuld hatte, braucht man einen Sündenbock, und Frauen sind immer die leichtesten Opfer.«
    »Weißt du, wie sie hießen? Der Tote und die Frau, der er gefolgt sein soll?«
    Sie griff mit einem Lächeln in ihr Mieder und zog ein gefaltetes Blatt hervor. »Ich dachte mir schon, dass du danach fragen würdest. Hier steht alles aufgeschrieben. Auch die Namen von drei anderen Magistern, die wohl dabei gewesen waren. Die Frau war neu in der Stadt. Ich habe – vorerst – nur ihren Namen.«
    Colivar nahm ihr das Blatt ab. »Du bist wie immer unbezahlbar, mein Kleinod.«
    Er überflog die Liste. Der verunglückte Magister war ihm nicht bekannt; die anderen hatte er aus grauer Vorzeit in vager Erinnerung, Männer von geringer Macht und geringem Ansehen. Ob einer von ihnen das Magistergesetz gebrochen hätte, um einen Bruder zu töten? Eine düstere Theorie, und auch nicht sehr wahrscheinlich. Das Magistergesetz war so, wie es war, weil alle Magister einsahen, dass solche Regeln absolut gültig sein mussten, wenn

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