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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Morati nannten – todgeweiht, unwissend –, obwohl das Wort an sich nur für die hilflosen Sterblichen dieser Welt verwendet wurde, die nicht einmal so viel Macht beschwören konnten, um sich die Schnürsenkel zu binden. Hexen waren Versager: Männer und Frauen, die zwar den Ehrgeiz hatten, nach der Macht zu greifen, aber nicht stark genug waren, sie festzuhalten. Nur wer Magister wurde, verdiente Respekt. Die anderen starben jung und wurden vergessen.
    Normalerweise setzte ein Magister, der etwas in Erfahrung bringen wollte, einfach seine Zauberkräfte ein. Aber Kamalas Abwehr war stark genug, um solche Übergriffe zu verhindern. Ramirus konnte ihr nicht mit Zauberei die Zunge lösen, ohne gegen diesen Panzer anzurennen. Also musste er sich mit plumpen Schmeicheleien behelfen und sich darauf verlassen, dass sie von der Engstirnigkeit der Magister keine Ahnung hatte.
    Aber sie war nicht ahnungslos. Sie wusste genau, was er wollte – und warum er es wollte.
    Er ist eitler als die meisten unserer Brüder.
    Lazaroth war Königlicher Magister an diesem Hof. Alle Nachforschungen durch Zauberei in Keirdwyn fielen folglich in seine Zuständigkeit. Wenn sich ein anderer Magister einmischte, so wie Ramirus es heute getan hatte, grenzte das an eine Beleidigung; deshalb war Lazaroth wohl so schlechter Laune gewesen. Wenn Ramirus nun eine wichtige Erkenntnis beisteuerte, die sein Rivale nicht hatte finden können … dann wäre das ein Etappensieg in dem erbitterten Wettkampf, der alle gesellschaftlichen Beziehungen dieser Bruderschaft bestimmte! Eine so perfekte Gelegenheit, unter dem Deckmantel der Hilfsbereitschaft einen Rivalen bis auf die Knochen zu blamieren, fand sich nicht oft.
    »Solche Erkenntnisse sind wertvoll«, sagte sie ruhig.
    »Hängt davon ab, worin sie bestehen.«
    »Nun, ich weiß, was ich dafür bekommen kann. Zumindest die Gunst eines Erzprotektors.« Sie hielt inne. »Was habt Ihr dagegenzusetzen, Magister Ramirus?«
    Die unverblümte Herausforderung schien ihn zu überraschen. Gut. Wenn sie aus ihrer Zeit als Hure etwas mitgenommen hatte, dann die Fähigkeit, einen Mann aus der Fassung zu bringen.
    Wieder glitt ein kalter Finger der Macht über ihre Haut und suchte nach einem Riss in ihrem Panzer; sie wehrte ihn mühelos ab. Endlich sagte er: »Ihr habt einen ganz bestimmten Preis im Auge?«
    Sie legte den Kopf schief und tat so, als dächte sie nach. Konnte er hören, wie hart ihr Herz schlug? »Wenn ich ehrlich bin, ich habe nicht viele Bedürfnisse.«
    Er kniff drohend die Augen zusammen; die Warnung war nicht zu übersehen. Ich könnte dich zerquetschen wie eine lästige Fliege, Hexe, um mir hinterher deine Geheimnisse aus deiner Asche zu kratzen. Also spiele nicht Katz und Maus mit mir.
    »Aber wir könnten uns darauf einigen, dass Ihr mir einen Gefallen schuldet«, schloss sie, als hätte sie seinen Unmut nicht bemerkt. »Irgendwann fällt mir sicherlich etwas Passendes ein.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Das ist eine kühne Forderung.«
    Sie zuckte die Achseln. »Wenn Ihr sie unannehmbar findet, bin ich gern bereit, meine Erkenntnisse beim morgigen Treffen der Öffentlichkeit vorzutragen. Die hohen Herrschaften werden für meinen Beitrag sicherlich dankbar sein.«
    Sie schob sich an ihm vorbei zum Ausgang. Würde er versuchen, sie aufzuhalten? Wenn ja, stand ihm eine gewaltige Überraschung bevor. Schon spürte sie, wie sich die Macht in ihr sammelte, ungeduldig, glutflüssig. Einen Magister habe ich schon getötet , warnte sie ihn in Gedanken. Wenn du mich reizt, können es auch zwei werden.
    Aber er machte keine Anstalten, sie zu behindern, und sie war schon halb aus der Tür, als er schließlich sagte: »Eine nicht näher definierte Verpflichtung lädt geradezu zu Missverständnissen ein.«
    Da er ihr Gesicht nicht sehen konnte, gestattete sie sich ein Lächeln. »Nun gut, Missverständnisse wollen wir selbstredend vermeiden.« Sie drehte sich langsam wieder um. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie gab sich keiner Täuschung darüber hin, was dieser Unterhaltung zugrunde lag: Er spielte ihr etwas vor, um sie zu überzeugen, dass ihre Forderung tatsächlich irgendeinen Wert hatte. Doch da sie selbst Magister war, wusste Kamala es besser. Ein Versprechen an einen Moratus wurde niemals als bindend angesehen. Wer sollte die Einlösung erzwingen? Er konnte schwören, was immer er wollte, ohne Einschränkungen, ohne Sinn und Verstand, und kein Gesetz, keine Moral würde ihn anschließend

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