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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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das es ihr gestattete, ihre Sinne über die Grenzen ihres menschlichen Körpers hinauszuschicken und sich mit ihrer anderen Hälfte zu vereinigen. Teilzuhaben am Flug des Seelenfresser-Weibchens, seiner Energie, seinem … Glück.
    Unter ihr schaufelten die großen schillernden Flügel die Luft zu Wirbeln und Strudeln, die sie hochhoben und über die felsigen Gipfel trugen. Auf dem Boden ergriffen verschiedene Tiere entsetzt die Flucht. Nicht weiter schlimm. Sie war gerade nicht hungrig, also ließ sie sie laufen. Aber wenn sie gewollt hätte … ah, die Jagd war ein Vergnügen! Zu spüren, wie die Macht aus ihr hinausströmte, bis das Opfer jäh stehen blieb, auf die Knie fiel und sie geradezu einlud, ihm seine gesamte Lebensenergie zu entziehen, bis es den Geist aufgab. Eine wahre Todesorgie. Die Seelenfresser-Königin hatte die Jagd bisher gar nicht so richtig genossen; für sie zerfiel die Welt ganz einfach in Wesen, die fressen und Wesen, die gefressen werden , und beim Verschlingen der Beute hatte sie nur ein animalisches Behagen empfunden. Doch nun teilte sie Sidereas feinere Instinkte, und die Hexenkönigin wusste, worin der Reiz der Jagd tatsächlich bestand. Es gefiel ihr – es gefiel ihnen beiden –, so viel Macht über andere Lebewesen zu besitzen.
    Amalik hat klug gewählt, wir passen zusammen , dachte Siderea und spürte, wie die Empfindung in einer Form, die auch ein Seelenfresser verstehen konnte, von ferne zu ihr zurückschallte. Zusammen mit einem mentalen Knurren, falls der Mann es noch einmal wagen sollte, sich einer von ihnen in unangemessener Form zu nähern.
    Sie hatte ihn seit dem Tag an der Schlucht nicht mehr gesehen. Und das war gut so. Er lebte bei den Seelenfressern und wusste, wo der Platz der Männchen war.
    Manchmal rissen ihm Siderea und ihre Seelenfresser-Konjunkta in Sidereas Träumen alle Gliedmaßen einzeln aus. Es waren erschreckende, aber auch lustvolle Träume. Hinterher lag sie meist stundenlang wach, weidete sich am Geruch des Seelenfresser-Blutes und an den Todesschreien und teilte diese Freuden mit ihrer neuen Seelengefährtin.
    So sollte es auch sein …
    »Majestät?«
    Nur ungern kehrte sie von ihrem Flug in die Ferne in die Wirklichkeit zurück. Flieg nicht zu hoch , warnte sie ihre Konjunkta, bevor sie sie verließ. Dabei waren solche Ermahnungen gar nicht mehr nötig. Der Seelenfresser hatte genug von Sidereas Wissen über die Welt aufgenommen, um zu verstehen, warum Geheimhaltung nötig war und wie man sie wahrte.
    Dabei sehnte sie sich danach, so hoch zu fliegen, wie sie wollte. Die anderen Seelenfresser sollten es nur wagen, ihr zu folgen! Sie wollte kein Eindringling mehr sein, der seine Anwesenheit vor den Menschen verbergen musste, sondern eine wahre Königin, die über die ganze Erde herrschte!
    Bald , kam der Gedanke. Bald ist es so weit.
    »Ja? Was gibt es?«
    Der Diener verneigte sich, als Siderea sich auf den weichen Kissen herumdrehte.
    »Petrana Bellisi ist eingetroffen.« Trotz der Tatsache, dass Siderea voll angekleidet und allein war, schlug der Mann beim Sprechen die Augen nieder; er hatte sichtlich den Eindruck, sie bei einer intimen Beschäftigung gestört zu haben.
    Vielleicht zu Recht.
    Sie erhob sich von ihrem Lager und klatschte kräftig in die Hände, bis ihre Zofe angelaufen kam. Sie hatte mit Petrana Bellisi einiges vor, und dazu musste sie sich von ihrer besten Seite zeigen. »Sie soll ihrem Rang entsprechend empfangen werden«, sagte sie dem Diener. »Lass den edelsten Wein auftragen und sorge dafür, dass sie sich wie zu Hause fühlt. Ich werde in Kürze bei ihr sein. Spute dich!«, drängte sie, als er nicht sofort ging. Die Zofe zwängte sich an ihm vorbei, als er rückwärts den Raum verließ; Siderea deutete auf ihr vom Schlaf zerwühltes Haar, und das Mädchen griff nach einer Bürste und machte sich an die Arbeit. Die Königin schloss die Augen und überließ sich ihren Empfindungen: warme Finger, die ihr die Kopfhaut kraulten; ein scharfer Schmerz, wenn jede Locke mit einer Nadel befestigt wurde; der leichte Zug, mit dem die Bürste die Knoten in den langen Strähnen löste; das sanfte Gewicht der Schmuckstücke, die dazwischengesteckt wurden.
    ???
    Eine wortlose Frage, aber sie verstand, was sie bedeutete. Ihre Konjunkta begriff nicht, warum sie sich für eine andere Frau so sehr herausputzte. Wie immer war Siderea nicht ganz sicher, ob der Seelenfresser sie tatsächlich beobachtete oder nur unwillkürlich auf Gedanken und

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