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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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wir mitten im Aufbruch.« Sie reichte ihm die Hand und setzte jenes strahlende Lächeln auf, das alle Frauen von Adel über Jahre zur Vollkommenheit entwickelten. »Bitte übermittelt den Magistern Ramirus und Lazaroth meine besten Grüße und versichert ihnen, dass wir bald wieder bei ihnen sein werden.«
    Colivar sah sie ausdruckslos an. Dann nickte er höflich, ergriff ihre Hand, führte sie an die Lippen und küsste sie leicht. »Gewiss, Majestät. Das wird sie sicherlich beruhigen.«
    Als er ihre Hand freigab, kräuselte sich hinter ihm schon wieder die Luft; sein Blick richtete sich auf Kamala – die nickte freundlich und bemühte sich um ein möglichst geheimnisvolles Lächeln –, dann brachte ihn ein Schritt nach hinten in Reichweite des Zauberportals, und er verschwand. Wenig später wehte der Wind wieder wie zuvor, und außer ein paar Pferden, die unruhig wieherten und offensichtlich nicht davon angetan waren, wenn Leute so plötzlich vor ihnen auftauchten und wieder verschwanden, wies nichts mehr auf seine Anwesenheit hin.
    Kamala merkte erst, als er fort war, wie wild ihr Herz geschlagen hatte. Sie schloss die Augen und versuchte, sich wieder zu beruhigen.
    »Du bist entweder sehr tapfer oder sehr töricht«, bemerkte Gwynofar, sobald sich die anderen wieder ihrer Arbeit zugewandt hatten.
    Beides , dachte Kamala.
    Aber Colivar hatte recht. Es war an der Zeit, sich von den Pferden und der Gruppe zu trennen. Vergangene Nacht hatte sich zum ersten Mal die Angst in ihrem Bewusstsein geregt, das erste Anzeichen kommender Albträume. Bald schon könnte sie sich auf ihre Zauberei nicht mehr verlassen. Jeder Versuch, sich zu verwandeln, könnte sich ins Gegenteil verkehren und nicht wiedergutzumachenden Schaden anrichten. Sie durfte nicht länger zögern.
    Sie drückte Rhys kurz die Hand – eine Berührung, die so viel ausdrückte, ohne dass ein Wort gesprochen werden musste! – und stellte sich ein paar Schritte abseits auf eine Lichtung. Dort beschwor sie ihre Macht, befahl ihr, ihren Körper zu umhüllen, ihr menschliches Fleisch verschwinden zu lassen und durch etwas anderes zu ersetzen. Ihre neuen breiten Schwingen waren weich gefiedert und würden sie lautlos zur Zitadelle tragen. Die neuen Augen waren unglaublich scharf. Die langen, spitzen Krallen hatten die Kraft, Fleisch in Stücke zu reißen, waren dabei aber so feinfühlig, dass sie ein Ei tragen konnten, ohne es zu zerbrechen. Es war nicht die Vogelgestalt, die sie sonst gewählt hatte, aber sie war für die letzte Etappe dieser Reise am besten geeignet, und nur darauf kam es an. Und wenn die Haut für einen Körnerfresser zu zäh, die Muskeln zu kräftig und die Krallen zu spitz waren … nun, dann hatte sie eben gute Arbeit geleistet. Zwar brauchte man für jede Verwandlung ein natürliches Vorbild, aber das hieß noch lange nicht, dass man die Regeln der Natur nicht ein wenig verändern konnte.
    Sie stieß einen schrillen Schrei aus, breitete die Flügel aus, schwang sich in die Lüfte und stieg rasch in den hellen Morgenhimmel empor.

    Der Magister stand allein in der Morgendämmerung, gelegentlich fuhr ihm ein böiger Windstoß in die langen schwarzen Gewänder. Auch ohne Zauberkünste konnte er in der Ferne das Getrappel eines Pferdes hören. Überall sonst wäre er versucht gewesen, seine Sinne zu schärfen, um mehr darüber in Erfahrung zu bringen, aber so dicht an der Zitadelle konnte er das nicht wagen. Er musste sich mit seinem menschlichen Hörvermögen zufriedengeben.
    Er wartete.
    Das Geräusch kam näher. Nun konnte er schon einzelne Hufschläge unterscheiden und die Gestalt eines Reiters erkennen. Nur einer. Seltsam, dachte er. Nicht das, was er erwartet hatte. Aber schließlich war Alkals Oberster Hüter als exzentrisch bekannt.
    Der Magister rief seine Vögel zu sich; neben ihm begann die Luft zu flimmern, und Sekunden später erschien eine Holzkiste. Die Vögel darin waren still, vor Schreck über die Beförderung durch Zauberei war ihnen das unablässige Gurren im Hals stecken geblieben. Eine durchaus erfreuliche Begleiterscheinung.
    Der Reiter brachte sein Pferd genau vor der Kiste zum Stehen, sodass die Vögel in Panik mit den Flügeln schlugen.
    »Magister Thelas?«
    Eine törichte Frage unter diesen Umständen, aber er nickte.
    Anukyat schwang sich geschickt aus dem Sattel. Als seine Stiefel den Boden berührten, wirbelte der Staub auf. »Euer Bote kam erst vor zwei Stunden. Das war sehr knapp.«
    »Die Ereignisse

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