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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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und sich nicht weiter für sie interessieren. Und wenn jemand sie beim Besteigen des Turms entdeckte, sollte er denken, es sei völlig normal, dass da jemand oder etwas außen an der Fassade hing. Kamala hatte am Erfolg dieser Methode durchaus ihre Zweifel, aber sie sah ein, dass man behutsam vorgehen musste. Wenn ein solcher Zauber vom Heiligen Zorn verzerrt würde, geriete ihre Mission dadurch kaum in Gefahr. Schlüge jedoch ein Unsichtbarkeitszauber ins Gegenteil um, dann könnte er sie alle so grell aufleuchten lassen, dass sie auf Meilen im Umkreis nicht zu übersehen wären. Lieber bewegte man sich daher in metaphysischen Fragen auf Zehenspitzen, als einen dramatischen Fehlschlag zu riskieren.
    Daraus folgte, dass alle wie Gardisten auszusehen und sich zu verhalten hatten, um Ramirus’ Zauber zu stützen. Je weniger der Zauber zu verändern habe, so hatte ihnen der Magister erklärt, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass er auch wirke. Was er nicht sagte – und was auch niemand anzusprechen wagte –, war, dass ihr Leben von der Güte ihrer Verkleidung abhängen konnte, wenn der Heilige Zorn seinen Zauber zunichtemachte oder seine Wirkung drastisch veränderte. Wenn der Heilige Zorn einen Zauber verdrehte, der verhindern sollte, dass sie bemerkt wurden, könnte er erst recht die Aufmerksamkeit auf sie lenken.
    Und da es in der Gegend so wenig Verstecke gab, war das keine erfreuliche Aussicht.
    Während Kamala hoch über der öden Landschaft dahinsegelte, übte sie das Sprechen. Es war schwieriger als erwartet. Wenn man sich in ein Tier verwandelte, sagte einem gewöhnlich der Instinkt, wie man den neuen Körper zu kontrollieren hatte, aber galt das auch für die Fähigkeiten eines sprechenden Vogels? Sie hatte vorsichtshalber eine Art gewählt, die überhaupt fähig war, menschliche Sprache zu imitieren – Aethanus hatte ihr zu Anfang ihrer Lehrzeit ein solches Tier beschworen –, aber ohne Lippen, Zähne oder einem Organ, das einer menschlichen Zunge vergleichbar war, brauchte sie ziemlich lange, um zu lernen, wie die Laute zu formen waren. Als es ihr schließlich gelang, war das Ergebnis ein unangenehmes Kreischen, dem Quietschen eines Fingernagels auf einer Schiefertafel nicht unähnlich. Verständlich zwar, aber weit davon entfernt, wohllautend zu sein.
    Sie nahm nicht an, dass ihre Reisegefährten auf eine schöne Stimme Wert legten.
    Als sie die Zitadelle erreichte, kreiste sie ein paar Mal langsam darüber, um festzustellen, ob sie bemerkt wurde. Niemand beachtete sie. Ein gutes Zeichen, wenn auch kein schlüssiger Beweis dafür, dass Ramirus’ Zauber aktiv war. Sie hielt sich hinter dem Monument, wo die Gardisten in der Festung sie nicht sehen konnten, und flog näher an den großen Felsen heran, um ihn besser betrachten zu können.
    Die Morati-Späher hatten sich auf die Außenseite der dritten Schwester konzentriert und alles gesammelt, was die Kletterer brauchten, um bis an die Spitze zu gelangen. Dabei hatten sie auch ein paar größere Öffnungen vermerkt, durch die man offenbar ins Innere gelangen konnte. Da sie sich in dem fremden Vogelkörper jedoch nicht sicher fühlten, hatten sie sich nicht hineingewagt. Kamala hatte mehr Erfahrung mit Transformationen und war dazu bereit. Sie hatte ihre Federn so gestaltet, dass sie genau die gleiche Farbe hatten wie das verwitterte Gestein. Sollte Ramirus’ Zauber also versagen, dann würde diese Tarnung zwar keine Sicherheit garantieren, aber das Risiko doch wenigstens auf ein annehmbares Maß senken.
    Und was wäre annehmbar? , fragte sie sich. Wollte sie wirklich für eine fremde Sache ihr Leben aufs Spiel setzen?
    Ich setze mein Leben aufs Spiel, um Wissen zu erlangen , verbesserte sie sich streng. Und für Dinge, die man sich mit diesem Wissen erkaufen kann. Für nichts sonst.
    Sie landete weit oben auf einem schmalen Sims neben einer der größeren Öffnungen, wartete ein paar Minuten, um zu sehen, ob jemand sie dort bemerkte – was nicht der Fall war –, und schob sich dann ins Innere. Das Fenster war natürlich entstanden, ein tiefer Riss in der Oberfläche, den Wind und Wetter im Lauf der Zeit erweitert hatten, aber innen war der Turm eindeutig von Menschenhand ausgehöhlt worden. Wahrscheinlich durch Zauberer, so makellos glatt wie die Wände waren. Damit hatte man rechnen müssen. Bis vor Kurzem hatte die Wirkung des Heiligen Zorns nicht so weit nach Süden gereicht, und alles war möglich gewesen, auch die Bearbeitung eines

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