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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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liegt das möglicherweise daran, dass auf dieser Welt doch noch ein Funken Gerechtigkeit herrscht.
    »Ich habe nichts gegen Euch«, sagte Kamala.
    Gwynofar sah sie scharf an, dann bückte sie sich und streifte die Blätter und die Erde von ihren Hosenbeinen ab. »Wir stehen vor einer großen Aufgabe und müssen uns aufeinander verlassen können, edle Kamala. Unser Leben könnte davon abhängen. Ich weiß nicht, wie Ihr Euch gewöhnlich auf solche Anforderungen vorbereitet, aber ich finde nicht, dass man mit einer Lüge beginnen sollte.«
    Kamala starrte sie nur schweigend an. Was verbarg sich hinter dieser zarten Fassade, woher nahm diese Frau ihre moralische Kraft? In der Alkalier-Uniform, die sie für die Reise trug, wirkte sie noch zierlicher als sonst, nur bei völliger Dunkelheit mochte irgendjemand sie für einen Mann halten. Dennoch trug sie den schweren Harnisch ohne Klage, und sie hatte einen ganzen langen Tag im Herrensitz zu Pferde durchgehalten, obwohl auch geübte Reiter sich wundgeritten hatten. Nach alledem war es kein Wunder, dass sie sich übergeben hatte. Es musste noch nicht einmal mit ihrer Schwangerschaft zusammenhängen.
    Mut hat sie jedenfalls. Den kann kein Mann ihr absprechen.
    Endlich sagte sie: »Kamala. Ich heiße ganz einfach Kamala.«
    Die Königin nahm einen tiefen Atemzug. »Und ich heiße Gwynofar. Ganz einfach Gwynofar. Und Du.« Ein mattes Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Zumindest für die Dauer dieser Reise. Einverstanden?«
    Sie gab ihr das Hemd zurück. Ohne zu überlegen, leitete Kamala einen Hauch von Macht in den Stoff, um ihn zu säubern.
    Gwynofar schien überrascht. »Solltest du das wirklich tun?«
    »Wir sind erst in einem Tag so dicht am Heiligen Zorn, dass es Schwierigkeiten geben könnte«, sagte Kamala. Die Magister hätten uns nicht für alle Götter der Welt noch näher herangebracht, aus Angst, ihren kostbaren Hals zu riskieren. Allerdings konnte sie die Zauberer auch verstehen. Es war nicht so, als hätte jemand eine Linie auf die Erde gezeichnet und auf die eine Seite »Hier wirkt Zauberei« und auf die andere »Hier wirkt sie nicht« geschrieben. Lieber ging man auf Nummer sicher, besonders, wenn eine Angehörige des Königshauses mit von der Partie war, und drang ganz profan zu Pferd in die gefährdete Region vor.
    »Aber für eine solche Belanglosigkeit bezahlst du doch einen viel zu hohen Preis. Das würde niemand hier von dir verlangen.«
    Verdammt! Sie hatte die Bemerkung vollkommen missverstanden.
    Keine echte Hexe hätte jemals ihre Macht auf eine so profane Tätigkeit verschwendet. Keine Frau, die bei Verstand war, hätte auch nur eine Minute ihres Lebens dafür geopfert, Erbrochenes aus einem Hemd zu waschen. Du gibst eine miserable Hexe ab , sagte sie sich.
    »Daran hatte ich nicht gedacht«, murmelte sie. Das zumindest entsprach der Wahrheit.
    Gwynofar legte ihr leicht die Hand auf den Arm. »Du bist sehr großzügig, Kamala.«
    Nein, das bin ich nicht , dachte sie. Ich bin ein kaltherziges, Menschen verschlingendes Ungeheuer, nicht anders als die Seelenfresser, die ihr alle so fürchtet. Ihr habt es nur noch nicht gemerkt. »Die Männer warten auf uns.« Sie nickte zum Lager hin, ohne Gwynofar in die Augen zu sehen.
    Warum stürzte sie das Lob dieser Frau in so tiefe Schuldgefühle?
    Als sie ins Lager zurückkamen, waren die Pferde gesattelt, und alles war zum Aufbruch bereit. Kamala reichte dem Soldaten, aus dessen Bündel sie sich bedient hatte, das Hemd zurück, er betrachtete es argwöhnisch und stopfte es dann in eine seiner Taschen. Niemand hier hatte wirklich Vertrauen zu ihr. In der letzten Nacht in der Burg hatte sie ihre Zauberkräfte eingesetzt, um mehrfach heftige Streitigkeiten darüber zu belauschen, warum man sie überhaupt mitnehmen sollte. »Wisst Ihr, wer sie wirklich ist?«, hatte Ullar gefragt. »Oder woher sie kommt? Wer weiß, vielleicht ist sie Anukyats persönlicher Spitzel, vielleicht hat er sie geschickt, um uns auszuhorchen. Das würde jedenfalls erklären, wieso sie genau im richtigen Moment auftauchte, um Rhys zu retten, obwohl außer Anukyat niemand wusste, wo er war.«
    Aber Rhys vertraute ihr, und Gwynofar vertraute Rhys … und so wurden die anderen schließlich überstimmt. Offenbar ein Vorrecht der Lyr . In solchen Dingen waren die Instinkte des uralten Geschlechts über jeden Zweifel erhaben.
    Wie mochte es sein, wenn man sein Leben lang auf eine solche Aufgabe vorbereitet wurde? Wenn alle Welt erwartete,

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