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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Erste.
    Er strich mit den Fingern über die bizarre Säule und zeichnete dünne rote Linien auf den Stein.
    Und habt Erbarmen mit den Lyr, fuhr er fort, denn sie sind eure kostbarsten und zugleich ahnungslosesten Kinder. Man hat ihnen Kräfte verliehen, deren Namen sie nicht kennen, und nun schickt man sie womöglich in den Kampf, ohne dass sie wissen, was ihre Waffen sind.
    Er hatte das Gefühl, als stimmten die Geister der Ahnen in sein Gebet ein.

Kapitel 4
    Colivar hatte damit gerechnet, dass Ramirus sein Herrschaftsgebiet mit magischen Hürden absichern würde, trotzdem ärgerte er sich. Für einen Magister stellte keines der Hindernisse eine wirkliche Gefahr dar, aber sie zwangen ihn, Zeit und Energie zu vergeuden, und insofern waren sie doch eine versteckte Bedrohung.
    Was natürlich beabsichtigt war. Magische Hürden waren bei den Magistern so etwas wie ein Begrüßungsritual, mit dem klipp und klar festgelegt wurde, welchen Status ein Gast im jeweiligen Haus genoss. Bei jeder Barriere musste der Besucher aufs Neue einen Hauch von Macht beschwören, um sie zu überfliegen, sich darunter hindurchzugraben oder sich mit Feuer, Kampf oder List einen Weg auf die andere Seite zu bahnen. Dazu musste der Besucher seinem Konjunkten, dessen Lebensenergien endlich waren, jedes Mal mehr von seiner Kraft entziehen. Ließ sich der Gast auf diese Weise an den Rand der Translatio treiben, sodass er später, wenn er in Ramirus’ Gegenwart Zauberei einsetzen wollte, hilflos wäre? Oder überlegte er sich noch einmal, ob sein Anliegen wirklich wichtig genug war, um ein solches Risiko zu rechtfertigen?
    Colivar kümmerte das wenig. Er hatte sich erst vor Kurzem einen neuen Konjunkten genommen, der wohl nicht so bald erschöpft wäre, wenn es nicht gerade zu einem Kampf der Zauberer käme. Dennoch waren die Fallen ein Ärgernis, und wenn er zufällig die eine oder andere demolierte, während er sie überflog – so setzte er einen verzauberten Wald in Brand, hetzte zwei mutierte Hunde aufeinander und ließ das Wasser in einem Graben ab, sodass die Raubtiere darin auf dem Trockenen lagen und nach Luft schnappten –, so war Ramirus darauf sicher gefasst. Und tatsächlich: Beim Überqueren des letzten Hindernisses – ein riesiges, doppelt mannshohes Heckenlabyrinth – sah Colivar, wie hinter ihm Regen vom Himmel fiel, der sein loderndes Feuer löschte, die Hunde voneinander trennte und den Graben wieder füllte.
    Er lächelte, denn solche Wetterzauber waren kostspielig und konnten das Leben eines Konjunkten um ganze Tage verkürzen. Colivar hatte Ramirus unterstellt, dass er zu stolz wäre, um tatenlos zuzusehen, wie sein Werk zerstört wurde, und er hatte sich nicht getäuscht.
    Im Herzen des Heckenlabyrinths erhob sich ein imposantes Herrenhaus im Stil der Nordlande, weitläufig und streng, mit schmalen Fenstern und efeubewachsenen Türmchen. Colivar glaubte ganz schwach eine Wolke magischer Irritation darüber zu spüren, die die Schwüle des Nachmittags noch drückender machte. Er nahm seine menschliche Gestalt wieder an, entfernte einen Schmutzfleck von seinem schwarzen Leinenhemd und setzte, als er die breite Treppe zum Eingang hinaufstieg, eine feierliche Miene auf. Es wäre ein Fehler gewesen, zu glauben, die Angriffe seien vorüber, nur weil er wohlbehalten sein Ziel erreicht hatte. Magisterspiele wurden auf lange Sicht geplant.
    Die Türen öffneten sich, ohne dass eine menschliche Hand sie bewegt hätte. Ein Hauch von Energie hieß ihn willkommen und wies ihm den Weg. Colivar beschwor ein wenig Athra, um Ramirus’ Absichten zu erkunden, und ließ sich dann in die Tiefen des Hauses führen. Die düsteren Räume, in die nur hin und wieder ein staubiger Sonnenstrahl fiel, erinnerten ihn doch sehr an König Dantons bedrückenden Wohnturm. Du hast dem Haus Aurelius zu lange gedient, Ramirus. Er dachte laut, nur für den Fall, dass sein Gastgeber seine Gedanken zu lesen versuchte: Das hat deinen Geschmack verdorben.
    Schließlich landete er in einer Art von Arbeitszimmer mit vielen Glasschränken, die Bücher, Schriftrollen und sogar ein paar Tontafeln enthielten. Colivar widerstand dem Drang, Letztere mit Zauberei zu untersuchen. Solche Tafeln konnten sehr alt und daher ungemein wertvoll sein, aber vielleicht waren sie auch gefälscht – eine weitere Prüfung, die ihn verleiten sollte, noch mehr Macht zu verschwenden, bevor die Verhandlungen begannen.
    Ramirus erhob sich, als er eintrat; ob seine strenge Miene Respekt

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