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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Ramirus wechselte mit einer knappen Handbewegung das Thema. »Du bist hierhergekommen, um mit mir zu sprechen, Colivar, also sag mir, was du auf dem Herzen hast. Auf leeres Geplänkel kann ich verzichten. Und ich warne dich, sollte ich feststellen, dass du mit deinem Anliegen nur meine Zeit vergeudest, könnte ich dir immer noch die Schäden an meinem Anwesen in Rechnung stellen.«
    Colivar lehnte sich bequem zurück. Seine Haltung sollte entspannte Kollegialität vermitteln, aber sein forschender Blick machte diese Absicht zunichte, und Ramirus würde natürlich durchschauen, dass er ihn in Wirklichkeit belauerte wie ein Raubtier. »Du erinnerst dich doch an den Tag, an dem der Seelenfresser auftauchte? Vor Dantons Palast?«
    Ramirus nickte; ein Mundwinkel ging leicht nach oben. »So etwas vergisst man nicht so leicht.«
    Flügel wie aus Buntglas, durch die das Sonnenlicht fiel, ein messerscharfer Peitschenschwanz, der menschliches Fleisch so mühelos durchtrennte, als wäre es Luft, eine Schönheit, die sich schmerzvoll auf die Seele legte … Colivar schüttelte die Erinnerung nur mit Mühe ab. »Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, bist du … rein zufällig mit einem Heiligen Hüter an dem Schauplatz des Geschehens aufgetaucht. Ziemlich merkwürdig, wie ich fand. Deshalb hat es meine … Neugier geweckt.«
    Eine weiße Augenbraue wölbte sich spöttisch nach oben. »Erwartest du darauf wirklich eine Antwort?«
    »Eine Frage ist immer erlaubt.«
    »Wissen hat seinen Preis, Colivar.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich es umsonst haben will.«
    Ramirus legte nachdenklich die Fingerspitzen aneinander. Neben ihm schwebten Staubteilchen durch einen schmalen Lichtstreifen. Endlich sagte er: »Der Habicht. Der vor Dantons Palast mit dem Seelenfresser kämpfte. Was ist aus ihm geworden?«
    Colivar zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht.«
    Wieder zog Ramirus die Augenbraue hoch. »Das kann ich mir kaum vorstellen.«
    »Denk, was du willst. Er stürzte während des Kampfes ab, und als ich nach ihm suchen wollte, war er verschwunden. Ich weiß über seinen Verbleib nicht mehr als du.«
    »Und seine wahre Identität?«
    »Allem Anschein nach eine Hexe. Ich kann dazu nur Vermutungen anstellen. Aber es scheint mir die wahrscheinlichste Antwort zu sein.«
    Ramirus nickte. »Und hier die Antwort auf deine Frage. Fadir wollte Danton manipulieren, kam zu mir und bat mich, ihm dabei zu helfen. Ich begriff, dass die einzige Person, die das konnte – wenn überhaupt – seine Frau war, die Großkönigin Gwynofar. Und sie …« Seine Miene verdüsterte sich ein wenig. »Sagen wir, sie hatte gute Gründe, sich in dieser Zeit von ihrem Gemahl fernzuhalten. Deshalb wandte ich mich an den Menschen, dem sie am meisten vertraute, ihren Halbbruder Rhys, und beförderte ihn ins Reich des Großkönigs, um die beiden dort zusammenzubringen. Ich wählte für die Landung eine Stelle, die vom Palast möglichst weit entfernt war, weil ich hoffte, damit meine Anwesenheit vor Kostas geheim halten zu können. Als wir eintrafen, war der Kampf bereits im Gange. Du siehst also, Colivar, es war nicht so etwas wie ein … merkwürdiger Zufall, es handelte sich nur um zwei Straßen, die von einem Punkt ausgingen und wenig später von selbst aufeinander zuliefen. Der ›unglaubliche Zufall‹ ihres Zusammentreffens ist nur eine Folge ihres gemeinsamen Ausgangspunkts.«
    Lange war es still. Colivar ließ sich das Gespräch noch einmal durch den Kopf gehen. Endlich sagte er: »Der Habicht war eine Frau. Ich bin mir nicht sicher, ob sie eine Hexe oder ein weiblicher Magister war – Letzteres ist natürlich äußerst unwahrscheinlich –, jedenfalls war sie ein Meister der Verwandlung, wie du selbst sehen konntest.« Er hoffte, Ramirus damit zufriedengestellt zu haben. Doch das war nicht der Fall. Die kühlen blauen Augen kannten keine Gnade. Colivar studierte sein Gegenüber eingehend und suchte abzuschätzen, wie viel er bieten müsste und wie viel das Wissen, das er im Gegenzug bekäme, wohl wert sei. Sein Gegner wartete geduldig, um seine Mundwinkel zuckte lediglich der leise Anflug eines Lächelns. Er genoss das Spiel, ob er nun siegte oder verlor.
    Endlich sagte Colivar: »Ich denke, sie war für Prinz Andovans Krankheit verantwortlich. Und auch für den Tod dieses schwachsinnigen Magisters in Gansang – des Raben oder Flamingos oder wie immer er sich nannte.« Ramirus’ Züge blieben wie in Stein gemeißelt, aber in seinen Augen glaubte

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