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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Meldestationen daraufhin überprüfen, ob sie bemannt und einsatzbereit sind. Wenn der Aufruf zum Krieg kommt …« Er holte tief Luft. »… Ich glaube nicht, dass wir viel Zeit haben werden, um Vorbereitungen zu treffen. Also sorgen wir schon im Vorfeld dafür, dass alles in Ordnung ist.«
    Vierzig Generationen, dachte Rhys. Vor vierzig Generationen hatten die ersten Erzprotektoren einzig für den Fall, dass die Seelenfresser zurückkehrten, eine Kriegerkaste gegründet. Jede dieser vierzig Generationen von Heiligen Hütern hatte darum gebetet, dass die Welt sie niemals brauchen würde; und jede war sich bewusst gewesen, dass solche Gebete vergeblich waren. Die Götter selbst hatten vor der Rückkehr der Ungeheuer gewarnt. Und nun war es so weit.
    Wir werden bereit sein , gelobte Rhys stumm.
    »Als Nächstes wollen wir bestimmen, wer unsere Botschaft weiterträgt«, sagte Favias.
    Damit war die Versammlung beendet. Favias musste nur noch festlegen, wer in die anderen Protektorate reiten und die gewonnenen Erkenntnisse überbringen sollte. Rhys wusste, dass er dafür nicht gebraucht wurde. Er war fest mit dem Keirdwyn’schen Hof verbunden und würde wie immer dorthin geschickt werden, um dem Erzprotektor Bericht zu erstatten. Und dazu sollte er so schnell wie möglich aufbrechen. Schon in wenigen Tagen wollten der Erzprotektor und seine Gemahlin mit ihrem königlichen Gefolge zur Krönung ihres Enkels Salvator Aurelius nach Süden reisen. Wenn Rhys seinen Auftrag nicht vorher noch erledigte, musste er womöglich mit Stevan Keirdwyn und seiner Gemahlin nach Süden ziehen und unterwegs mit ihnen sprechen.
    Beim Gedanken an Evaine Keirdwyn wurde ihm flau im Magen.
    Sie wäre sicherlich die Liebenswürdigkeit selbst , dachte er. Wie immer.
    Das machte es nur noch schlimmer.
    Er schlich sich unauffällig aus dem Versammlungshaus, um die anderen nicht zu stören. Draußen schien die Sonne, und die rot-goldenen Fahnen auf dem Dach knatterten im frischen Sommerwind. Ein tief ausgetretener Pfad schlängelte sich zu den Stallungen hinab, ein anderer führte zum Opferkreis der Heiligen Hüter. Er zögerte kurz, dann schlug er den zweiten Weg ein. Seine Seele bedurfte der Stärkung, bevor er sich mit einer so düsteren Botschaft auf den Weg machte.
    Der Pfad verschwand im Wald, die Gerüche und Geräusche des Versammlungshauses blieben zurück. Zu beiden Seiten drängten die Blaukiefern heran und verströmten ihren würzigen Duft. Der Pfad wand sich zwischen ihnen hindurch und endete nach einem leichten Anstieg auf der Kuppe eines Hügels. Dort hatte man die Bäume gefällt, das Land gerodet und eine kreisrunde Lichtung geschaffen, in deren Mitte ein einzelner Speer stand.
    Die bizarr verkrümmte Felssäule war nicht so groß wie die Speere des Heiligen Zorns und hatte auch nicht ihre unheimliche Ausstrahlung, doch bei ihrem Anblick musste Rhys unwillkürlich an die echten Speere denken … und an den Grund für ihre Existenz. Eine Weile stand er stumm und reglos auf der Lichtung und meditierte über ihre Bedeutung und seine eigene Aufgabe. Am Rand der Lichtung standen Ahnenbäume – genauer gesagt, Protektoren-Bäume –, Blaukiefern, in die man die Abbilder der sieben Ersten Protektoren geschnitzt hatte. Abeja, Brusus, Han, Tonado, Keirdwyn, Alkal und Skandir. Die Rinde hatte ihre Züge überwuchert, sodass es aussah, als hätten sich die Bäume von sich aus menschliche Gesichter wachsen lassen. Alle sieben waren mit den gleichen künstlerischen Mitteln ausgeführt, dennoch war nicht zu übersehen, dass sie so verschieden voneinander waren, wie Menschen nur sein konnten. Nun, warum auch nicht? Sie waren durch eine schreckliche Katastrophe aus allen Ecken der bekannten Welt zusammengetrieben worden. Und als der große Krieg zu Ende war und der Heilige Zorn der Götter die letzten Ungeheuer in einem Niemandsland aus Eis und Schnee eingeschlossen hatte, waren diese sieben zurückgeblieben, um die Barriere vor dem Einsturz zu bewahren und die Geschlechter zu gründen, die eines fernen Tages von Neuem den Kampf gegen die Seelenfresser aufnehmen sollten.
    Die Götter hatten sie Lyr genannt und ihrem Blut einen besonderen Zauber beigemischt, der erst zum Leben erwachen sollte, wenn die Seelenfresser zurückkehrten. So wurde es jedenfalls in den Mythen verheißen. Inzwischen waren die meisten Bewohner der Nordlande zumindest entfernt mit dem einen oder anderen Erzprotektor verwandt, was bedeutete, dass sie alle etwas von der Gabe

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