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Die Seelenzauberin

Die Seelenzauberin

Titel: Die Seelenzauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Tod ihres Volkes nicht zugelassen hätten –, sie waren umgebracht worden. Geopfert. Jedenfalls behauptete das dieser Fremde.
    Wenn das die Wahrheit ist , dachte Anukyat grimmig, dann ändert es alles.
    »Ich will sehen«, sagte er leise. Steckte sein Schwert ein. Gab seinen Bogenschützen ein Zeichen, die Waffen zu senken.
    Der Fremde nickte und wandte sich ab, um vor ihm den Hang hinaufzusteigen. Aber Anukyat hielt ihn zurück. »Wartet.«
    Der andere drehte sich um und sah ihn fragend an.
    »Ihr habt mir Euren Namen nicht genannt.«
    Lange Zeit starrte ihn der Fremde nur an. Sein Blick war seltsam, nicht ganz menschlich, aber Anukyat wusste nicht zu sagen, ob er mehr oder weniger ausdrückte als der Blick eines Menschen.
    »Nyuku«, sagte er. »Ich heiße Nyuku.«
    Sie machten sich an den Aufstieg.

Kapitel 26
    Am ersten Morgen der Reise musste sich Gwynofar übergeben. Sie stolperte zwar ein paar Meter vom Lager weg, aber alle konnten sie deutlich hören. Rhys wollte ihr folgen, doch Kamala fasste ihn am Arm und sagte leise: »Frauensache.« Nach ihrer Erfahrung genügte dieses Wort, um jeden Mann sofort zurückzucken zu lassen, und das bestätigte sich auch dieses Mal wieder.
    Jemand musste sich notgedrungen um Gwynofar kümmern, und da Kamala außer ihr die einzige Frau im Lager war, schnappte sie sich das nächstbeste Stück Stoff – eigentlich war es ein Ersatzhemd, aber es musste eben als Mundtuch herhalten – und folgte ihr.
    Die Königinmutter lag auf den Knien und zitterte. Es dauerte lange, bis sie bemerkte, dass jemand neben ihr stand; als sie aufschaute, reichte ihr Kamala das Tuch.
    »Danke.« Sie wischte sich das Gesicht ab, dann scharrte sie Erde und Moos zusammen und bedeckte damit das Erbrochene. Wie eine Katze , dachte Kamala. Immer auf Reinlichkeit bedacht.
    Vielleicht hätte sie besser geschwiegen, doch die Worte kamen ihr wie von selbst über die Lippen. »Ihr seid guter Hoffnung?«
    Gwynofar seufzte. Dann nickte sie.
    »Wissen die anderen davon?«
    »Rhys weiß Bescheid. Ramirus auch. Ich bin nicht sicher, wen man sonst noch eingeweiht hat.«
    »Also … nur damit ich ganz klarsehe: Ihr reist in feindliches Gebiet, Ihr setzt Euer Leben aufs Spiel, Ihr stürzt Euch in ein Abenteuer, das viel Kraft und Ausdauer erfordert … und seid schwanger?«
    Ein spöttisches Lächeln umspielte den Mund der blonden Frau. »Das sind die Grundzüge des Plans.«
    Kamala schüttelte fassungslos den Kopf. »Ihr seid entweder sehr tapfer oder sehr töricht.«
    »Ich bin Lyra .« Sie erhob sich unsicher. »Eine der Gaben, die uns die Götter schenkten, ist die Fähigkeit, unsere Kinder ohne Schmerzen oder Beschwerden auszutragen.« Sie legte die Hand auf ihren Leib. »Mein Sohn wird mich nicht behindern.«
    »Auch die Lyra leiden also unter Morgenübelkeit?« Kamalas Stimme klang unwillkürlich scharf. »Wie ganz gewöhnliche Bäuerinnen?«
    Ein Schatten huschte über Gwynofars Gesicht. Sie sagte nichts.
    »Ihr habt doch mehr Kinder«, beharrte Kamala. »Hattet Ihr diese Übelkeit auch, als Ihr sie in Eurem Leib getragen habt?«
    »Nein«, sagte Gwynofar leise. »Nein, das hatte ich bisher noch nie.«
    »Dann verzerrt der Heilige Zorn vielleicht auch die Lyr -Magie, so wie er jede andere Zauberei gegen sich selbst kehrt.« Die Bemerkung war grausam, und das war ihr auch bewusst, aber die stille Arroganz dieser Frau lockte ihre schlimmsten Eigenschaften hervor.
    Gwynofar zog hörbar die Luft ein und stand für einen Moment völlig reglos da. Kamala hörte, wie hinter ihnen die Männer die Pferde für den nächsten anstrengenden Tagesritt fertig machten. Alle hielten betont Abstand von den beiden Frauen.
    »Was habt Ihr eigentlich gegen mich?«, fragte Gwynofar. »Ich kann mich nicht erinnern, Euch jemals schlecht behandelt zu haben.«
    Du bist verweichlicht und empfindlich, und die Männer kriechen vor dir, als könntest du die Sonne auf- und untergehen lassen. Seit dem Tag deiner Geburt hat man dir alles auf dem Silbertablett serviert, und ich glaube nicht, dass du irgendwann einmal nach dem Preis gefragt hast. Selbst wenn es darum geht, seine Kinder unter Schmerzen zu gebären – das Einzige, worin wirklich alle Frauen gleich sind –, bliebst du auf wundersame Weise verschont. Kurzum, du hast alles, was eine Frau sich nur wünschen kann, aber du kennst den Wert all dieser Vorzüge nicht, denn du musstest dich niemals bewähren. Wenn du dich also übergeben musst wie eine einfache Bäuerin, Majestät, dann

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