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Die Seelenzauberin

Die Seelenzauberin

Titel: Die Seelenzauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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sie der Gardist noch nie gesehen hatte, und hielt in einer Hand ein Kurzschwert und in der anderen einen kleinen runden Schild. Auch seine Haltung war auffallend, denn sie verriet jene unwillkürliche Anspannung aller Muskeln, wie sie gewöhnlich einem Kampf vorausging. Aber was gab es hier oben zu bekämpfen? Und warum war er so seltsam angezogen? Eigentlich müsste man sich das zusammenreimen können , dachte der Gardist, aber es fiel ihm unerklärlich schwer, sich mit den Fragen zu beschäftigen.
    Dann trat der andere vor, um einem zweiten Krieger hinter sich Platz zu machen, und im Kopf des Gardisten löste sich eine Sperre.
    »Zu den Waffen …«, rief er, und er hätte noch mehr gesagt, doch da schwang der Fremde auch schon sein Schwert. Die Klinge fuhr ihm blitzschnell über die Kehle, er brachte keinen Laut mehr hervor und brach blutüberströmt in die Knie. Seine Kameraden drehten sich wie gebannt zu den Eindringlingen um. Inzwischen stand ein zweiter Mann im Raum, ebenso seltsam gekleidet und ebenso gut bewaffnet wie der erste. Und dahinter stieg ein dritter Krieger die Treppe herauf. Der Turm wird angegriffen , dachte der Verletzte, dann wurde es dunkel um ihn. Bevor er vollends das Bewusstsein verlor, dachte er noch: Warum?
    Das hervorspritzende Blut schien alle wie aus tiefem Schlaf zu wecken, sie erkannten die Gefahr, und ihre geschulten Reflexe übernahmen die Kontrolle. Drei Gardisten rissen Speere aus den Wandhalterungen und richteten sie entschlossen auf die Treppe, um den dritten Eindringling abzuwehren und auch jeden weiteren am Betreten des Raumes zu hindern. Nur die Götter wussten, wie viele noch da unten warteten! Aber der Mann ließ sich von der Waffenphalanx nicht abschrecken, er lenkte einen Speer geschickt mit dem Schild an seinem linken Arm ab, während er einen zweiten mit dem Schwert parierte. Seine Bewegungen waren gezielt und sparsam, und er drehte sich während des Kampfes unentwegt nach allen Seiten, was es sehr schwierig machte, ihm in den Rücken zu fallen. Schritt für Schritt drang er weiter vor, und obwohl sich die drei nach Kräften bemühten, gelang es ihnen nicht, ihn aufzuhalten.
    Jetzt zogen auch die anderen Alkalier ihre Waffen, der Bann, der bisher ihre Sinne gelähmt hatte, war gebrochen. Doch sie hatten für ihre Unentschlossenheit bereits teuer bezahlt. Vorbei an ihren Kameraden, die in ihrem Blut lagen, stürzten sich die zwei bisher noch nicht zum Einsatz gekommenen Gardisten erbittert auf die Eindringlinge und wollten ihnen nicht mehr den geringsten Vorteil zugestehen. Dem einen floss Blut aus einem Arm, dem anderen aus dem Bein, auf beiden Seiten rasten die Klingen hin und her, umgingen Schilde und durchdrangen Paraden. Einer der Alkalier wäre fast in einer Blutlache ausgerutscht, und sein Gegner, dessen weiche Schuhe mit übernatürlicher Reibungskraft am Boden hafteten, nützte die Unsicherheit prompt aus, stieß dem Gegner von vorne die Klinge durch die Schulter und durchtrennte mehrere wichtige Muskeln. Doch der Alkalier nahm sein Schwert einfach in die andere Hand und kämpfte mit verbissener Miene weiter. Blut hält mich nicht auf , warnte dieser Ausdruck. Und Schmerz auch nicht.
    Dann gelang es einem Speerkämpfer, die Deckung des dritten Eindringlings zu durchdringen und ihm seinen Speer unter dem erhobenen Arm hindurch tief in den Rumpf zu stoßen. Die Spitze schrammte gegen den Knochen, doch er trieb sie noch weiter hinein und wurde mit einem neuen Blutschwall belohnt. Das aufgespießte Opfer konnte seinen alkalischen Gegnern nicht mehr ausweichen. Ein zweiter Alkalier sprang vor und schnitt ihm obendrein die Kehle durch. Als er zusammensackte und zuckend am Boden lag, packte ihn der dritte Verteidiger und zerrte ihn von der Treppe weg, damit ihm niemand von unten folgen und ihn als lebenden Schutzschild benützen konnte. Dadurch war die Speerwand allerdings für einen Sekundenbruchteil offen, und ein vierter Angreifer stürmte bereits die Treppe herauf. Doch blitzschnell befreite der erste Gardist seinen Speer, drehte sich um und deckte den Zugang, und alle trieben den Angreifer gemeinsam wieder zurück in die Tiefen des Turms.
    Nun holte einer der Alkalier ein Versäumnis nach. Er trat einen Schritt zurück und griff nach einem Horn, das zwischen zwei Fenstern hing. Einer der Eindringlinge erkannte, was er vorhatte, und machte einen Satz, um ihn aufzuhalten, doch zu spät! Ein zweiter Alkalier warf sich gegen ihn und stieß ihn beiseite. Das Horn war

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