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Die Seelenzauberin

Die Seelenzauberin

Titel: Die Seelenzauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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überhörte.
    »Turmraum oder Treppe?«
    »Turmraum.«
    Wie die Dinge standen, konnten sechs Mann den oberen Raum gegen einen Angriff von unten leicht verteidigen. Der Knoten in Rhys’ Magen wurde noch härter.
    Der Hauptmann fragte leise: »Haben sie uns schon bemerkt?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete der Vogel. »Sie suchen außerhalb des Turms.«
    Unsere Spuren , dachte Rhys grimmig. Ramirus hatte mit seinem Zauber verhindert, dass sich der Feind mit ihnen selbst zu eingehend beschäftigte, aber mit den Spuren, die sie hinterlassen hatten, hätte er leichtes Spiel. Und wenn die Alkalier sich erst den Turm selbst genauer vornahmen, würden sie auch erraten, was geschehen sein musste. Sie brauchten nur an den richtigen Stellen nach Hinweisen zu suchen.
    Die Zeit wurde knapp.
    »Wird der Eingang bewacht?«, fragte der Hauptmann.
    Kamala überlegte, dann schüttelte sie den Kopf.
    Der Hauptmann machte ein grimmiges Gesicht. »Ramirus’ Schutz wirkt also noch immer.« Er sprach so leise, dass nur die kleine Gruppe seine Stimme hören konnte. »Wir wissen allerdings nicht, inwieweit er uns hier noch helfen kann. Vielleicht gestattet er uns noch, in den oberen Raum einzudringen, aber wenn die Soldaten erst auf uns aufmerksam geworden sind, sollten wir nicht mehr damit rechnen.« Er musterte mit schmalen Augen die grauen Gewänder mit der Tarnbemalung, die so wenig in diese Umgebung passten. Ramirus’ Zauberei könnte sie dennoch unsichtbar machen, aber sicher war das nicht. Vielleicht hatte die Zitadelle aus besseren Zeiten sogar noch eine eigene magische Verteidigung, die jeden fremden Zauber entkräftete. Das würden sie aber erst erfahren, wenn sie unter Einsatz ihres Lebens die Probe aufs Exempel machten.
    Nun heißt es alles oder nichts , dachte Rhys grimmig. Und mit diesem Gedanken überkam ihn kalt und unabweisbar die Gewissheit: Ich bin bereit für den Tod.
    »Ich gehe voraus«, sagte er.
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf. »Ihr bleibt bei der Königin. Das andere ist unsere Aufgabe.«
    Gwynofar nickte. Wenn sie verstanden hatte, in welch verzweifelter Lage sie sich inzwischen befanden, so ließ sie es niemanden merken. »Wo wollt Ihr uns haben?«
    »Ganz am Ende. Wenn wir es schaffen, den oberen Raum einzunehmen, folgt Ihr uns. Wenn nicht …« Seine Miene verriet finstere Entschlossenheit.
    »Ich verbürge mich für ihre Sicherheit«, versprach Rhys. Was für große Worte; ob Gwynofar spürte, wie wenig dahinterstand? Wenn diese Männer scheiterten, wäre ein schneller Rückzug ihre einzige Hoffnung. Aber wohin? Und wozu? Sie waren hier, um eine Aufgabe zu erfüllen, sie konnten nicht unverrichteter Dinge wieder abziehen. Es stand zu viel auf dem Spiel! Wo sollten sie noch hin, wenn der Feind erst entdeckte, dass sie hier waren?
    Der Hauptmann nickte ernst, dann sah er den Vogel an. »Lasst uns wissen, wenn sich etwas verändert.«
    Kamala nickte einmal mit dem Kopf und flog wieder zum Fenster hinaus.
    »Nun gut.« Der Hauptmann schloss kurz die Augen und bewegte in einem stummen Gebet die Lippen. »Der Wille der Götter geschehe«, flüsterte er und nickte seinen Männern zu. Dann machten sie sich an den Aufstieg.

    Die sechs Alkal-Gardisten wussten nicht genau, wozu Meister Anukyat sie in das oberste Turmzimmer geschickt hatte, aber sie konnten sich ausmalen, was sie erwartete, wenn sie mit leeren Händen zurückkehrten. »Sucht Land und Himmel nach allem ab, was unnatürlich ist«, hatte er befohlen. »Nach jedem Hinweis auf einen Versuch, Zauberei einzusetzen.«
    Mehrere Gardisten murmelten Verwünschungen vor sich hin, während sie durch die schmalen Fenster des Beobachtungsstands lugten und sich den Kopf darüber zerbrachen, was man darunter in einem Land verstehen sollte, wo der Heilige Zorn ohnehin so gut wie alles unnatürlich erscheinen ließ. Wie sah Zauberei überhaupt aus? Zuletzt hatten sie noch gehört, sie könne in dieser Gegend gar nicht angewendet werden. Wie also war das Ansinnen ihres Vorgesetzten zu beurteilen?
    Als einer der Gardisten sich von der leeren Landschaft ab- und einem Kameraden zuwandte, glaubte er, aus dem Augenwinkel in der Mitte des Raumes eine Bewegung zu erkennen. Jemand kam von unten herauf, um ihnen zu helfen. Ist das nicht großartig? , dachte er spöttisch. Hilfe beim Nichtstun. Er drehte sich um und wollte den Neuankömmling mit einer zynischen Bemerkung begrüßen, aber die Worte blieben ihm in der Kehle stecken.
    Der Mann trug grau gefleckte Kleidung, wie

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