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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Abschätzen einer Kanonade. Ein Schuß zu hoch, einer zu niedrig, der nächste würde treffen.
    Er sagte: »Übrigens, sie sprach mich an, bevor wir den Hafen verließen.«
    Bolitho staunte. »Sie sprach dich an?«
    Allday war verletzt. »Nun, einige Frauen sind eben so frei, mit unsereinem zu reden.«
    Bolitho beschwichtigte ihn. »Bitte keine Späßchen, Alter.«
    Allday fuhr fort: »Sie war aufrichtig um Sie besorgt und wollte Sie das irgendwie wissen lassen.«
    Bolitho hieb die Faust auf die verwitterte Reling. »Und ich habe nicht einmal versucht, sie zu verstehen! Jetzt habe ich sie verloren!« brach es aus ihm heraus.
    Allday guckte ins Leere. »Ich kannte mal ein Mädel in meinem Dorf. Es war richtig verschossen in den Sohn des Gutsherrn. Ein junges Blut war sie, wie für ihn gemacht, aber sie war überhaupt nicht vorhanden für ihn, diesen Bastard – ‘tschuldigung, Sir Richard. Eines Tages warf sie sich vor seine Kutsche. Ich vermute, sie konnte es nicht länger ertragen, übersehen zu werden.« Er studierte seine verarbeiteten Hände. »Sie wurde überfahren und starb.«
    Bolitho rührten diese schlichten Worte, und er fragte sich, was Allday ihm damit sagen wollte. Hatte Catherine etwa seinetwegen diese Reise unternommen? Warum hatte er nicht erkannt, daß ihre Liebe nicht auf die leichte Art zu gewinnen war? Er dachte an Valentine Keen und an sein Mädchen mit den Mondscheinaugen. Der hatte viel riskiert und darum auch alles gewonnen.
    Allday entschuldigte sich und ging, wahrscheinlich um mit seinen Freunden oder mit Ozzard in der Anrichte einen Schluck zu trinken. Mr. Penhaligon, die breiten Hände in die Hüften gestemmt, begutachtete den Stand jedes neu gesetzten Segels. Haven schmollte und spähte auf den Kompaß. Hinter ihm wartete Parris, er wollte die Wache wegtreten lassen. Von unten kam das regelmäßige Quietschen der Pumpen, die alte
Hyperion
hatte alle in Betrieb. Dennoch – Bolitho lauschte –, da war ein neues Geräusch, das sich vordrängte.
    »Geschützfeuer!« rief er plötzlich.
    Die Schärfe in seiner Stimme ließ mehrere Männer zusammenzucken. Allday, der sich noch auf der Treppe befand, drehte sich um. Dann meldete der Signalfähnrich aufgeregt: »Aye, Sir Richard, ich höre es auch!«
    Haven schritt ebenfalls zur Reling und drehte den Kopf in die Richtung, offenbar ohne etwas zu vernehmen. Jenour kam angerannt. Bolitho beschattete die Augen, als der Fähnrich rief: »Signal von
Phaedra,
Sir! Segel im Nordwesten!«
    Männer kletterten in die Wanten. Ihr Unbehagen schien vergessen, jedenfalls im Moment.
    Jenour fragte: »Was hat das zu bedeuten, Sir Richard?«
    Bolitho befahl, daß
Phaedra
sich absetzen und aufklären sollte. Minuten später, als das Signal bestätigt war, kam er auf Jenours Frage zurück: »Das war ein kleines Kaliber, Stephen, Drehbassen oder dergleichen.«
    Wieso hatte er es gehört, viele andere um ihn herum aber nicht? Er sagte: »Signal an die Brigg
Tetrarch,
sie soll zu uns aufschließen.«
    Allday sah der Korvette nach und bemerkte beifällig: »Donnerwetter, seht mal, wie die dahingeht.«
    Ihr Kupferboden glänzte im diesigen Sonnenlicht, als sie schnittig wendete und mehr Segel setzte, bis sie auf Steuerbordbug hart am Wind lag.
    Allday fügte hinzu: »Wie Ihre
Sparrow
damals, Kapitän.«
    Schnell verbesserte er verlegen: »Sir Richard, meine ich.«
    Bolitho nahm ein Teleskop aus dem Gestell. »Ich erinnere mich. Hoffentlich weiß Jung-Dunstan sie zu schätzen.« Dann senkte er das Fernrohr; zuviel Gischt und Dunst.
    War es vielleicht ein Freibeuter, der mit einem Barbudahändler die Klingen kreuzte? Oder einer der Lokalpatrioten, der Wind und See trotzte und eine feindliche Korvette verfolgte?
Phaedra
würde es bald wissen. Es konnte auch ein Köder sein, um sie vom Schatz fortzulocken. Er lächelte grimmig. Wie würde Haven nun reagieren?
    »Nordwest zu Nord, Sir!« Der Rudergänger mußte schreien, um sich bei dem heulenden Wind Gehör zu verschaffen. Er drückte die Korvette so weit auf die Seite, daß es fast unmöglich wurde, aufrecht an Deck zu stehen.
    Commander Alfred Dunstan suchte Halt an der Reling und schob den Zweispitz auf dem rotblonden Haar zurecht. Er führte die
Phaedra
jetzt achtzehn Monate. Es war sein erstes selbständiges Kommando, und wenn das Glück ihm treu blieb, würde demnächst die begehrte Epaulette seine rechte Schulter schmücken. Das wäre dann der erste Schritt zum Vollkapitän.
    Er brüllte: »Zwei Strich mehr nach

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