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Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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von einem Augenblick zum anderen ändern konnte. Sie war real, und ihre übernatürlichen Fähigkeiten waren stark. Er war im selben Raum mit ihr gewesen und hatte mit ihr kommuniziert, und da er den geistigen Pfad zu ihr nun kannte, konnte sie ihm nicht mehr entkommen. Doch es würde nicht leicht sein ohne ihren Namen und ohne einen Ansatzpunkt.
    Er merkte, dass sein Herz vor Freude höher schlug. Eine Seelengefährtin war das Letzte, was er auf dieser langen Rückreise in sein Heimatland zu finden erwartet hatte. Dass sie keine Karpatianerin war, bestürzte ihn ein wenig, aber auch der Prinz war eine Verbindung mit einer menschlichen Frau eingegangen, sodass es also möglich war. Und Traian brauchte diese Frau zum Überleben. Er musste sie wiederfinden. Es fiel ihm nicht leicht, sich zu beherrschen und nicht wie ein Irrer aus der Höhle in die aufgehende Sonne hinauszustürmen.
    In einem langen, herausfordernden Zischlaut stieß Traian den Atem aus. Die Frau gehörte ihm. Sie war die andere Hälfte seiner Seele. Er hätte sie auf der Stelle an sich binden sollen, doch die Entfernung zu ihr war zu groß, und falls es zu lange dauerte, bis er sie fand, würden die rituellen Worte eine verheerende Wirkung auf sie beide haben. Nein, zuerst musste er wieder auf die Beine kommen, und dann würde er sich voll und ganz darauf konzentrieren, sie zu finden.
    Und so legte er sich wieder zurück und schwenkte die Hand, um die kleine Menge Schlamm und Erde, die er entdeckt hatte, über sich zu schließen, stellte die Tätigkeit von Herz und Lunge ein und ließ sich vom Gesang der Erde in einen tiefen, heilenden Schlaf versetzen.

Kapitel zwei
    J ubal Sanders blickte zum Himmel auf, an dem sich schwere, dunkle Wolken türmten. Auch die Temperatur fiel in erschreckendem Maße, bemerkte er. »Es wird sehr schnell Nacht werden, wenn es so weit ist«, verkündete er. »Uns bleiben vielleicht noch zwei Stunden bis Sonnenuntergang. Wenn wir nicht hier oben am Hang kampieren wollen, müssen wir den Abstieg beginnen.«
    »Du bist verrückt, Joie, hier oben ist nichts.« Gabrielle Sanders ließ sich in einer anmutigen Bewegung auf dem Boden nieder, zog die Knie an und blickte aus kühlen grauen Augen zu ihrer Schwester auf. »Hör auf, dich verrückt zu machen, und genieß die Aussicht! Es ist atemberaubend schön hier oben. Du bist jetzt schon seit Stunden so nervös.« Gabrielle legte den Kopf zurück, um zum Himmel aufzuschauen. »Wir sind eine Ewigkeit geklettert. Wenn hier etwas zu finden wäre, hättest du es längst entdeckt.«
    »Ich mache mich nicht verrückt, Gabrielle«, beharrte Joie. »Oder vielleicht bin ich es ja schon.«
    Plötzlich trat Stille ein. Der Wind verstummte, und nur ein einsamer Habicht kreischte erbost, als er seine Beute nicht erwischte. Gabrielle wechselte einen langen Blick mit ihrem Bruder, und beide sahen ihre jüngere Schwester an, die völlig auf den Felsen konzentriert zu sein schien, den sie untersuchte.
    »Nun, das beruhigt mich ja ungemein, nachdem ich die ganze Zeit gedacht hatte, ich sei es, die nicht normal ist«, erwiderte Gabrielle lachend.
    Joie atmete langsam ein und wieder aus. Sie wusste, dass ihr Verhalten den anderen verrückt, ja fast schon durchgeknallt erscheinen musste. Aber was sollte sie Gabrielle und Jubal sagen? Dass sie in Wahrheit schon vor Wochen den Verstand verloren hatte und dies ein letzter verzweifelter Versuch war, sich ihre Zurechnungsfähigkeit zu bewahren? Dass sie nicht scherzte, sondern eigentlich irgendwo eingesperrt gehörte und mit Psychopharmaka behandelt werden müsste?
    Sie war in diesem Krankenhaus in Österreich mit einem merkwürdigen Geräusch in ihrem Kopf erwacht, einer Art unaufhörlichem Gewisper, das die Stimme eines Mannes war, aber nicht irgendeines Mannes, sondern die ihres geheimnisvollen, sexy Fremden. Sie konnte sich nicht vorstellen, Gabrielle und Jubal zu erzählen, dass sie während einer ihrer Astralreisen einem superattraktiven Mann begegnet war. Oh ja, und nicht zu vergessen die Tatsache, dass er sich tief unter der Erde in einem Netzwerk unerforschter Höhlen in Rumänien befunden hatte. Sie würden sie einsperren und den Schlüssel wegwerfen.
    Aber sie konnte einfach nicht mehr aufhören, an ihn zu denken, und war sicher, dass sie krankhaft besessen von einem Hirngespinst, einem bloßen Fantasiebild war. Wie könnte er auch real gewesen sein? Die Ärzte hatten ihr gesagt, sie sei sehr lange bewusstlos gewesen. Wer wusste schon, was im

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