Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sehnsucht Meines Bruders

Die Sehnsucht Meines Bruders

Titel: Die Sehnsucht Meines Bruders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters
Vom Netzwerk:
verdiente Mitarbeiter vor den Kopf zu stoßen, indem man für Beförderungen Leute von Außerhalb heranzog. Die brachten zwar frischen Wind und neue Ideen, aber auch Unruhe. Im schlimmsten Fall waren alle Mitarbeiter dann ein halbes Jahr oder länger mit sich selbst und den Umwälzungen beschäftigt, anstatt für die Gäste da zu sein. Eine gute Idee war das nur für Hotels, die schon zu lange im gleichen Fahrwasser schwammen.
Wir dagegen präsentierten uns jung und frisch. Alles lief wie eine gut geölte Maschine. Ich würde den Teufel tun und Sand ins Getriebe werfen.
Was ich natürlich nicht wusste war, ob Claire die notwendigen Führungsqualitäten entwickeln konnte. Sie war intuitiv und emotional, in dieser Hinsicht glichen wir uns. Gute Eigenschaften für die Leitung eines Hotels, die viel Kreativität erforderte. Doch würde sie es auch schaffen, diese Emotionalität im richtigen Moment hinter einer Fassade zu verstecken, um Unangenehmes von sich fern zu halten?
Unseren Gästen las sie die Wünsche von den Augen ab, konnte sich in jeden hineinversetzen, hatte Phantasie, Geschmack und Charme. Aber konnte sie auch überzogenen Forderungen von Gästen und Personal kühl und gelassen entgegentreten?
Nun, ich hatte keinen Grund, an ihr zu zweifeln, bisher hatte sie sich nach Außen hin professionell verhalten. Den einen oder anderen kleinen Ansturm würde sie bestimmt verkraften.
* * *
    James sah ich erst abends wieder. Er saß neben Lisa an der Bar des Hotels, in ein eifriges Gespräch vertieft. Ich staunte, die beiden kamen sich ja schnell näher. Tony, der Barmann, und ich nickten uns zu, als ich mich auf den freien Hocker neben Lisa sinken ließ.
    Sie gab mir einen langen Kuss, aber ich war zu angespannt, um ihn wirklich genießen zu können. Ich öffnete die Augen und James begegnete meinem Blick über Lisas Schulter hinweg mit einem etwas unsicheren Lächeln.
    Dann gaben wir uns die Hand wie zwei Fremde.
„Dachte schon, du würdest deinen Bruder gleich am ersten Abend versetzen.“, sagte er neckend, und ich muss wohl ein grimmiges Gesicht gemacht haben, denn er lachte leise und ein wenig spöttisch. Lisa und er schienen schon ziemlich einen im Kahn zu haben.
Ich lockerte unbehaglich meine Krawatte.
Tony kam und sah mich fragend an. „Wie immer?“
Ich nickte „Einen doppelten.“ Ich konnte es kaum abwarten, bis das Glas vor mir stand und nahm sofort einen großen Schluck. Ahhh ... das war schon besser. Tony wusste genau, wie viel Wasser der Laphroaig benötigte, um weich und warm die Kehle hinunterzurinnen. Das torfige Aroma des Whiskys war für mich der Inbegriff von wohliger Entspannung.
„Dein Bruder ist so lieb, Ray, warum hast du ihn bisher vor mir versteckt?“ Lisas dunkelgrüne Augen blitzten schelmisch, und ich beschloss, auf ihre Anspielung einzugehen.
„Vielleicht, weil ich mich vor der Konkurrenz fürchte?“
Sie lachte, küsste mich zärtlich und diesmal vertiefte ich mich aufseufzend in sie. Sie war der stille Hafen, der mich aufnahm, wenn draußen die Stürme tobten.
„Bei mir hast du nichts zu fürchten, mein schöner Krieger.“ flüsterte sie an meinem Mund.
Ich schenkte ihr ein zärtliches Lächeln, sah auf und begegnete einem unergründlichen Blick aus blauen Eisaugen, die mich seltsam wund und verschlossen betrachteten. Hastig sah ich weg.
„Kommt, lasst uns von hier verschwinden. Im Dorf unten gibt es ein ganz nettes Lokal, Mischung aus Disko und gemütlicher Bar. Hier wird jede unserer Bewegungen zu genau unter die Lupe genommen. Und ich möchte doch mit dieser kleinen Elfenkönigin hier tanzen.“ Ich gab Lisa einen Kuss auf die Nasenspitze und hob sie vom Barhocker.
„Sollen wir laufen? Es ist nur eine Viertelstunde von hier. Die Luft ist warm. Kann die Bewegung gebrauchen, wenn ich schon mal aus dem Büro komme.“
Niemand hatte etwas einzuwenden, die beiden waren seltsam still geworden, und so schlenderten wir den Hügel hinunter.
Lisa hakte sich bei James ein und ging voraus, während ich genüsslich ihre zart gerundete Figur bewunderte. Sie war viel kleiner als James, der fast so groß war wie ich, aber das machte sie durch Lebhaftigkeit wett. Sie hüpfte neben der schlanken Gestalt meines Bruders her, der mit geschmeidigen fließenden Bewegungen auf ihre körperliche Herausforderung einging.
Heute Abend hatte seine Jeans keine Löcher, saß aber so tief auf den Hüften und so eng, dass sie die kleinen Rundungen seines knackigen Hinterteils besonders betonte. Beim

Weitere Kostenlose Bücher