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Die Sehnsucht Meines Bruders

Die Sehnsucht Meines Bruders

Titel: Die Sehnsucht Meines Bruders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters
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Anblick des lasziven Auf- und Ab seiner schmalen Hüften über außergewöhnlich langen Beinen regte sich mein Magen.
Ich stöhnte und sah hinauf zu den Sternen. Drei Wochen! Drei lange Wochen mit einem Mann, den ich so abgrundtief hasste, dass mir schon allein bei seinem Anblick übel wurde. Wie hatte Robert mir das nur antun können? In den ersten Monaten nach James‘ Erscheinen in unserem Haus am Vierwaldstädter See hatten wir uns nur gestritten. Gut, vielleicht war ich selbst Schuld. Ich behandelte ihn ziemlich mies. Aber er war auch kein Engel, reizte mich bei jeder Gelegenheit bis zur Weißglut, nutzte all den Grips seiner zwölf Jahre dazu, es mir auf jede erdenkliche Art heimzuzahlen.
Schließlich litten wir alle so sehr unter der Situation, dass Vater beschloss, mich früher nach Bozen zu schicken als geplant. Ich schloss also die Hotelfachschule in Südtirol ab und arbeitete mich gleichzeitig in unserem Hotel immer weiter hoch. Wie Vater prophezeite, fiel mir das alles leicht.
Was mich jedoch erst in Depressionen stürzte und dann bewirkte, dass ich mein Pokerface zu einer stattlichen Burgmauer um mich herum ausbaute, war die plötzliche Trennung von meinem Vater. Das Bewusstsein, er liebe jemand anderen! Wie konnte er mich einfach so ersetzen? Wir telefonierten zwar regelmäßig, doch das innige, ja symbiotische Verhältnis, das uns bis dahin verband, war zerstört. Da konnte es mich kaum noch mehr herunterziehen, als ich hörte, dass er James tatsächlich adoptierte.
Die Enttäuschung über die ‚Abschiebung‘, als die ich meine Abreise nach Bozen damals empfand, schmerzte so sehr, dass ich schwor, ich würde nie wieder ein anderes Lebewesen, sei es Mensch oder Tier, so nahe an mich und mein Herz heran lassen.
Mit der Zeit sagte man mir in Geschäftskreisen nach, ich sei so kalt wie die Gletscher in den Bergen hinter unseren Hotels. Der Iceman. Keiner ahnte, wie viel Kraft es mich gekostet hatte, meine von Natur aus starken Empfindungen an die Kette zu legen.
Nun wird man einwenden, was ich denn dann mit einer Verlobten wollte. Dazu musste man Lisa kennen. So lebhaft, sprunghaft, lustig und spontan sie war, so wenig empfindsam war sie auch. Bei ihr ging nichts besonders tief. Sie heiterte mich auf, gab mir Stabilität und brachte ein wenig Sonne in mein Leben, forderte von mir aber wenig.
So hatte sie zum Beispiel nicht den geringsten Ehrgeiz, hinter meine Fassade zu blicken. ‚Meine Tiefen auszuloten‘!“, dachte ich grimmig. Wie das heute so in Mode war. Eine andere Frau hätte mich bestimmt nicht eher in Ruhe gelassen, bis sie alles an mir gründlich analysiert und zerredet hätte.
Lisa ließ mir meine Geheimnisse, wollte nur selten einer Sache auf den Grund gehen und dafür war ich ihr dankbar. Was sie sah, das bekam sie auch, und das genügte ihr. Dachte ich jedenfalls, und natürlich war es sehr bequem, so zu denken.
Und ohne es zu wissen, half sie mir jetzt über die unangenehme Situation hinweg, meinen Bruder nach so langer Zeit wiederzusehen. Vater und er hatten mich zwar hin und wieder besucht, und auch ich war das ein oder andere Mal in die Schweiz gefahren. Die Reisen hatten jedoch immer mehr oder weniger den Charakter von Geschäftsreisen. Ein, zwei Stunden in einem Café oder Restaurant, verbracht mit den notwendigsten Besprechungen, dann verzog ich mich wieder.
Trotzdem stellte mich die Zeit, die ich mit ihnen verbrachte, auf eine harte Probe. Ich brauchte jedes Mal ein paar Tage, um mich hinterher davon zu erholen. Nicht, dass ich mir das hätte anmerken lassen.
Natürlich, Robert spürte zwar, wie ich mich innerlich vor ihm zurück zog. Er bedauerte es, vielleicht war er sogar traurig, keinen Weg mehr in die altgewohnte Vertrautheit zu finden. Aber er fand sich überraschend schnell damit ab. Und ich hütete mich, ihn sehen zu lassen, wie sehr er mich damals aus der Bahn geworfen hatte.
Schließlich mochte ich ihn genug, um seine Entscheidung, James aufzuziehen, zu respektieren und mich sogar in gewissem Grade für ihn zu freuen. Ich wollte ihn nicht mit meinen Gefühlen belasten, war zu stolz, um etwas zu bitten, was er mir nicht freiwillig geben wollte oder konnte. Mein ganzer Hass richtete sich daher auf James.
* * *
    Die Bar war bereits gut gefüllt. Wir holten uns was zu Trinken und setzten uns in eine Sofaecke in der Nähe der Tanzfläche.
    „Ist ja gut besucht hier. Hätte ich nicht gedacht in so einem kleinen Nest.“ James sah sich im Lokal um „Ganz gemütlich

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