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Die siebte Maske

Die siebte Maske

Titel: Die siebte Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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sind wir nach Monticello übersiedelt.«
    »Und von da an blieb Ihnen keine andere Wahl mehr. Sie mußten sich mit Verbrechern einlassen, um das Rauschgift zu besorgen. Mit Verbrechern wie Sawyer oder Kessie – oder wie auch immer er heißen mag …«
    »Ja«, gab Kyle zu. »Ich bekam mit ihnen zu tun.«
    »Und Ihre Tochter war weiterhin süchtig, aber niemand wußte etwas davon. Nicht einmal Walter Haven.«
    »Walter hatte keine Ahnung. Ich trug die Last von Adriennes Geheimnis ganz allein und auch die Kosten dafür. Es brachte meine Ersparnisse zum Dahinschmelzen, aber das war mir egal. Ich hatte noch ein winziges Vermögen; ich verdiente etwas dazu durch Artikel für medizinische Zeitschriften.«
    »Und als sie Walter Haven geheiratet hatte? Spürten Sie da die Belastung immer noch?«
    »Sie wurde sogar größer«, sagte Kyle. »Denn da trat Kessie in mein Leben – und dieser Joachim Fry.«
    »Dann gehörten also Sie zu Joachims Freundem!«:
    »Ja. Ich geriet in die Klauen dieses Verrückten. Fry drohte mir, er werde Walter und alle Welt über die Sucht meines armen Kindes aufklären. Er zwang mich, tausend Dollar zu spenden, jedesmal wenn es ihm einfiel, einen ›Klavierabend‹ zu veranstalten. Ich mußte eine schwarze Maske tragen, um mein Gesicht vor den anderen zu verbergen –«
    »Fry hat also nicht gelogen, als er sagte, Haven habe seinem ›Freundeskreis‹ nicht angehört. Und doch – wir haben die Einladung hier in diesem Zimmer gefunden. In Walters Arbeitszimmer.«
    »Ja«, sagte Kyle.
    »Was hatte sie hier zu suchen? Heißt das, daß Walter schließlich doch die Wahrheit erfahren hat?«
    »Ja«, gab Kyle zu. »Am Schluß hat er die Wahrheit erfahren – von mir.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Allmählich ging mir nämlich das Geld aus.
    Einmal hatte es ja so weit kommen müssen. Es war kein Geld mehr da. Mein Vermögen hatte ich verbraucht, um Rauschgift zu kaufen und Joachim Fry für sein Schweigen zu bezahlen. Die Artikel in den Zeitschriften brachten mir immer weniger ein. Und die Forderungen des Erpressers wurden immer höher. Als schließlich abermals eine von Frys Einladungen eintraf, stellte ich fest, daß ich den Betrag für die Spende nicht mehr aufbringen konnte. Und das bedeutete, daß das Geheimnis meiner Tochter nicht länger gewahrt werden würde.
    Ich hatte keine andere Wahl, Mr. Karr. Wirklich nicht. Ich mußte dort Hilfe suchen, wo ich vielleicht welche bekommen konnte, und es gab nur einen Menschen, an den ich mich wenden durfte. Es blieb mir nichts anderes übrig, ich mußte meinem Schwiegersohn die Wahrheit über seine Frau mitteilen.
    Ich wußte nicht, was ich erwarten sollte. Ich konnte mir denken, daß die Neuigkeit für Walter einen Schock darstellen würde. Aber ich rechnete damit, daß seine Liebe zu Adrienne stark genug sein würde, ihm über den Schock hinwegzuhelfen.
    Doch auch darin hatte ich mich getäuscht. Sehen Sie? Ein Versagen nach dem anderen. Ich hatte mich insofern geirrt, als Walter einfach entsetzt war, und sonst gar nichts. Rauschgift! Erpressung! In seinen eigenen vier Wänden! Daran auch nur zu denken, an den Skandal, an den Schaden, den es seiner politischen Karriere zufügen konnte … Er hatte allen Ernstes vor, für das Amt des Gouverneurs zu kandidieren, das hat er mir selbst erzählt! Er sah nur eines: Adriennes Probleme bedeuteten das Ende seiner Hoffnungen …
    Er hat etwas Furchtbares zu mir gesagt, Mr. Karr. Er hat gesagt, er wolle damit nichts zu tun haben; er werde sich von Adrienne und ihren Problemen lossagen; er werde sich von dem Krebsgeschwür befreien, das sie für ihn darstelle …
    Ich konnte es erst nicht glauben. Er verweigerte nicht nur seine Hilfe, er wollte geradezu Verrat begehen. Er wollte Adrienne verlassen! Er sagte, er habe schon seit längerer Zeit an eine Trennung gedacht, seit er herausgefunden hatte, wie wenig sie gemeinsam hatten. Aber in Anbetracht seines guten Rufes habe er es bisher unterlassen, die nötigen Schritte einzuleiten. Jetzt aber sah er keinen Ausweg mehr. Er wollte mein armes Kind verlassen. Verlassen! In dem Augenblick, wo sie ihn am meisten brauchte!
    Ich wußte nicht ein noch aus. Was er sagte, was ich angerichtet hatte, erfüllte mich mit Entsetzen. Ich hatte geglaubt, klug zu handeln, indem ich mich Walter anvertraute – und nun stellte sich heraus, daß ich das Leben meines Kindes ruiniert hatte. Dieser Mann wollte ihr das gleiche antun, was ich Adriennes Mutter angetan hatte – er

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