Die Siedler Von Botany
um.
»Als ob Maschinen mit diesen Luftkissen irgendwelche Spuren hinterließen«, rief Joe Marley ihr ins Gedächtnis, und sie zog eine Grimasse. »Es gibt noch nicht mal Anzeichen, daß eins der Ungetüme irgendwo für längere Zeit geparkt hat.«
»Tiere hinterlassen Spuren«, erwiderte sie.
»Viele haben wir in letzter Zeit aber nicht gesehen, oder etwa doch?« stichelte er gutmütig.
»Es muß hier auch noch andere Tiere außer Luh-Kühen, Felsläufern, Nachtfressern und diesen bösartigen Flugbestien geben. Selbst ich weiß ein bißchen was über das ökologische Gleichgewicht.«
»Möglich«, meinte Leila Massuri vorsichtig, »daß die Barriere einen bestimmten Zweck erfüllen soll.« Sie und Whitby waren die neuen Mitglieder des Kris-Zainal-Teams. Leila steuerte mit ihrem Können als Bogenschützin mehr zur Verpflegung bei, als daß sie Diskussionen mit vernünftigen Beiträgen bereicherte.
»Um etwas festzuhalten? Oder abzuwehren?« spann Joe diesen Gedanken weiter.
»Das werden wir untersuchen«, erklärte Zainal und begann damit, Hilfsgeräte zum Überwinden des Hindernisses auszuteilen. Obgleich der Luftkissenantrieb ihres Querfeldeinfahrzeugs ihm erlaubte, auch unwegsames Gelände ohne Schwierigkeiten zu überwinden, war das Hindernis zu steil, um einfach überfahren zu werden.
Sie waren für derartige Erkundungsunternehmen nun weitaus besser ausgerüstet als in den ersten Tagen nach der Landung auf Botany. Leila hängte sich den Bogen um und befestigte den Köcher an ihrem Gürtel, während Kris ihre Kampftasche mit Steinen für ihre Schleuder füllte und sich das Seil, das Zainal ihr reichte, um eine Schulter schlang. Whitby hatte sich einen praktischen Kletterhammer gebastelt, den er in eine Schlinge an seinem Gürtel gleiten ließ. Dann stopfte er sich Haken in seine Oberschenkeltaschen und befestigte einen kompakten Bogen samt Köcher an seinem Rückentragegestell. Sarah und Joe verfügten sowohl über Schleudern wie auch über Bumerangs, eine Waffe, die sich zunehmender Beliebtheit erfreute, während Fek und Slav sich mit Lanzen und Kampfäxten ausgerüstet hatten. Hinzu kamen bei jedem Deckenrollen und kleine Beutel mit Proviant und Wasser.
Der Aufstieg über die zerklüftete und abweisende Felswand nahm fast den ganzen Vormittag in Anspruch, doch der Blick, der sich ihnen schließlich vom höchsten Punkt bot, war die Mühe allemal wert. Unter ihnen lag ein friedliches Tal, das von den Landwirtschaftsmaschinen, die das Gelände hinter ihnen bearbeiteten, verschont geblieben war. Am schmalen Ende des Tals konnten sie einen Wasserfall erkennen, der sich murmelnd in einen See ergoß. Der schmale Bach, über den der See sich entleerte, schlängelte sich durch das Tal und verschwand in der Felswand, womit sich die Frage nach seiner Herkunft von selbst beantwortete. Der Talgrund wies ebenes Grasland und zahlreiche der seltsam aussehenden Büsche auf, die in der entsprechenden Jahreszeit eßbare Beeren trugen. Die ungewöhnlichste Erscheinung waren jedoch die kleinen Wäldchen aus Zeltstangenbäumen, wie Kris sie nannte: gerade, hohe Stämme, die an der Spitze in eine Krone aus dünnen Ästen übergingen und während der warmen Jahreszeit mit Nadeln bedeckt waren. Diese Pflanzen gediehen auch in den Hecken, die die maschinell kultivierten Felder säumten, dort jedoch nur vereinzelt und nicht in Gruppen wie hier und vor allem nicht so zahlreich, wie sie sich von ihrem Standort aus darboten. Eine mit würzigem Duft erfüllte Brise kühlte ihre verschwitzten Gesichter.
»Das ist ja das reinste Paradies«, sagte Sarah McDouall und betrachtete das Tal mit leuchtenden Augen. »Es ist wunderschön. So friedlich, so …«
»Versteckt?« beendete Joe ihren Satz. »Ich bin mal gespannt, was wir sonst noch da unten finden.«
»Da unten ist Platz für Hunderte«, sagte sie und ignorierte seinen pessimistischen Unterton.
»Hmm«, machte Zainal, der offensichtlich Joes vorsichtige Haltung teilte. »Slav?« fragte er den Rugarianer, der seine Augen überschattete, während er den Blick über das Tal schweifen ließ.
Slav zuckte die Achseln.
»Fek?« Zainal wandte sich an die Deski, die der schwierige Aufstieg kaum angestrengt zu haben schien. Die Deski waren derart gute Kletterer, daß Kris sich schon des öfteren gefragt hatte, ob es auf ihrem Heimatplaneten vorwiegend lotrechtes Gelände gab, in dem sie sich bewegten. Ihre seltsam geformten Hände und ihre Fußsohlen überzogen sich nämlich mit einer
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