Die Siedler von Catan.
brachte es nicht ohne weiteres heraus. Wieder suchte er Osmunds Blick, wobei er nicht sicher war, ob er Rat finden oder Rache üben wollte. Osmund schüttelte den Kopf, stumm, aber flehend.
Candamir lächelte kläglich und verkündete sein selbst gewähltes Urteil: »Ich gehe. Fort, versteht ihr. Ich … ich gehe aus freien Stücken in die Verbannung.«
Wieder gab es einen Tumult. Männer, Frauen, selbst Sklaven riefen und redeten durcheinander und gestikulierten aufgeregt. Einzig Siglind war still. Wie ein Fels in einer aufgewühlten See. Mit bloßen Füßen stand sie im Gras, in einem schlichten, blauen Trägerrock, den Candamir so liebte, weil er die Farbe ihrer Augen hatte. Das Haar, das jede Schattierung von Blond aufwies, die er je gesehen hatte, leuchtete in der hellen Morgensonne. Und er war getröstet, als er sie so sah. Denn sie nickte ihm zu, lächelte gar ein wenig, obwohl Tränen über ihre Wangen liefen.
Aus der hinteren Reihe, wo sie zwischen den übrigen Frauen gestanden hatte, trat sie langsam vor an seine Seite.
»Wohin du auch gehst, du gehst nicht allein.«
Er senkte den Kopf und legte ihr den Arm um die Schultern.
»Gewährt uns zwei Tage Zeit«, sagte er in Osmunds Richtung. Es klang eher wie eine Forderung, nicht wie eine Bitte.
»Wir haben ein paar Vorbereitungen zu treffen. Aber wenn ich mich recht entsinne, hat jeder Verbannte das Recht auf einen oder zwei Tage Aufschub, sogar Mörder und Verräter, nicht wahr?« Es gelang ihm nicht, seine Bitterkeit zu verbergen.
Hacon und Gunda verständigten sich mit einem kurzen Blick. Dann gesellte der jüngere Bruder sich zu ihnen. »Wir kommen mit euch.«
Candamir hob abwehrend die Linke. »Hacon … Das musst du nicht. Ich glaube nicht, dass irgendwer darauf besteht.«
»Doch«, entgegnete sein Bruder entschlossen. »Ich. Denn für mich ist hier kein Bleiben.«
Sein Freund Wiland stellte sich neben ihn. »Nein, das gilt auch für mich. An einem Ort, wo ein Mann nicht glauben darf, woran er will, ist in der Tat kein Bleiben. Ich hoffe, ihr habt für mich und die Meinen noch ein
Plätzchen auf eurem Schiff?«
»Wiland!«, protestierte Candamir. Er beschwor ihn beinah:
»Weißt du denn eigentlich, was du tust? Hast du eine Ahnung, was es bedeutet?«
»O ja.« Wir fangen einfach noch einmal von vorne an, dachte er. Und wir werden es so machen, wie wir es wollen.
Beinah gleichzeitig schlossen sich Siwold und Harald der kleinen Schar Verbannter an, ohne ein Wort.
»Harald … « Osmund sprach zum ersten Mal, seit Candamir verkündet hatte, er wolle die Gemeinschaft verlassen. Seine Miene war grimmig, in den Augen stand Furcht. »Harald, das kannst du nicht tun. Wir brauchen einen Schmied.«
So, du brauchst also einen Schmied, dachte Candamir. Einen Ziehbruder kannst du entbehren, einen Schmied nicht …
Harald nickte unverbindlich. »Ich lasse dir meine Letten hier, denn sie werden nicht fortgehen wollen. Seit zwanzig Jahren arbeiten sie in meiner Schmiede – sie können beinah alles, was ich kann.«
»Aber …«
»Es ist das Beste, was ich dir zu bieten habe, Osmund, denn wenn du Candamir gehen lässt, kann ich hier nicht bleiben.«
Haldir trat mit einem langen, entschlossenen Schritt zu ihm. »Ich hätte auf meinem Schiff noch ein paar Plätze zu vergeben …«
Nach und nach kamen sie, die Christen und diejenigen, die nicht fanden, dass ein Mann dem anderen vorschreiben dürfe, woran er zu glauben habe. Viele taten sich schwer mit ihrer Entscheidung. Manche weinten offen und ohne Scham. Aber sie kamen, stellten sich an Candamirs Seite, und die Gruppe wuchs, bis sie fast die Hälfte der Siedler ausmachte.
Jared und Gunnar waren die Letzten. Mit gesenkten Köpfen, beschämt stahlen sie sich ins Lager der Verbannten.
»Oh, Jared …«, murmelte Osmund. Seine Erschütterung war unüberhörbar.
Candamir weigerte sich, ihn anzuschauen. Er wollte mich töten, rief er sich in Erinnerung. Er war bereit, mich zu töten. Für seine verfluchten Götter, für seine Macht und weil ich die Frau bekommen habe, die er wollte. Jetzt, da er sah, wohin all die Lügen und sein Selbstbetrug ihn geführt hatten, war er endlich imstande, sich das einzugestehen. Doch es nützte nichts. Er bedauerte Osmund dennoch, und er trauerte um ihre Freundschaft.
»Es tut mir Leid, Vetter«, gestand Jared aufrichtig. »Um deinetwillen wäre ich lieber geblieben. Und doch bist du derjenige, der mich forttreibt.«
Und das, dachte Candamir, trifft den Nagel
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