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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Süden regnen ließ, fanden die Priesterin und ich, es sei höchste Zeit, zu handeln und den Verräter niederzuwerfen.« Nüchtern, ohne seinen Hass auf Austin preiszugeben, aber auch ohne jede Scham schilderte er, was sie mit dem Sachsen geplant hatten. Dann hob er anklagend einen Finger und wies auf seinen Ziehbruder. »Aber Candamir und Hacon haben das Opfer vereitelt und dem Verräter zur Flucht verholfen.«
    Candamir befreite sich mit einem plötzlichen Ruck von Thorbjörns Griff, der ihm unerträglich war, trat zwei Schritt auf Osmund zu und drehte sich zur Versammlung um. »So ist es. Dennoch hat die Erde aufgehört zu donnern. Was wohl beweist, dass es nicht Austin war, der den Zorn der Götter erregt hatte. Es ist lächerlich zu behaupten, er sei der abtrünnige Verräter, und das wisst ihr alle.«
    Wir wissen nichts dergleichen, schien die Mehrzahl der
    Gesichter zu sagen. Wir wissen überhaupt nichts mehr mit Gewissheit. Der Himmel hat gebrannt, und wir fürchten uns. Also sagt uns, was es zu bedeuten hat.
    Die Verunsicherung der Menschen spielte Osmund in die Hände, das spürten sie beide. Einen Moment sahen sie sich in die Augen, errieten die Gedanken des anderen auf einen Blick und hatten doch beide einen vollkommen Fremden vor sich.
    »Wie hast du’s gemacht, Candamir?«, fragte Osmund leise.
    »Ich weiß, es ist im Grunde ohne Belang, und wir haben wirklich ganz andere Sorgen. Trotzdem war es das, was mich die ganze Nacht beschäftigt hat: Wie hast du es fertig gebracht? Hast du den Gott des Sachsen bewogen, einen Feuerball auf unseren Tempel zu schleudern?«
    Candamir lächelte grimmig. »Nein. Dazu blieb mir gar keine Zeit. Eile tat Not, verstehst du, denn deine Frau war im Begriff, Austin bei lebendigem Leibe zu verbrennen.« Hier und da zog jemand scharf die Luft ein. Dieses delikate Detail war offenbar noch nicht allgemein bekannt gewesen. »Siglind ist aufs Tempeldach geklettert und hat genau über der Quelle ein paar Schindeln entfernt. Ich hatte einen Arm voll Heu in ein Stück ölgetränktes Pergament gewickelt, das war unsere Feuerkugel. Siglind ist ein ziemliches Risiko eingegangen: Sie hat erst das Dach, dann die Feuerkugel entzündet und sie in die Quelle hinabgeworfen.«
    »Woher wusstest du, dass das Pergament weiter brennen würde?«, fragte Osmund verblüfft.
    Candamir zuckte die Schultern. »Ich wusste es nicht. Ich hab mich einfach auf mein Glück verlassen.«
    »Das dich nie im Stich lässt, nicht wahr?«
    »Doch, Osmund. Gerade in letzter Zeit war es kein sehr verlässlicher Verbündeter. Aber ich musste es darauf ankommen lassen, denn was ihr tun wolltet, war ein schreckliches Unrecht. Dieser Mann hat keinem von uns je ein Leid zugefügt. Du hast dich geirrt, was ihn betrifft. Aber du wolltest nicht auf mich hören, und darum mussten wir einfach etwas riskieren, um euer Unrecht zu verhindern. Das war alles, nichts weiter haben wir getan.«
    »Nein? Hast du nicht das Heiligtum niedergebrannt? Die Bildnisse der Götter zerstört? Den Tempel geschändet?«
    »Es war nur ein Haus. Wenn ihr mich lasst, bau ich euch ein neues.«
    »Und hast du nicht das Leben der Priesterin bedroht? Meiner Frau?«
    Candamir senkte den Blick und nickte. »Das bedauere ich. Und wenn du die Wahrheit wissen willst: Den Verlust des Tempels bedauere ich noch mehr, denn er war das Schönste, was ich je geschaffen habe. Aber mir scheint, beides ist ein geringer Preis für das Leben eines Unschuldigen.«
    Die Männer im Thing tauschten verstohlene Blicke und betrachteten die beiden Kontrahenten unschlüssig. In der Vergangenheit hatten Osmund und Candamir in der Vorstellung ihrer Nachbarn immer eine Einheit gebildet; kaum je nannte man den einen, ohne nicht auch den anderen zu erwähnen. Doch wie unterschiedlich, wie gegensätzlich wirkten sie jetzt. Osmund stand hoch aufgerichtet neben dem heiligen Baum, schön, geradezu edel war er anzusehen. Mehr als einem kam das Wort »königlich« in den Sinn. Und daneben Candamir: gebunden, hager, Kleider und Gesicht rußbefleckt, obendrein mit dem kurzen Zottelschopf eines Unfreien. Und doch schien es manchem, als sei seine Kraft die größere – selbst wenn sie verborgen war – und das Recht
    auf seiner Seite.
    Osmund spürte die Unentschlossenheit des Thing. Noch während er seinen nächsten Schritt plante, erhob sich Harald aus dem Gras, trat zu ihnen und durchschnitt erst Candamirs Fesseln, dann Hacons. Hier und da murrten die Männer, und der Schmied drehte

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