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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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mehr. Sie schaltete ihn ab wie künstliches Licht, das in den Augen blendet.
    Während langsam das Blut aus den aufgeplatzten Wunden strömte und Helena Baarova schon lange am Boden lag, glaubte sie noch immer zu tanzen und bildete sich ein, ihr Körper sei das Pendel, das allein die Erde im Gleichgewicht hielt.
    Sie sah sich selbst beim Sterben zu, und dieser Anblick von anmutiger Leichtigkeit war überirdisch schön. Diese Schlussszene war eine Offenbarung. Zum ersten Mal begriff sie das ganze Mysterium menschlichen Leidens.

Frankfurt am Main
    Samstag, 28. April

2
    Myriam Singer beobachtete vom Bett aus, wie vor dem Fenster ein dunkelgraues Wolkenband vorbeikroch, und befürchtete das Schlimmste. Sie seufzte tief. An manchen Tagen wurde es einfach nicht hell, weder draußen noch im eigenen Innern.
    Nach dem grauenhaften Albtraum, der sie die ganze Nacht gequält hatte, erlebte sie an diesem Samstagmorgen eine der bittersten Auseinandersetzungen mit Henri in der bisherigen Geschichte ihrer einjährigen Beziehung. Wenn nicht sogar die schlimmste. Dabei war es lediglich ein winziger Moment gewesen, während dessen ihre Gedanken unter seinen Küssen abschweiften. Wirklich, sie hatte nur ganz kurz an ihre Tätigkeit als Staatsanwältin gedacht.
    Sie überlegte, ob sie ihm von dem Mann erzählen sollte, der sie Nacht für Nacht im Traum verfolgte, um ihr die Haare abzuschneiden und sie dann mit seinen eiskalten langen Fingern in ihren Mund zu stopfen. Ja, er schob sie so tief in ihren Rachen, dass sie keine Luft mehr bekam und nicht einmal schreien konnte. Ihre Haare fühlten sich wie klebrige Fäden an, wie Spinnweben zwischen ihren Zähnen. Doch Myriam hasste es, bemitleidet zu werden.
    Seufzend fuhr sie sich mit den Händen durch die Locken. Nein, sie konnte sich einfach nicht an die kurzen Haare gewöhnen.
    »Verdammt, wir verbringen zu wenig Zeit miteinander«, hörte sie Henris tiefe Stimme.
    War es etwa ihre Schuld, dass sie beide einen anstrengenden Job hatten? Nicht nur sie, auch er war als Hauptkommissar am Frankfurter Polizeipräsidium rund um die Uhr im Dienst. Beide hatten sie keine geregelten Arbeitszeiten, und sie verbrachten kaum ein gemeinsames Wochenende.
    »Das ist doch abartig!«, fuhr er gereizt fort. »Du sitzt täglich mehr als zwölf Stunden im Büro. Genauso gut könntest du ins Landgericht ziehen. Jetzt verstehe ich, weshalb es früher Dienstwohnungen für Beamte gab. Beamtin auf Lebenszeit - heißt das, du willst jede Minute deines Lebens für den Staat ackern?«
    Ehrlich gesagt fand Myriam ihr Leben perfekt, und nun musste sie feststellen, dass Henri anderer Meinung war. »Der Bermudafall«, appellierte sie an sein Verständnis. »Ich muss eine Entscheidung treffen, ob ich am Montag Anklage erheben soll oder nicht. Hillmer sitzt mir im Nacken. Ich soll mit dem Ehemann verhandeln, damit er mir verrät, wo er die Leiche seiner Frau versteckt hat. Aber du weißt, ich bin gegen Deals bei Gericht und hasse diese korrupten Vergünstigungen, nur damit jemand die Wahrheit sagt. Ich meine, sind wir Kaufleute? Nein! Hier geht es immer noch um das Gesetz.«
    Henri richtete sich auf, hob die Beine aus dem Bett und saß nun mit dem Rücken zu ihr. Warum fiel ihr erst jetzt auf, dass er in letzter Zeit immer einsilbiger wurde, wenn es um ihre Arbeit ging? Statt ihr zu antworten, wühlte er nun in dem Kleiderhaufen, der vom Stuhl heruntergerutscht war, bis er endlich aus der Hemdentasche die Packung Camel fischte.
    Inzwischen waren vierzehn Monate vergangen, seit Myriam mit dem Rauchen aufgehört hatte. Zugegebenermaßen fing sie allmählich an, sich wie eine militante Bekehrte aufzuführen.
    »Waren wir uns nicht einig, dass du im Schlafzimmer nicht rauchst?«, protestierte sie gereizt.
    »Ich bezahle die Miete für diese Wohnung, also bestimme ich, wo ich rauche.«
    Er saß noch immer mit dem Rücken zu ihr gewandt.
    »Willst du, dass ich gehe?«
    Für einige Minuten herrschte Schweigen, bis Henri sich umdrehte. Etwas an seiner Miene versetzte Myriam einen Stich. »Sag mal, merkst du es eigentlich nicht selbst?«
    »Was?«
    Er erhob sich, zündete die Zigarette an und begann aufgeregt im Zimmer auf und ab zu gehen. »Du sollst zu hundert Prozent bei mir sein, nicht nur zu fünfzig. Ist das zu viel verlangt?«
    »Hundert Prozent sind immer zu viel«, erwiderte Myriam nun schnippisch. »Das weiß doch jeder.«
    »Aber es ist, verdammt, nicht zu viel verlangt, dass du an mich denkst, wenn ich dich küsse,

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