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Die Silberne Festung

Die Silberne Festung

Titel: Die Silberne Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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zu studieren. »Thor sieben scheint neun der zehn Sprengköpfe unmittelbar nach dem Ausstoßen eingefangen und zerstört zu haben. Das SBR zeigt nur noch einen Sprengkopf. Er scheint leicht zu taumeln, aber ich vermute, daß er unbeschädigt in die Atmosphäre eintreten wird.«
    »Schlägt er im Zielgebiet White Sands ein?« fragte der General.
    Nach quälend langer Pause, in der Saint-Michael dicht davor war, eine weitere Thor abzuschießen, die den entwischten Sprengkopf nach langer Jagd vielleicht noch einholen würde, antwortete der Techniker: »Positiv, Skipper. Im Zielgebiet, aber mindestens acht bis zehn Kilometer vom eigentlichen Zielpunkt entfernt.«
    »Okay. Gut, wir haben ihn nicht abgefangen, aber immerhin berührt und von der Bahn abgebracht. Und wir haben neunundfünfzig von sechzig Sprengköpfen vernichtet…«
    »Eine Erfolgsquote von achtundneunzigkommadreidrei Prozent«, sagte Oberst Wayne Marks, der Technische Offizier und stellvertretende Kommandant der Raumstation. Er klopfte seinen Technikern anerkennend auf die Schultern. »Besser kann man’s kaum machen.«
    Saint-Michael griff nach seinem Kaffee. »Wer sich unter dem letzten Sprengkopf wiederfindet, dürfte anderer Meinung sein«, stellte er fest.
USS Constellation
    »Gut, danke«, sagte Vizeadmiral Bennett Walton. Er legte den Hörer des Telefons mit der Beschriftung CIC – Combat Information Center – auf und wandte sich an den Präsidenten.
    »Sir, Cheyenne Mountain meldet den Einschlag eines Sprengkopfs Mark 21C auf der White Sands Missile Test Range.«
    Der Präsident spürte, daß sein Gesicht sich vor Aufregung gerötet hatte.
    Er lächelte dem Verteidigungsminister zu, bevor er fragte: »Ein Sprengkopf? Nur einer?«
    »Nur einer, Sir«, bestätigte Walton. »Und dieser eine ist so weit abgelenkt worden, daß er den Zielpunkt um fast fünfzehn Kilometer verfehlt hat. Unser CIC erwartet jetzt den Gefechtsbericht der Armstrong-Raumstation.«
    Der Präsident schüttelte die Hände, die sich ihm gratulierend entgegenstreckten, lehnte sich dann in den Kommandantensessel zurück und trank einen Schluck Kaffee.
    »Verdammt noch mal, das scheint wirklich was zu sein…«
Im Kreml, Moskau
    Das Schneetreiben vor den Fenstern mit Dreifachverglasung war so dicht, daß Verteidigungsminister Sergei Leonidowitsch Csilikow Mühe hatte, auch nur die zugefrorene Moskwa oder die Brücke der neuen Warsauskoje-Schnellstraße zu erkennen. Er beobachtete zwei Milizionäre, die sich östlich des neuen Kreml-Verwaltungszentrums abmühten, den Verkehr umzuleiten. Moskau stand ein weiterer langer, strenger Winter bevor.
    Csilikow kehrte der winterlichen Außenwelt den Rücken zu, doch die Atmosphäre im Konferenzraum war ebenso kalt und düster. An dem langen rechteckigen Tisch saßen die Mitglieder der Kollegija, des obersten sowjetischen Militärrats. Außer Csilikow gehörten ihm die drei stellvertretenden Verteidigungsminister, ein KGB-General, die Oberkommandierenden der fünf Teilstreitkräfte und fünf Generale als Kommandeure wichtiger Nachschub- und Reserveeinheiten an. Fünfzehn Männer, davon fünf in Zivil, aber mit Orden und Ehrenzeichen, und zehn in Uniform: keiner – vor allem Csilikow nicht – unter sechzig. Bis auf den verhältnismäßig jungen KGB-Vorsitzenden Litschisow trugen alle den Orden »Held der Sowjetunion«.
    Hinter den Ratsmitgliedern saßen Adjutanten und Sekretäre auf harten Metallklappstühlen vor den kostbaren alten Gobelins. Zwei mit AKSU-Maschinenpistolen bewaffnete Posten der Kremlgarde hielten zu beiden Seiten des reichgeschnitzten Portals Wache.
    Alle in dem langgestreckten, kalten Raum wirkten nervös. Csilikow wußte, was jeder von ihnen erwartete. Als er auf den freien Sessel am Kopfende des Konferenztischs zuging, brach das halblaute Stimmengewirr abrupt ab.
    »Wir müssen angreifen«, sagte Csilikow ohne weitere Einleitung. Die Mienen der 14 Männer blieben ausdruckslos. Dumpfe Befehlsempfänger, dachte Csilikow. Der neue Generalsekretär hatte diese einst so mächtigen Militärs, diese Helden der Sowjetunion, so fest im Griff, daß die meisten nicht einmal wagten, vom Tisch aufzublicken. Der von Michail Gorbatschow unter dem Stichwort Glasnost in Gang gesetzte Demokratisierungsprozeß war rasch wieder unterdrückt worden.
    »Die Aufklärungsergebnisse sind eindeutig, Genossen«, behauptete Csilikow. »Die Gemäßigten haben fast alle Khomeini-Anhänger ausgeschaltet, und die prowestliche iranische Regierung bringt

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