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0786 - Ort ohne Wiederkehr

0786 - Ort ohne Wiederkehr

Titel: 0786 - Ort ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Asmodis war eine lebende Legende in den Schwefelklüften. Asmodis, der Erzdämon, der länger als sonst jemand auf dem Thron des Fürsten der Finsternis gesessen hatte. Asmodis, der bis dato Letzte, den LUZIFER, der KAISER der Hölle, zu einer Audienz empfangen hatte, die längst sagenumwoben war unter den Angehörigen der Schwarzen Familie. Denn niemand wusste, worum es seinerzeit bei dem Gespräch hinter der undurchdringlichen Flammenwand gegangen war. [1]
    Fakt war nur, dass Asmodis daraufhin sein Amt aufgegeben und der Hölle den Rücken gekehrt hatte. Seither ließ er sich bevorzugt Sid Amos nennen, trieb sich zumeist unter den Menschen auf der Erde herum und kochte zweifelsohne sein eigenes Süppchen. Was es damit auf sich hatte, war allerdings ebenso wenig bekannt wie Asmodis’ wahre Beweggründe. Er galt als neutral und verhielt sich in aller Regel auch so, mischte sich weder groß in die Belange der Höllischen noch in die der Menschheit ein.
    Ob das so blieb oder ob der Ex-Teufel insgeheim einen eigenen großen Plan verfolgte, mit dem er womöglich noch nicht einmal begonnen hatte, stand freilich auf einem ganz anderen Blatt. Immerhin waren seit seiner Audienz bei LUZIFER erst ein paar Jahre vergangen, und für Dämonen, die zeitlich in anderen Dimensionen dachten und agierten, war diese Spanne geradezu lächerlich gering. Es konnte also gut sein, dass Asmodis noch immer auf den Moment wartete, da er seine wahren Motive offenbaren und entsprechend handeln würde…
    Stygia überlegte.
    War dieser Zeitpunkt womöglich jetzt gekommen? Hatte Asmodis deshalb um eine Audienz bei ihr gebeten? Aber was sollte gerade sie mit etwaigen Plänen des Asmodis zu schaffen haben? Immerhin war damals, als er von seinem Amt zurücktrat, noch gar nicht daran zu denken gewesen, dass eines fernen Tages sie seine Nachfolgerin sein würde.
    Die Fürstin seufzte. Es gab nur einen Weg, es herauszufinden, auch wenn er ihr immer noch nicht gefallen wollte und sie mit einem Unbehagen erfüllte, wie sie es lange nicht, vielleicht sogar noch nie verspürt hatte…
    »Ich lasse bitten!«, rief sie endlich und hoffte, dass die leise Unsicherheit in ihrem Ton, das vage Beben ihrer Stimme nur ihr auffielen.
    Zwei Hilfsgeister, wie sie Stygia in praktisch unbegrenzter Zahl und absolut sklavischer Ergebenheit zur Verfügung standen, eilten davon, um das gewaltige Portal auf der anderen Seite des Saales zu öffnen. Die beiden Flügel schwangen auf, das Kreischen ihrer Angeln wetteiferte mit den Schreien der Verdammten in den Fegefeuern ringsum, und in dem größer werdenden Spalt zwischen den Torhälften zeigte sich eine schattenfinstere Gestalt, so reglos, dass nicht einmal ihr kuttenartiges Gewand sich bewegte.
    »Asmodis?«, rief Stygia, Schultern und Flügel gestrafft, das gehörnte Haupt stolz erhoben.
    Die Reaktion bestand in einem langsamen Nicken, das im Schatten der Kapuze allenfalls zu erahnen war.
    »Tritt ein und nenn mir dein Begehr«, gab sich die Fürstin ganz förmlich und freute sich im Stillen über den nun doch festen und gewohnt herrischen Klang ihrer Stimme.
    »Dank sei dir«, drang es ebenso förmlich aus dem Dunkel unter der Kapuze hervor. Dann setzte sich der Besucher in Bewegung, trat über die Schwelle und kam gemessenen Schrittes auf den etwas erhöht stehenden Knochenthron zu. Im Gehen hob er die Hände und streifte die Kapuze vom Kopf. Zum Vorschein kam ein schmales, markantes Gesicht mit dünnem Bärtchen, aus dessen Stirn Hörner wuchsen.
    Asmodis, wie er leibte und lebte. Ob dies seine Ur- oder auch so genannte Höllengestalt war oder nur seine bekannteste, die alle Welt mit dem Teufel assoziierte, wusste Stygia nicht. Und das war auch einerlei, nur ein dummer Versuch ihres Unterbewusstseins, sie abzulenken von der Unruhe, in die Asmodis’ Gegenwart sie versetzte.
    Ein paar Schritte vor den wenigen Stufen, die zum Thronpodest hinauf führten, blieb der ehemalige Fürst der Finsternis stehen und ließ gemächlich den Blick schweifen - über die flammenden Wände, hinter denen verlorene Seelen in den unentwegt geschürten Fegefeuern brüllten, und die gestaltlosen Ungeheuer, mit denen das flackernde Spiel von Licht und Schatten den Saal bevölkerte und die allein einen Menschen in den Wahnsinn getrieben hätten. Asmodis hingegen schien sich wohl zu fühlen hier, regelrecht heimisch…
    ... und auch das war ein Eindruck, der Stygia gar nicht behagte!
    War der Ex-Teufel etwa gekommen, um den Thron

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