Die silberne Göttin
setzte er sich und legte vorsichtig den Fuß auf einen Schemel. Seine Gicht schien ihn wieder zu plagen. "Was soll ich Ihnen über die Fabrik erzählen? Haben Sie vielleicht jemanden, der daran interessiert ist, in Schießpulver zu investieren?"
"Wir haben einige Interessenten." Welwyn nippte an seinem Wein.
"Jeder interessiert sich für Schießpulver. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir uns mit Napoleon im Krieg befinden, und dann …" Wycomb nahm einen großen Schluck.
"Wir schauen uns einige mögliche Fabriken in dieser Gegend an." Der ältere Bankier stellte sein Glas ab und legte die Hände auf seinen respektablen Bauch. "Wenn Sie in Betracht ziehen würden, noch einige zusätzliche Investoren in die Firma aufzunehmen, würden wir Ihnen welche schicken."
Wycomb leerte sein Glas. "Wir müssten natürlich ein wenig mehr über das Unternehmen wissen."
Rob lauschte mit Interesse. Wenn sein Schwiegervater noch Kapital benötigte, konnte er vielleicht selbst investieren. Es hörte sich jedenfalls gut an, und er würde später noch mit ihm darüber sprechen. Wenn England in den Krieg zog, bedeutete das, dass der Bedarf an Schießpulver wuchs.
Schließlich stimmte Lord Rosley zu, den Bankiers die nötigen Informationen über Gewinn und Produktion der Fabrik zukommen zu lassen, und das Gespräch wandte sich allgemeineren Themen zu – der europäischen Lage, dem wachsenden Wahnsinn des Königs und einigen saftigen Klatschgeschichten aus der Stadt. Es war ein sehr aufschlussreicher Nachmittag.
Doch Rob hätte ihn lieber mit seiner Frau verbracht.
12. Kapitel
Iantha und ihre Mutter zogen sich in Lady Rosleys behaglichen Salon zurück. "Oh, Iantha!" Die ältere Frau umarmte ihre Tochter und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. "Ich habe dich so vermisst. Geht es dir gut? Bist du glücklich? Ist Lord Duncan …?"
"Mir geht es gut, Mama." Iantha erwiderte den Kuss und kuschelte sich auf ihr Lieblingssofa. "Ich versichere Ihnen, Lord Duncan ist der freundlichste Ehemann, den es gibt." Sie raffte etwas ihre Röcke zusammen, damit ihre Mutter sich neben sie setzen konnte.
"Nimmt – nimmt er Rücksicht auf …?" Lady Rosley begann, rot zu werden.
Iantha musste lächeln. Sie verstand nur zu gut, dass ihre Mutter gerne Bescheid wissen wollte, doch wie sollte sie ihr diese delikate Angelegenheit mitteilen? "Ich könnte nicht mehr Rücksicht verlangen. Er stellt keinerlei Forderungen."
"Nun, ich bin sehr glücklich, das zu hören." Tatsächlich aber schaute ihre Mama, eine unverbesserliche Romantikerin, ein wenig enttäuscht drein.
"Ich bin sicher, dass unser Verhältnis mit der Zeit enger werden wird."
"Natürlich." Lady Rosley strahlte. "Es braucht Monate, bis man sich aneinander gewöhnt hat."
"Ich fühle mich ganz wohl bei ihm, Mama. Sie müssen sich um mich überhaupt keine Sorgen machen."
"Aber ich mache mir Sorgen! Es tut mir Leid, aber es ist nun mal so. Da hat gerade jemand in deinem Haus einen Mord begangen, und dann diese schrecklichen Briefe … Du erhältst doch keine mehr, oder?"
Einen Augenblick lang dachte Iantha daran, ihrer Mutter eine Lüge zu erzählen.
Aber das war nicht ihre Art.
Außerdem würde Mama es merken.
Sie holte tief Luft. "Doch, Mama, ich habe drei weitere erhalten. Aber Sie müssen nicht erschrecken. Die Schreiber haben ihre Drohungen noch nie wahr gemacht. Und Lord Duncan wird außerordentlich zornig, wenn er an das, was geschehen ist, denkt. Ich zweifle nicht, dass er alles für meine Sicherheit tut. Er unternimmt auch einen neuen Versuch, sie zu finden und vor Gericht zu bringen."
Lady Rosley seufzte. "Dein Papa hat es auch versucht. Es gibt keinen Stein, den er nicht umgedreht hat. Wir haben Bow Street mit der Untersuchung beauftragt, aber sie haben nie etwas entdeckt, was uns weiter gebracht hätte."
"Ich weiß, Mama. Aber ich … ich habe begonnen, mich an einiges mehr zu erinnern."
"Oh Iantha! Nein!" Ihre Mutter beugte sich zu ihr und umklammerte ihre Hand. "Ich will nicht, dass du darüber nachdenkst."
Iantha verzog das Gesicht. "Ich habe keine andere Wahl, wie es scheint. Kürzlich… Kürzlich …" Wie sollte sie es nur erklären? "Neulich abends, die Geschehnisse von damals … Sie sind plötzlich wieder in mir aufgestiegen. Ich fühlte, dass ich wieder dort war – ich meine, ich glaubte, dort zu sein. In Wahrheit war ich es natürlich nicht." Sie zerknüllte das Taschentuch in ihrem Schoß. "Ich glaubte … Ich glaubte, verrückt geworden zu
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