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Die silberne Göttin

Die silberne Göttin

Titel: Die silberne Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Rowell
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Rücken. Eine Weile lagen sie ruhig nebeneinander, dann fragte Ron: "Wie fühlst du dich?"
    "Außer, dass mir entsetzlich kalt ist …", die Stimme versagte ihr fast, "… ich fühle mich nicht wahnsinnig." Sie barg das Gesicht an seiner Brust.
    "Ich glaube auch nicht, dass du wahnsinnig bist – auch wenn eine Erfahrung, wie du sie machen musstest, den Verstand eines jeden in Gefahr bringen könnte. Du bist eine sehr starke Frau, Iantha. Du traust dir nur nichts zu. Wenn du es willst, wirst du wieder geheilt werden. Ist dir klar, dass du mir letzte Nacht von dem Überfall erzählt hast? Das hattest du bis dahin noch nie getan."
    "Nein. Ich habe noch nie darüber geredet – noch nicht einmal direkt danach. Ich … Ich konnte nicht. Es hat mich aber auch niemand darüber befragt, nur über ihre Kleidung und wie sie aussahen. Sie legten mich ins Bett, versorgten meine Verletzungen und gingen flüsternd und auf Zehenspitzen herum. Und niemand erwähnte den Vorfall in meiner Gegenwart, selbst als es mir besser ging. Ich tat mein Bestes, alles zu verdrängen."
    Rob lehnte sich zurück und fuhr sacht mit dem Finger über die feine weiße Narbe an ihrem Hals. Er sagte nichts, sondern zog sie nur noch fester an sich. Langsam begann Iantha aufzutauen. Sie entspannte sich und sog seine Wärme in sich auf. Die Schrecken der letzten Nacht begannen zu verblassen, und ein Gefühl von Frieden erfüllte sie.
    Wann hatte sie sich das letzte Mal so friedlich und sicher gefühlt? Die vergangenen sechs Jahre waren nichts als ein langer, grausamer Kampf gewesen, um eine Mauer gegen den Schrecken zu errichten. Und letzte Nacht hatte Rob diese Mauer durchbrochen. Nun, da sie den Kampf verloren hatte, schien die Erinnerung keine Macht mehr über sie zu haben. In seinen Armen geborgen, konnte sie jetzt ohne Angst daran denken.
    Robs Arme. Die Arme ihres Mannes.
    Nie hätte sie das für möglich gehalten.
     
    Iantha wunderte sich. Außer dass sie sehr müde war, fühlte sie sich gut an diesem Tag. Das Schreiben ging ihr leicht von der Hand. Ihr Kopf war freier. Sie freute sich über einen Spaziergang mit Rob. Sie genoss es sogar, als er seinen Arm um sie legte, um ihr beim Rückweg die steile Straße hinaufzuhelfen.
    Das Abendessen schmeckte wunderbar. Iantha hatte gar nicht bemerkt, wie ihr Appetit in den vergangenen Tagen immer weniger geworden war. Burnside hatte der neuen Köchin beigebracht, wie man ein Curry machte, und die Zubereitung persönlich überwacht. Iantha schlang es hinunter, als wäre sie am Verhungern. Dazu trank sie ein ganzes Glas Wein, und als sie sich später in ihrem privaten Salon vor dem Kamin entspannten, nahm sie gerne das Glas Sherry an, das Rob für sie eingeschenkt hatte.
    Sie saßen einträchtig beisammen und sahen schweigend ins Feuer. Iantha bemerkte, dass sie nicht länger das Bedürfnis verspürte, so weit möglich von ihm entfernt zu sitzen. Sie drehte sich etwas zu ihm und betrachtete sein Profil. Auf seine raue Art war er wirklich ein gut aussehender Mann. Die Erkenntnis weckte eine gewisse Unruhe in ihr, doch sie wandte den Blick nicht ab. Als fühlte er ihren Blick, schaute Rob sie plötzlich an und streckte einladend den Arm aus. Sie rückte näher zu ihm, und er legte den Arm um ihre Schultern. Nach einer verlegenen kleinen Pause schmiegte Iantha sich noch enger an ihn und lehnte den Kopf an seine Brust. Sie fühlte, wie seine warmen Lippen kurz ihre Stirn streiften. Wohlig seufzend blickte sie zu ihm auf.
    Er stellte sein Glas beiseite und setzte sich so, dass er ihr ins Gesicht sehen konnte. Seine starke Hand strich ihr zärtlich das Haar zurück. "Wie konntest du nur glauben, dass ich dich je abstoßend finden könnte? Du bist so … so unschuldig. Und so zauberhaft."
    Er beugte sich zu ihr, und jetzt fühlte sie seine Lippen auf den ihren. Es war nur eine flüchtige Berührung. Dann blickte er ihr in die Augen. "Deine Augen sind wie der Sommerhimmel über dem Gebirge. Ich möchte in ihnen versinken und mit dir davonfliegen."
    Liebesworte. Noch nie zuvor hatte sie welche gehört.
    Wieder küsste er sie, doch diesmal nicht so flüchtig. Sie hob die Hand und strich ihm vorsichtig über die Wange, die sich ein wenig rau anfühlte. Er legte den Arm fester um sie, und sein Kuss wurde drängender. Dann lehnte er sich zurück und sah sie fragend an.
    Sie lächelte. "Ich finde, das war ganz angenehm."
    "Ganz angenehm?" Rob grinste. "Bestimmt kann ich es noch besser."
    Bevor sie wusste, wie ihr geschah,

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