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Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt

Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt

Titel: Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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MIT DEM FEIGEN LÖWEN
    In jener Nacht schlief Elli in einer Baumhöhle auf einem weichen Lager aus Moos und Laub. Sie träumte, daß sie gefesselt daliege und der Menschenfresser die Hand mit dem ungeheuren Messer über sie erhebe. Elli schrie auf und erwachte.
    Am Morgen zog die kleine Schar weiter. Es war unheimlich im Walde. Im Dickicht hörte man die Tiere brüllen. Elli zitterte vor Angst, und Totoschka schmiegte sich mit eingezogenem Schwanz an die Beine des Eisernen Holzfällers, vor dem es nach dem Sieg über den Menschenfresser große Achtung empfand.

    Unterwegs sprachen die Wanderer leise über die Ereignisse des Vortages und freuten sich über Ellis Rettung. Der Holzfäller lobte in einem fort die Findigkeit des Scheuchs. „Wie flink du dich dem Menschenfresser vor die Füße geworfen hast, Freundchen Scheuch!" sagte er. „Ist dir vielleicht ein Gehirn im Kopf gewachsen?“
    „Nein, da ist noch immer das alte Stroh", erwiderte der Scheuch, seinen Kopf betastend. Plötzlich schoß mit furchtbarem Gebrüll ein riesiger Löwe aus dem Gehölz. Er versetzte dem Scheuch einen Hieb, daß dieser sich überschlug und am Rande des Weges hinplumpste wie ein weiches Kissen. Ein zweiter Hieb traf den Eisernen Holzfäller. Aber die Krallen schlugen auf das Eisen, und der Holzfäller sank nur um und blieb sitzen. Der Trichter flog ihm vom Kopf.
    Der kleine Totoschka warf sich tapfer dem Feind entgegen.
    Das Ungeheuer sperrte seinen Rachen auf, um das Hündchen zu verschlingen, doch da stürzte Elli vor und deckte Totoschka mit ihrem Körper.
    „Halt! Wag es nicht, Totoschka anzurühren", schrie sie zornig.

    Der Löwe blieb wie angewurzelt stehen.
    „Verzeiht mir", sagte er, „ich hab ihn doch nicht gefressen!"
    „Aber versucht hast du es! Schämst du dich nicht, Schwache zu überfallen? Du Feigling!"
    „Wo ... woher wißt Ihr, daß ich feige bin?" stotterte verdutzt der Löwe. „Ha-at es Euch jemand gesagt?"
    „Das sieht man doch an deinem Benehmen!"
    „Merkwürdig", sagte der Löwe verlegen. „Wie sehr ich mich auch bemühe, meine Feigheit zu verbergen, sie tritt dennoch zum Vorschein. Ich war schon immer feige, und ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll."
    „Solche Unverschämtheit, einen armen, mit Stroh ausgestopften Scheuch zu überfallen!“
    „Ist er wirklich mit Stroh ausgestopft?" fragte der Löwe, den Scheuch verwundert betrachtend.
    „Natürlich", erwiderte Elli, noch immer zornig.
    „Jetzt versteh ich, warum er so leicht und weich ist", sagte der Löwe. „Und der andere, ist der auch ausgestopft?"
    „Nein, er ist aus Eisen.“

    „Ach so, darum hab ich mir fast die Krallen an ihm zerbrochen. Und was ist das für ein kleines Tier, das du so lieb hast?"
    „Das ist mein Hündchen Totoschka."
    „Ist es aus Eisen oder mit Stroh ausgestopft?"
    „O nein! Das ist ein wirkliches Hündchen."
    „Schau mal an, so klein und so tapfer!" wunderte sich der Löwe.
    „Bei uns in Kansas sind a l e Hunde tapfer!" bemerkte Totoschka stolz.
    „Ein drolliges Tierchen", sagte der Löwe. „Nur ein Feigling wie ich konnte über einen solchen Knirps herfallen...“

    „Weshalb bist du denn feige?" fragte Elli, den riesigen Löwen musternd.
    „Ich bin's von Geburt. Freilich halten mich alle für tapfer - der Löwe ist doch der König der Tiere! Wenn ich brülle - und ich brülle sehr laut, ihr habt's ja gehört -, so nehmen die Tiere und Menschen Reißaus. Vor einem Elefanten oder einem Tiger würde ich mich aber fürchten, mein Ehrenwort! Ein Glück, daß niemand weiß, wie feige ich bin", sagte der Löwe und trocknete sich die Tränen mit dem Büschel seines Schwanzendes. „Ich schäme mich sehr und weiß nicht, was ich anfangen soll."
    „Vielleicht hast du ein krankes Herz?" fragte der Holzfäller.
    „Möglich", räumte der Feige Löwe ein.
    „Du Glücklicher! Und bei mir kann das Herz nicht krank sein, weil ich keines hab."
    „Hätte ich kein Herz", meinte der Löwe nachdenklich, „so wär ich vielleicht auch kein Feigling."
    „Sag, raufst du dich gern mit anderen Löwen?“ wollte Totoschka wissen.
    „Wo denkst du hin... Ich fliehe sie wie die Pest", gestand der Löwe.
    „Pfui!" das Hündchen rümpfte die Nase. „Wozu taugst du denn?"
    „Hast du ein Gehirn?" fragte der Scheuch den Löwen.
    „Wahrscheinlich ja. Aber ich hab es noch niemals gesehen."
    „Mein Kopf ist mit Stroh ausgestopft, und ich gehe zum Großen Goodwin, um mir ein bißchen Gehirn bei ihm auszubitten", sagte der

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