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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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Beweis für die Anstrengung, die es ihn gekostet hatte, irgendeine machtvolle Magie auszuüben, ohne dass Saber es bemerkte. Was diesen einen Moment lang daran erinnerte, dass Morg ein junger Mann war, mit dem man sich besser nicht anlegte.
    Keiner seiner sieben Brüder sprach ein Wort, obwohl Saber spürte, dass Koranen hinter der Wand, die sie bildeten, irgendetwas tat. Was das war, vermochte er nicht zu sagen, aber hinter Evanors Wade ragte etwas, das nicht hierher gehörte, hervor. Saber konzentrierte sich darauf.
    Es war ein Fuß. Ein kleiner, nackter Fuß. Mit schmalen, wenn auch rußverschmierten Knöcheln.
    Eindeutig kein Männerfuß.
    Seine Brüder versuchten, eine Frau vor ihm zu verbergen, obwohl Frauen auf Nightfall Isle strikt verboten waren.
    Es war nicht weiter schwer, sich auszurechnen, wie sie auf die Insel gelangt war, die sie ganz alleine bewohnten. Seit die acht Brüder hierher verbannt worden waren, war es keinem der Bewohner des Festlandes auch nur im Traum eingefallen, eine Frau zu ihnen zu schicken. Im Gegenteil, sie würden weiterhin alles daransetzen, um zu verhindern, dass ein weibliches Wesen seinen Fuß auf den Boden von Nightfall setzte, was den Schluss nahelegte, dass sein schweißbedeckter jüngster Bruder für ihre Anwesenheit verantwortlich war. Da sie nicht auf normalem Weg hierher gelangt sein konnte, mussten magische Kräfte im Spiel gewesen sein und Morganen war der mächtigste Magier unter ihnen. Für ihn war es ein Leichtes, irgendeinen Teleportationszauber auszuüben, ohne dass Saber es merkte.
    Zudem befanden sie sich in Morganens Turm.
    »Morganen.« Saber sah seinen jüngsten, im Grunde seines Wesens gutherzigen, aber gefährlich waghalsigen Bruder eindringlich an. »Schick sie zurück. Jetzt sofort!«
    »Das kann ich nicht.«
    »Es ist mir egal, was du zu können oder nicht zu können vorgibst …« Saber unterbrach sich verärgert.
    Seine Brüder standen, zwischen dem jüngsten und dem ältesten eingekeilt, schweigend da und scharrten unbehaglich mit den Füßen. Sogar der normalerweise völlig unbeteiligt wirkende Rydan schien sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen, als Morganen erwiderte: »Wenn ich das tue, dann wird sie bei lebendigem Leibe verbrennen. Soll ich sie dahin zurückschicken, wo sie herkam, nur damit zum Dank für meine Mühe ihre Schreie durch Zeit und Raum hallen? Sie hat ihr Heim an ihre Feinde verloren,
Saber. Sie hat keine Familie mehr, keine Möglichkeit, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, niemanden, den sie um Hilfe bitten könnte, keinen Zufluchtsort außer diesem hier.«
    Saber deutete auf die von seinen Brüdern verdeckte Gestalt auf dem Boden. »Ihre Anwesenheit könnte das Ende der katanischen Zivilisation bedeuten! Reicht es nicht, dass wir verdammt wurden, nur weil wir als die Acht Brüder geboren wurden? Verlangt ihr noch mehr? Soll ich mir selbst das Leben nehmen, nur damit sich die Prophezeiung nicht erfüllt und ihr eine Frau auf der Insel beherbergen könnt?«
    Keiner der anderen antwortete ihm, keiner wagte ihn, dessen Strophe in dem Lied die bedrohlichste war, auch nur anzusehen – außer Morganen, der sich nicht leicht einschüchtern ließ.
    »Willst du sie aus Angst zum Tode verurteilen, so wie uns unser Volk aus Angst hierher verbannt hat?«, konterte er ruhig, aber mit einem schneidenden Unterton in der Stimme.
    »Schick sie zurück«, grollte Saber, dem der Vergleich missfiel.
    »Dann wird sie sterben.«
    »Schick sie anderswo hin!«
    »Im Moment kann sie nirgendwo hingehen, genauso wenig wie wir. Jedenfalls so lange nicht, bis ich einen sicheren Ort für sie gefunden habe.«
    Saber war im Grunde seines Herzens kein grausamer Mensch. Er konnte den Ruß und den Gestank verbrannten Fleisches in der Luft riechen. Er wusste auch, dass sein zweitjüngster Bruder den Schaden, den das Feuer angerichtet hatte, fast behoben hatte. Und er wusste, dass der Jüngste es nicht riskiert hätte, den Fluch der Acht auf sie herabzubeschwören, wenn es für die betreffende Frau nicht um Leben und Tod gegangen wäre.
    »Dann halt sie zumindest von mir fern«, lenkte er ein. »Sie kann bleiben – vorübergehend, aber nur, wenn du dich bemühst, so schnell wie möglich einen Ort zu finden, wo du sie hinschicken kannst, ohne dass sie dort in Gefahr gerät. Und sorg dafür, dass die Besatzung der Handelsschiffe sie nicht zu Gesicht bekommt.«
    Die anderen zogen sich hastig zurück, da keiner die Verantwortung für die Fremde übernehmen

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