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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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der Kehle stecken. Zwar versuchte sie immer noch, sich aus seinem Griff zu befreien und schimpfte dabei aus vollem Halse auf ihn ein, doch sie wagte nicht, Unterleib und Beine zu bewegen. Hätte sie das getan, hätte sein Körper zweifellos auf die Berührung reagiert und ihr einen echten Grund für die Angst gegeben, die er in ihrem Gesicht las.
    Ihm wurde mit einem Mal bewusst, wie jämmerlich dünn, fast zerbrechlich sie war, obwohl sie sich mit erstaunlicher Kraft gegen ihn zur Wehr setzte. Sein Knie pochte nach ihrem wohl platzierten Tritt immer noch heftig, doch ihre Handgelenke fühlten sich an, als könne er sie so mühelos zerbrechen wie einen dünnen Ast. Wider Willen kam er sich plötzlich wie ein grober Klotz vor. Warum war er ihr einfach nachgerannt wie ein Raubtier seiner Beute, statt vorher zu versuchen, sie zu beruhigen, und warum hatte er sie so barsch angefahren und sie dann auch noch brutal gepackt und gegen die Wand geschleudert?
    Es waren keine angenehmen Empfindungen, die ihn jetzt durchströmten. Sein Unbehagen verstärkte sich noch, als ihre Augen sich mit Tränen füllten, sie ihren Widerstand fast völlig aufgab und stattdessen am ganzen Körper zu zittern begann. Vor sich hinfluchend – zum Glück verstand sie die üblen Verwünschungen nicht, mit denen er sie bedachte – lockerte Saber seinen Griff ein wenig und wich zurück.
    Er hatte die Frau unterschätzt, wie er sofort feststellen musste. Sie versuchte augenblicklich, sich von ihm loszureißen. Eines ihrer Handgelenke entglitt ihm, und beinahe wäre es ihr gelungen, sich vollends zu befreien, indem sie sich plötzlich zur Seite warf. Er stieß erneut einen bösen Fluch aus und zerrte sie an den Fingerspitzen und dem Saum ihrer Tunika zu sich zurück, wobei der dünne Stoff in der Nähe des Ärmellochs knirschend zerriss. Saber packte sie fester und warf sie sich dann wieder über die Schulter, was ihr ein gequältes Stöhnen entlockte.
    Zu seinem eigenen Ärger kam er sich wie ein Lump vor, zudem setzte hinter seinen Schläfen ein stechender Schmerz ein, den er eindeutig seinem sich in alles einmischenden jüngsten Bruder zu verdanken hatte. Als die kleine rotblonde Höllenkatze erneut die Zähne in sein Fleisch grub, verabreichte er ihr einen weiteren kräftigen Schlag auf das Gesäß, achtete aber trotzdem darauf, sich zu ducken, wenn er durch eine Tür trat, damit sie sich nicht den Kopf an dem hölzernen Rahmen stieß.
    »Setz sie in das Oktogon und achte darauf, dass sie dort auch bleibt!«, wies ihn sein jüngster Bruder an, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, als Saber mit seiner zappelnden, widerspenstigen Last in seinen Arbeitsraum trat.
    Mit einem erstickten Grunzen – sie hatte ihn schon wieder gebissen und obendrein noch mit der Faust auf die betreffende Stelle gehämmert – stapfte Saber auf das weitläufige, in den hellgrauen Granitfliesenboden eingelegte
weiße Marmorachteck zu. Leider gab es keine Möglichkeit, die Frau dazu zu zwingen, das Achteck nicht sofort wieder zu verlassen. »Ich werde sie mit einem Zauber belegen, der sie bewegungsunfähig macht«, knurrte er.
    Sein Bruder schüttelte den Kopf. Er machte sich nicht die Mühe, in Sabers Richtung zu schauen, sondern blätterte gedankenverloren in mehreren Büchern herum. »Das wirst du nicht tun. Du würdest dabei Energien freisetzen, die meine Bemühungen zunichtemachen könnten. Hier geht es nicht darum, eine Verbindung zwischen ihrer und unserer Sprache herzustellen, wie wir es mit allen anderen in Katan bekannten Sprachen tun können. Ihre Sprache ist in dieser Welt vollkommen unbekannt, soweit ich weiß. Nein …«, murmelte Morganen mehr zu sich selbst als zu seinem ältesten Bruder, »wir müssen uns äußerst komplexer Übersetzungsmagie bedienen, damit sie uns und wir sie verstehen können. Ich denke, wir wenden den Vielsprachenzauber an. Die meisten anderen Möglichkeiten, die ich in meinen Büchern gefunden habe, beziehen sich auf Sprachen, die der unseren weit ähnlicher sind als ihre.«
    »Na schön. Dann halte ich sie mittels Magie eben nur für die Zeit hier fest, die ich brauche, um einen Tisch oder einen Stuhl zu holen … und ein paar Ketten«, fügte Saber zähneknirschend hinzu.
    »Bei Jinga!«, brauste Morganen auf, fuhr zu seinem Bruder herum und klappte das Buch mit einem vernehmlichen Knall zu, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Bei dem Geräusch zuckte die Frau, die sich sein Bruder über die Schulter geworfen hatte,

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