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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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MerDilli auf dem Kutschbock gesessen und Ausschau gehalten hatte, machte unwillkürlich einen Freudensprung. Tadao Nelat hatte alles richtig gemacht: Er war dem taumelnden Resea gefolgt, so weit es vertretbar war, und hatte sich dann sicherheitshalber in seiner eigenen Wagenspur wieder auf den Rückweg begeben.
    Als Gyffs die vier anderen Überlebenden der Dritten Kompanie – Nelat, Alman Behnk, Gildeon Ekhanner und Mails Emara – unverletzt und verhältnismäßig guter Dinge vor sich sah, schossen ihr schon wieder die Tränen aus den Augen, und ihre Beine versagten ganz kurz den Dienst. Sie schob dies auf die Anstrengung, den ganzen Tag auf dem Kutschbock zu sitzen. Von den Holtzenauen musste sie stützen und auf der Wagenfläche absetzen. Abermals versagte sie als Kommandooffizier, aber im warmen Innenlicht der von außen mit Blut markierten Wagenplane war ihr das nun vollkommen gleichgültig. Unter Freunden, unter Kameraden gab es kein Versäumnis mehr, das auch nur halbwegs dem Scheitern im Angesicht des Feindes gleichkam.
    Von den Holtzenauen und MerDilli hatten den bestürzten vier Soldaten zu erläutern, was sich in der Wüste an den schwarzen Felsen ereignet hatte. Es war eine merkwürdige Geschichte, wenn man sie sich so gerafft anhörte. Von aufgespießten Menschen war da die Rede, von Affen mit Helmen und Schmuck und Rüstungen und Wurfkeulen. Von Fenna. Von Deleven, dem besten Kämpfer, den MerDilli jemals gesehen hatte. Von einem menschlichen Magier, der die Seiten gewechselt hatte. Und von drei Einhornreitern, die den Wagen immer wieder umrundet und mit Menschenblut beschmiert hatten.
    Behnk begann ebenfalls zu weinen, nachdem von den Holtzenauen und MerDilli endeten. Nelat tätschelte ihm aufmunternd die Schultern. Der mädchenhafte Neunzehnjährige schien mit seiner Aufgabe als Interimskorporal gewachsen zu sein. Er erstattete seinerseits Bericht, dass es ihnen gelungen war, den verwundeten Gerris Resea zu bergen. »Wir hatten den Eindruck, dass sein Pferd immer mehr in Schlangenlinien ging. Womöglich hatte er es die ganze Nacht hindurch angetrieben, ohne ihm eine Rast zu gönnen – wir wissen ja, wie er ist. Als seine Spur dann von der eigentlichen Wegfährte abwich, beschlossen wir, ihm zwei bis drei Stunden zu folgen. So fanden wir ihn, neben seinem zusammengebrochenen Pferd liegend. Er schläft auf dem Wagen, aber ich glaube, besonders gut geht es ihm nicht.«
    Von den Holtzenauen sah sich nun auch den einzigen Überlebenden der Ersten Kompanie genauer an. Er konstatierte eine schwere Kopfwunde, womöglich einen Schädelbruch. »Wahrscheinlich eine von diesen Wurfkeulen.«
    »Scheusal« Kertz und MerDilli bedienten sich unterdessen am Wasser aus Nelats Wagen, aber dann war Leutnant Gyffs wieder zur Stelle und rationierte die Vorräte. »Wir haben noch fünf Tage vor uns, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert. Sechs bis sieben Tage, falls wir unterwegs in weitere Kämpfe verwickelt werden oder man uns zu Umwegen zwingt. Aber ich bin …« Sie stockte. Für beinahe einen halben Sandstrich konnte sie nicht weitersprechen. Dann fiel ihr ein, was sie hatte sagen wollen. »Aber ich bin zuversichtlich, Männer. Wir sind acht Unverwundete. Es wird uns gelingen, auf die beiden Verletzten aufzupassen und gemeinsam zur Festung zurückzukehren. Die … Dritte Kompanie hat schwere Verluste hinnehmen müssen. Aber ihr weitaus größter Teil ist immer noch intakt.« Jonis. Teppel. Deleven. Fenna. Garsid. Tot. Kindem. Einarmig. Stodaert. Schwer verwundet. Wieder zerbröselten ihr die Worte. »Je schneller wir sind, desto besser, weil wir dann unsere Spur beibehalten können. Aber irgendwann wird, auch wenn die Spur verweht oder verwischt sein sollte, das Felsenwüstengebirge sichtbar sein und uns nach Süden hin die Richtung weisen. Also auf, Männer! Wir verteilen den Proviant auf beide Gespanne, laden Resea zu uns, zu Stodaert, und fahren mit beiden Wagen weiter.«
    An den folgenden zwei Tagen lebten sie in beständiger Furcht, die stellenweise kaum noch zu erkennende Spur zu verlieren.
    Echsengeier tauchten auf, bevölkerten den Himmel, schienen die winzige Zweierkarawane zu beäugen, kamen näher und näher und entfernten sich dann wieder. Vielleicht konnten sie die Blutmarkierungen lesen. Wenn Affenmenschen sprechen konnten, war alles vorstellbar.
    Fünfmal glaubte einer der Soldaten einen Affenmenschen zu sehen – meistens waren es jene vier, die noch nie einen zu Gesicht bekommen hatten und deshalb

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