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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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wollten: Sie mussten Nelats vorzeitig nach Hause zurückgeschickten Wagen einholen. Dieser war knapp, aber ausreichend mit Proviant bestückt worden. Was für vier Personen reichte, konnte bei harter Rationierung auch für neun genügen. Außerdem hatten sie dann zwei Wagen, also acht Pferde, was ihnen weitere Kombinationsmöglichkeiten einräumte, auch, um die Kräfte der bis dahin überbeanspruchten Tiere wiederherzustellen.
    Falls Nelat jedoch ebenfalls überfallen worden war oder von der Spur abgewichen, um vielleicht Resea zu folgen, und diese Spur nicht mehr zu finden war, gab es noch eine andere winzige Chance: Im Vorratslager, das sie selbst auf ihrer ersten Feindeslandmission angelegt hatten, musste sich noch Proviant befinden, drei Tage vor Carlyr. Allerdings kamen sie jetzt aus einer ganz anderen Richtung. Das Lager zu finden war eine beinahe unlösbare Aufgabe.
    Nein. Eigentlich blieb ihnen nur Nelat.
    Ihrer eigenen Spur nach Süden zurück zu folgen, war kein Problem. Die Spur war frisch, von drei Wagen und zwölf Pferden gezeichnet. Darunter war sogar noch Reseas einzelne Fluchtfährte zu sehen und wiederum darunter die schon beinahe verschwundene von Gollbergs Erster Kompanie auf ihrem Hinweg ohne Rückkehr. Es war windstiller geworden, sodass kein Sand mehr die Spuren verwischte.
    Verfolger tauchten nicht mehr auf. Leutnant Gyffs befürchtete immer noch, dass weitere Affenmenschen auf zotteligen Einhörnern hinter ihnen herjagen konnten, aber nichts dergleichen war zu sehen. Zumindest noch nicht. Sie konnte immer noch die Hand des Feindes auf ihrer Brust brennen spüren.
    Unter den schweren Ausläufern des Sonnenuntergangs fanden sie die Stelle wieder, an der ihnen Resea begegnet war. Von hier aus führte die Spur von Nelats Wagen zurück nach Süden. Gyffs vermisste Deleven, der ein viel besserer Spurenleser war als sie oder ihre Verbliebenen. Aber Deleven war tot. Fenna war tot. Jonis. Teppel. Gollberg. Alle.
    Die Männer hatten Angst vor einer Nachtruhe. Nachtruhe bedeutete, dass mögliche Verfolger wieder näher herankommen konnten, dass Nelat sich vielleicht weiter entfernte, dass Ungeheuer auftauchten, die im Dunkeln nicht auszumachen waren. Aber die Pferde brauchten eine Rast, anders war es nicht durchführbar.
    Von den Holtzenauen zeigte Leutnant Gyffs die Wunde Stodaerts: ein hässlich aufklaffender Bauchschnitt mit weißlich blutleeren, wie tot aussehenden Fleischrändern. Seit Stunden schon kam der Soldat immer wieder für kurze Zeit zu sich, presste sich selbst den Bauch und versuchte vor seinen Kameraden tapfer und dienstfähig zu wirken, aber seine bleichen Lippen und sein Schläfenschweiß verrieten, dass es nicht gut um ihn stand.
    Gyffs dankte den Göttern dafür, dass Fergran von den Holtzenauen bei ihnen war. Der junge Adelige versorgte die Wunde so gut wie möglich. Er schimpfte auch nicht mehr mit Stodaert, dass dieser seinen Zustand so lange verborgen gehalten hatte.
    Gyffs befahl ihren Männern zu schlafen und hielt selbst Wache. Ohnehin hätte sie kein Auge zutun können. Mehr denn jemals zuvor in ihrem Leben spürte sie, dass die Götter existierten, und sei es nur, um über die Menschen lachen zu können.
    Die Nacht war voller Bewegungen, aber es mochten auch nur Tränen sein, die ihr Augenlicht verschwimmen ließen. Gyffs blinzelte das alles einfach weg. Nichts machte ein Geräusch. Die Pferde waren ruhig, also näherte sich kein Feind.
    Noch vor der Dämmerung weckte Gyffs die anderen. Die Pferde wurden wieder angeschirrt, und es ging weiter. Allen begannen die Mägen zu knurren, aber noch schlimmer war der nagende, in den Nieren schmerzende Durst.
    Sie folgten weiter dem Fährtengemisch. Der Leutnant schlief, von den Holtzenauen und MerDilli wechselten sich mit dem Lenken ab; bei Kertz wurden die Pferde zu unruhig.
    Gegen Mittag brach eine Wagenfährte aus dem Hauptstrang aus. Nelat. Es war nicht genau zu erkennen, aber hoffentlich fuhr er nur Resea hinterher.
    Da sie nicht wissen konnten, ob – und wenn ja, an welcher Stelle – Nelat wieder auf die Hauptfährte zurückgekehrt war, beschloss die von MerDilli behutsam geweckte Leutnant Gyffs, Nelats Wagenspur zu folgen. Wenn sie den Wagen nicht fanden, war es ohnehin egal, ob sie bis dahin in die Irre fuhren oder nicht.
    Sie fuhren der einsamen Fährte nach. Ab und zu waren links und rechts Hufspuren zu sehen. Ein einzelner Reiter. Resea.
    Nach nur einer Stunde kam der Wagen von Nelat ihnen entgegen. Gyffs, die neben

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