Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
aber Julia hat Dorie so gut wie verboten zurückzufahren, damit ich nachsehen konnte. Dorie kam daraufhin mit so einer abstrusen Geschichte an, dass sie die Sachen hier gesehen hätte, als sie heute Nachmittag vom Strand nach Hause ging. Ich hätte es wissen müssen. Ich kenne keinen, der so schlecht lügt wie sie.«
»Sie wollten, dass du um zwölf Uhr hier bist«, erklärte Ty. »Weil sie wussten, dass ich auf jeden Fall hier sein würde, besonders nach deiner letzten Mitteilung.«
Ellis hielt ihre Tränen blinzelnd zurück. »Welche war das?«
Er legte ihr den Arm um die Taille und zog sie an sich. »Die Nachricht, in der stand: Wenn du mich liebst, kommst du . Ich liebe dich. Also bin ich gekommen. Was machen wir nun?«
Es begann zu regnen. Schwere, warme Tropfen voller Augusthitze. Ellis legte die Wange an Tys Brust. Hier war sie nun, sicher in den Armen eines Mannes, der alles tun würde, um sie glücklich zu machen. Ihr wurde klar, dass sie nichts weiter tun musste, als es geschehen zu lassen. Loslassen und die Liebe genießen. Sie spürte den Sand um ihre Knöchel, den an ihrem Kleid zerrenden Wind, den jetzt stärker werdenden Regen und über allem das Krachen der Brandung.
Ellis lehnte den Kopf zurück und sah zu Ty auf, dem das Haar am Kopf klebte. »Ich glaube, wir laufen lieber los«, sagte sie.
Ty nahm ihre Hand, und zusammen hasteten sie die Treppe hoch über die Dünen. Oben blieb Ellis stehen, um Luft zu holen. Ihr Blick schweifte über den Steg bis zu Ebbtide. Im obersten Stock brannte noch Licht, in Madisons Zimmer. Man sah die Umrisse von zwei Gestalten. Die eine war ein Mann.
»Ty«, sagte Ellis und zeigte hinüber. »Da oben im Haus, das ist Madisons Zimmer. Da ist ein Mann bei ihr.«
»Schön für sie«, sagte Ty und zog an Ellis’ Hand in Richtung Haus.
»Nein«, sagte sie und blieb stehen. »Das muss Adam sein. Der Kollege, mit dem sie in New Jersey gearbeitet hat. Sie hat ihn vor ein paar Tagen erwartet, aber er kam nicht. Es kam uns allen etwas verdächtig vor, aber Madison meinte, er sei harmlos.«
»Verstehe ich immer noch nicht«, sagte Ty. »Können wir das nicht drinnen besprechen?«
»Wie ist er reingekommen? Wir schließen jedes Mal ab, wenn wir das Haus verlassen. Madison schließt ihr Zimmer noch zusätzlich ab, selbst wenn sie nur ins Bad geht. Ty, der Typ weiß, dass sie das ganze Geld hat. Hunderttausend Dollar. Sie hat es ihm selbst gesagt. Wir müssen nachsehen, ob bei ihr alles in Ordnung ist.«
51
»Du hast noch immer nicht gefragt, warum ich hier bin«, sagte Don und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Er genoss den Anblick der sonst so unnahbaren und gefassten Maryn, die jetzt sichtlich gegen ihre Panik kämpfte. Ihr Gesicht war blass und mit einem Schweißfilm überzogen.
»Ich weiß, was du willst«, sagte sie und wies mit dem Kinn auf die Laptoptasche. »Du bist hier, weil du dein Geld zurück willst. Ist alles da drin. Also nimm es dir und verschwinde, ja?«
»Was?«, erwiderte er mit aufgesetzter Ungläubigkeit. »Meine wundervolle Frau will keine Zeit mit ihrem wundervollen Ehemann verbringen?«
»Wundervoll?«, höhnte Maryn. »Du fandest mich nie wundervoll. Du fandest es toll, mich zu besitzen, mich herumzukommandieren, bei deinen Freunden mit mir anzugeben. Aber ich war immer nur eine Trophäe für dich, nicht mehr, nicht weniger.«
»Und fandest du es etwa nicht wundervoll, mein Geld auszugeben, in dem Haus zu wohnen, das ich dir geschenkt habe, den großen Verlobungsring mit den Diamanten herumzuzeigen und Flitterwochen auf den Bermudas zu machen?«
»Ob du’s mir glaubst oder nicht, Don«, sagte Maryn und verzog das Gesicht. »Ich war in dich verliebt. All diese schönen Sachen waren … schön, und eine Zeitlang habe ich dich wirklich geliebt, bis ich erkannte, wer du bist und zu was du mich gemacht hast.«
»Apropos Ring«, sagte Don. Er griff in seine Gesäßtasche.
Maryn zuckte zusammen. Er hat eine Pistole, dachte sie. Er hat eine Pistole, und er wird mich erschießen.
Doch stattdessen holte Don das samtene schwarze Schmuckkästchen hervor. Er öffnete es und hielt es Maryn entgegen.
Mist. Warum hatte sie den Ring bloß noch nicht verkauft?
»Es tut mir weh, dass du deinen Verlobungsring nicht trägst«, sagte er. »Warum steckst du ihn nicht an? Als Zeichen deiner Zuneigung.«
»Leck mich«, sagte Maryn und schlug gegen seine Hand mit dem Schmuckkästchen. »Es tut mir weh, dass du mit Tara Powers herumgemacht hast. Hast du
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