Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
Kirsche oben auf den Berg aus Schlagsahne fallen.
»Vielen Dank«, Dorie lächelte die Kellnerin an, »das sieht echt super aus.«
Sie ließ den Strohhalm im Shake versinken und trank einen großen Schluck. Das eiskalte Getränk jagte ihr einen Schauer über den sonnenverbrannten Rücken, doch das hielt Dorie nicht auf. Als sie am Strand erwacht war, waren Ellis und Julia fort, und Dorie hatte einen Riesenhunger gehabt. Nichts Neues. An der Außendusche hatte sie den Sand abgewaschen, sich ihr Strandkleid übergeworfen und sich auf die Suche nach etwas Essbarem gemacht. Der Imbiss hieß The Picky Pelican . Er befand sich in der Mitte einer Einkaufsstraße, nur wenige Querstraßen von Ebbtide entfernt, und er erinnerte sie an einen Laden bei sich zu Hause.
Dorie hatte den Platz an der Theke ergattert, doch als die Kellnerin ihr die Speisekarte brachte, hatte ihr nichts so recht zugesagt. Außer dem Schokomilchshake.
Sie versuchte, sich beim Trinken Zeit zu lassen. Dorie hatte ein wenig Schuldgefühle, einfach gegangen zu sein, ohne den Freundinnen Bescheid zu sagen, doch schließlich waren die anderen auch ohne sie verschwunden, während sie schlief.
Dorie zog eine Zeitschrift aus ihrer Strandtasche und blätterte gelangweilt durch die Seiten.
Neben ihr tauchte eine Frau mit einer teuren Designersonnenbrille auf und räusperte sich.
Dorie schaute von ihrer Zeitschrift auf. »Hallo!«
»Dürfte ich mich vielleicht dort hinsetzen?« Die Frau wies auf den leeren Hocker neben Dorie. Es war der einzige an der Theke, der noch frei war.
»Klar.«
»Danke.« Die Frau setzte sich und griff schweigend zur Speisekarte. Sie war jung und attraktiv, vielleicht etwas jünger als Dorie. Mit ihrem sorgfältig gestylten Haar und dem edlen Make-up, ganz zu schweigen von der maßgeschneiderten schwarzen Hose, den schwarzen Riemchen-Stilettos und der engen Seidenbluse mit Leopardenmuster wirkte sie völlig deplatziert zwischen den in T-Shirts und Shorts gekleideten Gästen im Restaurant. Dorie widmete sich wieder ihrer Zeitschrift und zwang sich, nur kleine Schlücke vom Milchshake zu trinken. Am liebsten hätte sie sich noch eins bestellt. Aber das erste kostete schon fast vier Dollar, und Dorie musste einen Dollar Trinkgeld geben, das waren insgesamt fünf Dollar, die sie nicht eingeplant hatte. Fünf Dollar, die sie eigentlich nicht ausgeben sollte.
Sie schaute auf ihr Handy und versuchte zum zehnten Mal an diesem Tag, sich zu überwinden und ihre Schwester anzurufen. Willa hatte Geld wie Heu. Arthur war reich, und Willa hatte seit ihrer Hochzeit keinen Tag mehr gearbeitet. Es war mies von ihr gewesen, in letzter Minute abzusagen, und noch mieser, dass sie nicht angeboten hatten, ihren Anteil trotzdem zu übernehmen. Als Willa sich zu diesem Urlaub eingeladen hatte, hatte sie Dorie gegenüber sogar angedeutet, sie würde gerne den Anteil ihrer kleinen Schwester übernehmen. Natürlich war davon nie wieder die Rede gewesen.
Sie hätte nicht mitkommen sollen, dachte Dorie düster. Als Willa absagte, hätte sie ebenfalls zu Hause bleiben sollen. Sie hatte keinen Anlass, so viel Geld für einen Monat am Meer auszugeben. Besonders jetzt nicht.
Die Kellnerin kam, und die Frau neben Dorie bestellte ein Clubsandwich und einen Eistee. Dories Magen knurrte. Auf einmal spürte sie, dass sie für ein Clubsandwich töten könnte. Obwohl sie zu Hause bereits ein gegrilltes Käsesandwich zu Mittag gegessen hatte, ganz zu schweigen von dem Berg Kartoffelchips.
Dorie schaute wieder in ihre Zeitschrift und versuchte, sich auf den Artikel mit der Überschrift Zehn Tipps zum Geldsparen – sofort zu konzentrieren. Das Ganze war ein Witz, den Leserinnen wurde geraten, nicht mehr zu Starbucks zu gehen und sich die Nägel selbst zu machen. Dorie ging nicht zu Starbucks. Und sie hatte seit Jahren keine professionelle Maniküre mehr machen lassen.
Kurze Zeit später brachte die Kellnerin die Bestellung von Dories Nachbarin. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, fragte sie.
»Hm, ja«, sagte die blonde Frau mit leiser Stimme. »Ich suche ein Motelzimmer hier in der Nähe. Nichts Besonderes. Muss nicht am Strand sein oder so. Einfach etwas Sauberes, Billiges, vielleicht mit einer kleinen Küchenzeile. Könnten Sie mir da was vorschlagen?«
»Billig?« Die Kellnerin lachte. »Schätzchen, hier in Nag’s Head ist Hochsaison. Kommt wohl darauf an, was Sie billig nennen. Meine Cousine hat mit ihren Kindern mal in einem kleinen Ding drüben
Weitere Kostenlose Bücher