Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
an der Bucht gewohnt. Da gab’s nicht mal einen Pool. Und sie mussten fast zweihundert Dollar pro Nacht abdrücken.«
»Oh.« Die Stimme der Blondine klang müde, ja resigniert.
»Vielleicht fahren Sie noch etwas weiter und suchen sich was in Elizabeth City. Ich glaube, da gibt es ein günstiges Motel.«
»Danke«, sagte die Blondine. Die Kellnerin entfernte sich.
»Entschuldigung?«
Dorie schaute von ihrer Zeitschrift auf.
»Könnten Sie mir bitte den Pfeffer reichen?« Maryn wies auf das Pfeffergläschen vor Dorie.
»Bitte sehr«, sagte Dorie und schob es hinüber.
Maryn nahm ihr Clubsandwich auseinander, hob vorsichtig das Brot herunter und kratzte mit einem Messer die Mayonnaise ab, dann gab sie einen Berg Pfeffer auf die dünnen blutroten Tomatenscheibchen.
Sie merkte, dass Dorie ihr interessiert zusah. »Wenn man doch nur einmal gefragt würde, bevor sie alles mit Majo zuklatschen«, sagte sie.
»Ich weiß«, erwiderte Dorie. »Bei mir ist es dasselbe mit Senf. Mir würde ein kleiner Klecks reichen. Auf jeden Fall sieht die Tomate lecker aus.«
»Hm, ja«, machte die Blondine und baute ihr Sandwich wieder zusammen. »Bei uns oben bekommen wir solche schönen Tomaten erst sehr spät. Aber es gibt nichts Besseres als Tomaten aus Jersey.«
Dorie lachte. »Sie kennen nicht die aus dem Garten von meinem Vater. Er zieht diese Riesensorte. Die könnte ich essen, bis ich platze.«
»Sind Sie hier aus der Gegend?«, fragte die Blondine.
»Nein ich komme aus Savannah, Georgia. Und Sie?«
»Jersey«, sagte Maryn, absichtlich vage. Sie biss vorsichtig in ihr Sandwich und tupfte ihre Lippe mit der Serviette ab.
»Ich bin mit meinen Freundinnen einen ganzen Monat hier«, erklärte Dorie.
»Aha?« Die Blondine legte ihr Sandwich auf den Teller. »In einem Motel? Ist das nicht ziemlich teuer?«
»Wir haben ein Haus gemietet«, sagte Dorie stolz. »Direkt am Meer. Wir sind zu dritt und teilen uns die Kosten, deshalb ist es deutlich billiger als ein Motel.« Kleinlaut fügte sie hinzu: »Leider ist es doch teurer, als wir geplant hatten, weil meine Schwester in letzter Minute abgesagt hat.«
»Ein Haus«, sagte Maryn nachdenklich. »Wie findet man denn so was?«
Dorie lachte. »Ellis, eine meiner Freundinnen, ist ein Organisationsgenie. Sie hat den gesamten Urlaub geplant. Ich glaube, sie hat das Haus im Internet auf einer Vermieterseite gefunden.«
»Was denn für eine Vermieterseite?«
»Eine Ferienhausvermittlung durch Eigentümer. Das ist eine internationale Website für Ferienhäuser auf der ganzen Welt.«
»Hab ich noch nie gehört«, gestand Maryn. »Vielleicht sollte ich da auch mal nachsehen. Ich suche etwas hier in der Gegend, wo ich ein paar Wochen bleiben kann.«
»Viel Glück! Ich glaube, hier ist alles immer ziemlich schnell ausgebucht. Ellis hat unser Haus schon im März reserviert. Da dachten wir natürlich noch, wir wären zu fünft und nicht nur zu dritt.«
»Bei mir war das eher eine spontane Entscheidung«, sagte Maryn und zuckte mit den Schultern. »Ich denke, ich gucke mich mal in Elizabeth City um. Schade, ich hatte gehofft, etwas am Meer zu finden.«
Maryn widmete sich wieder ihrem Sandwich.
Da hatte Dorie eine Idee. Ihr Schlafzimmer – das Zimmer, das sie sich mit Stephen geteilt hätte – lag separat im obersten Stock. Sie fühlte sich isoliert dort oben, da Ellis und Julia in der ersten Etage schliefen. Und Willas Zimmer war frei. Dorie konnte doch hinunterziehen, in Willas Zimmer.
Misstrauisch beäugte sie die Blondine. Sie war teuer gekleidet und sehr gepflegt. War das eine verrückte Idee, die Dorie da hatte? Seit sie in Nag’s Head war, hatte sie sich mit Geldsorgen geplagt. Eventuell war die Idee doch nicht so vermessen.
Dorie räusperte sich. »Ähm, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ja?«
Die Blondine wandte sich ihr zu und schob die Sonnenbrille hoch. Ihre Augen waren kornblumenblau. »Ja?«
»Hören Sie«, sagte Dorie und errötete leicht. »Ich hatte gerade eine Idee. Sie suchen etwas am Meer, wo Sie schlafen können, und wir haben zufällig ein Schlafzimmer mit Bad übrig …«
»Ah«, machte die Blondine. »Hm, ich weiß nicht recht …«
»Es ist ein bisschen isoliert gelegen«, fuhr Dorie fort. »Sie hätten den obersten Stock des Hauses für sich. Mein Mann und ich wollten da eigentlich wohnen, aber er musste in letzter Minute absagen, und dann sagte meine Schwester auch noch ab, so dass wir jetzt viel Platz übrig haben.«
Die Blondine
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