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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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dass die Familie zwei Shelties hatte (Lulu und Lucky) und einen zweijährigen Sohn namens Sam (benannt nach Bens Lieblingsonkel).
    Und sie wäre im Erdboden versunken, wenn irgendjemand erfahren hätte, insbesondere Ben, wie oft sie bei Greene Acres hereinschaute.
    »Na, danken wir Gott auch für die kleinen Dinge«, sagte Julia mit Nachdruck. »Er ist jetzt das Problem einer anderen, nicht mehr deins. Lieber Gott! Kannst du dir ein Baby mit seinen Ohren vorstellen? Da braucht man ja einen Beiwagen am Kinderwagen, nur um die unterzubringen.«
    Ganz im Gegenteil. Ellis hatte Bilder des kleinen Sam gesehen und fand, er sei das süßeste Kind, das sie jemals erblickt hatte. Er hatte schmachtende blaue Kulleraugen, einen dichten Schopf heller Haare und einen runden Kussmund, den er von seiner Mutter geerbt haben musste, denn alle in Bens Familie hatten eine fast nicht vorhandene Oberlippe.
    »Ellis?« Julia sah sie befremdet an.
    »So groß waren seine Ohren auch wieder nicht«, sagte Ellis. »Du hast ihn bloß von Anfang an nicht gemocht.«
    »Und? Lag ich damit falsch? Musstest du nicht zum Anwalt gehen, noch bevor du die Danksagungen für die Hochzeitsgeschenke geschrieben hattest?«
    »Du hattest ja recht«, sagte Ellis, knüllte ihre Papierserviette zusammen und drückte sie in ihr Waffelhörnchen. Sie warf es unauffällig in einen Metallkorb und trank einen großen Schluck Eiswasser. »Ich hab dich damals dafür gehasst, aber du hattest ja so was von recht.«
    Außer Ellis hatten alle gewusst, wie wenig Ben zu ihr passte. Und als Ben es nach gerade mal drei Monaten Ehe auch gemerkt hatte, hatte er zwei Tage vor Ellis’ Geburtstag beim Abendessen kühl verkündet, das Ganze sei ein bedauerlicher Fehler gewesen. Genau diese Worte hatte er benutzt: ein bedauerlicher Fehler. Es hatte keinen Streit gegeben, keine hässliche Szene, nur Ben in seinem blassgelben Golfhemd, der sich vom Tisch zurückschob, die Gabel auf den Rand des Tellers gelegt und mit ernstem Blick und traurigen Augen gesagt hatte: »Es tut mir leid, Ellis, aber wir wissen beide, dass es nicht funktioniert.«
    Unter Druck gesetzt von seiner weinenden oder eher hysterischen Braut, hatte Ben schließlich die Worte ausgesprochen, die Ellis’ Tränen zum Versiegen brachten und ihr Herz für immer brachen: »Ich liebe dich einfach nicht. Ich habe es geglaubt, es mir gewünscht, aber ich liebe dich einfach nicht.«
    Noch bevor der Abend zu Ende war, hatte Ben seine Kleidung, seine Bücher und seine CDs gepackt und war aus der Wohnung ausgezogen. Und bevor Ellis so ganz verstanden hatte, was geschehen war, war die Scheidung rechtskräftig und die Ehe beinahe, wenn auch nicht völlig vergessen.
    Niemand außer Ellis wusste, wie sehr sie immer noch um das trauerte, was sie verloren hatte. Ihre Ehe war das Erste, bei dem sie so richtig versagt hatte. Anschließend hatte sie ihre ganze Kraft und Energie in ihre Arbeit gesteckt, war befördert worden, hatte hymnische Bewertungen und entsprechendes Lob erhalten. Doch die Einsamkeit verließ sie nie. Sie vermisste es, mit einem Mann zusammenzuleben, mit jemandem essen zu können, für jemanden Hemden kaufen zu können. Ihr fehlte es, dass jemand an der Gepäckausgabe des Flughafens auf sie wartete, wenn sie von einer Geschäftsreise zurückkehrte, ihr fehlte der gemächliche, genüssliche Sex am Samstagmorgen. Mein Gott, war es wirklich zehn Jahre her, dass sie zum letzten Mal mit einem Mann geschlafen hatte? Mehr. Elfeinhalb Jahre, wenn man nicht das verschärfte Petting mit dem Typen dazu zählte, den Ellis in dem Jahr nach ihrer Scheidung mehrmals getroffen hatte, als sie sich unbedingt hatte beweisen wollen, dass sie längst über Ben hinweg war.
    Abrupt erhob sich Julia. »Komm, wir gehen besser zurück zu Dorie. Ich möchte sie nicht noch einmal in Haferflocken baden müssen, so wie damals in dem Sommer in Myrtle Beach.«
    Ellis verzog das Gesicht. »Was haben wir uns bloß dabei gedacht, uns mit diesem grässlichen Babyöl und dem Jod einzucremen? Ein Wunder, dass wir nicht alle Hautkrebs bekommen haben.«
    »Wir haben gar nichts gedacht. Wir haben getrunken«, erinnerte Julia sie. Sie wanderten zurück über die Straße und die Düne bis hinunter zum Strand.
    »Hör mal«, sagte Julia plötzlich. »Was ist mit Dorie eigentlich wirklich los?«
    »Mit Dorie? Nichts. Warum? Was soll denn da los sein?«
    »Ist dir nicht aufgefallen, dass wir jetzt seit drei Tagen hier sind und sie noch nicht einmal mit Stephen

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