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Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sloan
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Aber hätte ich gewusst, wonach ich suchen soll, hätte ich nur meinen Laptop aufklappen, irgendeinen Text in der Gerritszoon-Schrift tippen und ihn auf 3 000 Prozent zu vergrößern brauchen. Die Einkerbungen sind auch in der Computerversion zu sehen. Der Ungebrochene Buchrücken in seiner unterirdischen Bibliothek hält es für unter seiner Würde, Computer zu benutzen … aber über der Erde hat die Festina Lente Company ein paar ziemlich raffinierte Digitalisierer angeheuert.
    Das ist der Code, nichts anderes. Diese kleinen Kerben.
    In der fünfhundert Jahre alten Geschichte der Gemeinschaft ist niemand auf die Idee gekommen, so genau hinzuschauen. Auch die Codeknacker bei Google nicht. Wir haben auf einen digitalisierten Text in einer vollkommen anderen Schrift geschaut. Wir haben auf die Sequenz, nicht die Form geschaut.
    Der Code ist zugleich kompliziert und einfach. Kompliziert, weil ein großes F sich von einem kleinen f unterscheidet. Kompliziert, weil die Ligatur von ff nicht in Form von zwei kleinen f daherkommt – es ist eine völlig andere Patrize. Gerritszoon verfügt über einen ganzen Haufen variierender Glyphen – drei P , zwei C , ein wahrhaft episches Q  – und jede bedeutet etwas anderes. Um diesen Code zu knacken, muss man typografisch denken.
    Aber danach ist es einfach, weil man nur die Einkerbungen zählen muss, was ich getan habe: vorsichtig, unter der Lupe, an meinem Küchentisch, ohne dass irgendwelche Rechenzentren erforderlich gewesen wären. Es ist die Sorte Code, die man aus Comics kennt: Eine Zahl entspricht einem Buchstaben. Eine simple Substitution, und mit ihr lässt sich Manutius’ Codex Vitae in null Komma nichts entschlüsseln.
    Achtes Dia
    Man kann auch noch was anderes damit machen. Wenn man die Patrizen in einer bestimmten Reihenfolge sortiert – so, wie sie in den Setzkästen einer Druckerei aus dem fünfzehnten Jahrhundert sortiert wurden –, erhält man eine weitere Botschaft. Es ist eine Botschaft von Gerritszoon persönlich. Seine letzten Worte an die Welt haben sich fünfhundert Jahre lang vor aller Augen versteckt.
    Daran ist nichts Unheimliches, nichts Mystisches. Es ist nur die Botschaft eines Mannes, der vor langer Zeit gelebt hat. Aber jetzt kommt das Unheimliche: Schauen Sie sich um.
    (Alle tun es. Lapin reckt den Hals. Sie sieht besorgt aus.)
    Sehen Sie die Schilder an den Regalen – dort, wo G ESCHICHTE und A NTHROPOLOGIE und P ARANORMALE L IEBESROMANE FÜR T EENAGER steht? Es ist mir vorhin aufgefallen: All diese Schilder sind in der Gerritszoon-Schrift gesetzt.
    Auf Ihrem iPhone ist Gerritszoon vorinstalliert. Jedes Word- Dokument von Microsoft hat Gerritszoon als Standardschrift. Der Guardian setzt seine Schlagzeilen in Gerritszoon; wie auch Le Monde und die Hindustan Times . Die Encyclopaedia Britannica wurde früher in der Gerritszoon gedruckt; Wikipedia hat erst letzten Monat auf sie umgestellt. Denken Sie an Semi nararbeiten und Lehrpläne. Denken Sie an Lebensläufe, Job angebote, Kündigungsschreiben. An Verträge und Anklage schriften. An Kondolenzbriefe.
    Die Gerritszoon umgibt uns überall. Man sieht sie jeden Tag. Sie war die ganze Zeit da, seit fünfhundert Jahren direkt vor unseren Augen. Alles – Romane, Zeitungen, neue Do kumente – ist eine Trägerwelle für diese Geheimbotschaft gewesen, versteckt im Kolophon.
    Gerritszoon hat ihn gefunden: den Schlüssel zur Unsterblichkeit.
    (Tyndall springt von seinem Stuhl und jault: »Aber wie lautet sie?« Er rauft sich die Haare. »Wie lautet die Botschaft?«)
    Naja, sie ist auf Lateinisch verfasst. Google translate liefert nur eine grobe Übersetzung. Vergessen Sie nicht, dass Aldus Manutius unter einem anderen Namen geboren wurde: Er hieß Teobaldo, und so nannten ihn seine Freunde.
    Hier also ist sie. Hier ist Gerritszoons ewige Botschaft an die Nachwelt.
    Neuntes Dia
    Danke, Teobaldo
    Du bist mein wunderbarster Freund
    Das war der Schlüssel zu allem

GEMEINSCHAFT
    D ie Show ist vorbei, und das Publikum tröpfelt hinaus. Tyndall und Lapin stehen in Pygmalions kleinem Café nach Kaffee an. Neel versucht immer noch, Tabitha seine Idee von der transzendentalen Schönheit eines Busens im Pulli zu verkaufen. Mat und Ashley unterhalten sich angeregt mit Igor und dem japanischen Duo, und alle bewegen sich langsam Richtung Ausgang.
    Kat sitzt allein da und knabbert am allerletzten veganen Keks. Ihr Gesicht wirkt verhärmt. Ich hätte gern gewusst, was sie von Gerritszoons unsterblichen

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