Die Sonnenmacher
1.
Bn Ffallo, der Kapitän des Frachters Esarq, konnte trotz seiner gewaltigen Erfahrung, die ein langes Leben im Raum mit sich gebracht hatte, rasch ärgerlich werden. Dazu war er noch wie alle seine Kollegen recht abergläubisch. Als sein Dritter Offizier, Volp, der sich um Navigation und Fracht zu kümmern hatte, ganz plötzlich in allen sechs seiner Beine Wassersucht entwickelte, faßte Kapitän Ffallo es als schlechtes Vorzeichen auf.
Er ließ den unglücklichen Volp auf der Welt Wanazk absetzen und fand als Ersatz lediglich einen eingeborenen Offiziersschüler namens Mkim. Ein Wechsel in der Mannschaft wurde allgemein als sicherster Weg zu einem Unglück angesehen, und als Kapitän Ffallo die Reise wieder aufnahm, wartete er ergeben auf die unvermeidliche Katastrophe.
Er mußte nicht lange warten. Schon drei Perioden nach dem Abflug von Wanazk tauchte der frischgebackene Offizier im Quartier des Kapitäns auf. Mkim suchte mit verwirrtem Gesicht stammelnd nach Worten und brachte schließlich heraus: »Sire, da ist ein Doppelstern.«
Der Kapitän atmete auf. Der Fracht war also nichts zugestoßen, und mit der Navigation konnte es eigentlich auch keine Probleme geben, da sich der Bordcomputer um sie kümmerte. Dem Kapitän fiel jetzt ein, daß sich Mkim jede freie Minute im Navigationsraum aufgehalten und weitergebildet hatte. Diese Bildung war aber offensichtlich noch nicht weit genug gediehen. Der Kapitän beschloß, sich freundlich zu geben.
»Ein Doppelstern«, wiederholte er. »Sind Sie sicher?«
»Ja, Sire.«
»Es war bestimmt aufregend, ihn zu entdecken?«
Mkim war der spöttische Unterton entgangen und er murmelte nur: »Sire?«
»Mehr als die Hälfte der Sterne der Milchstraße gehören zu Mehrfachsystemen«, fuhr der Kapitän noch immer spöttisch fort. »Das muß einem doch beim Studium der Navigation auffallen.«
»Sire, auf der Karte ist nur ein einzelner Stern eingetragen.«
Der Kapitän schwieg. Der Hinweis, daß die beobachtete Position nicht mit der Karte übereinstimmte, konnte nicht einfach abgetan werden. Ungläubig fragte er: »Soll das heißen, wir haben uns verirrt?«
»Nein, Sire, alles andere stimmt. Aber da ist ein Stern mit einem Begleiter, und der Karte nach dürfte er keinen haben.«
»Sie meinen also, die Karte sei fehlerhaft?«
»Ja, Sire.«
»Das«, sagte Kapitän Ffallo entschlossen, »muß ich mir mit eigenen Augen ansehen.« Er machte sich auf den Weg, und Mkim folgte ihm bescheiden.
Auf der Brücke zeigte ihm Mkim den Stern auf der Karte. Ohne Zweifel ein Einzelstern mit sieben Planeten. Dann stellte Mkim den Bildschirm scharf, und der zeigte einen Doppelstern. Kapitän Ffallo brummte skeptisch und übernahm die Einstellung des Bildschirms. Er stellte ihn sorgfältig ein, blickte hin und sah einen Doppelstern.
Er war unschlüssig. Handelte es sich um einen echten Doppelstern? Vielleicht war der kleinere der beiden sehr weit entfernt, stand nur eben in der gleichen Richtung und schuf so die optische Täuschung eines Doppelsterns?
Der Kapitän trat an den Navigationscomputer der Brücke und vergewisserte sich, daß der Kurs stimmte. Er sah sich die Karte noch einmal an und stellte den Bildschirm neu ein. Immer noch ein Doppelstern. Der Schirm war nicht stark genug, auch die Planeten zu zeigen. »Anscheinend stimmt die Karte nicht«, gab der Kapitän widerwillig zu. »Schreiben Sie einen Bericht. Ich übertrage ihn ins Logbuch und sende eine Kopie an das Galaktische Vermessungsamt. Schreiben Sie aber, daß es sich anscheinend um einen Doppelstern handelt«, wies der Kapitän den übereifrigen Mkim zurecht.
»Ja, Sire, und wenn wir den nächsten Sprung ein wenig aufschieben könnten …«
»Nicht der Mühe wert«, knurrte der Kapitän. »Ist nicht unsere Aufgabe, die Karten zu berichtigen.«
Mkim sah so enttäuscht aus, daß der Kapitän Mitleid mit ihm hatte. Er grinste, schlug ihm auf die Schulter und meinte: »Schreiben Sie nur Ihren Bericht. Wenn Sie recht haben, benennt das Vermessungsamt die zweite Sonne vielleicht nach Ihnen, Mkim. Dann sind Sie unsterblich.«
Mkim strahlte ihn mit seinem dunkelroten Gesicht an und eilte dann fort.
»Vergessen Sie aber nicht das Wörtchen ›anscheinend‹«, rief ihm der Kapitän hinterher.
Die Feierlichkeit war kurz und zwanglos, und es hatten sich nur wenige Zuschauer eingefunden. Naz Forlan leistete seinen Diensteid als Mas für Wissenschaft und Technik der Welt Vezpro. Wäre Forlan Mas eines anderen
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