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Die spaete Ernte des Henry Cage

Die spaete Ernte des Henry Cage

Titel: Die spaete Ernte des Henry Cage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Abbott
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nicht zerdrückten Abschnitt. Tom ist ganz gefesselt von seinem Sohn, der fast vier ist. Da Tom und Jane zu Hause arbeiten, sind sie so gut wie nie getrennt, und jetzt, da Hal drei Vormittage in der Woche in die Spielgruppe im Dorf geht, verspürt Tom so etwas wie den Trennungsschmerz eines Liebenden. Der Junge ist plötzlich still – von jetzt auf gleich hat ihn der Schlaf übermannt.
    »Schläft er?«, fragt Jane, als Tom herunterkommt.
    »Tief und fest.«
    »Du wirst ihn vermissen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Nun ja, er wird jetzt vermutlich zehn Stunden lang schlafen.«
    »So schlimm bin ich auch wieder nicht.«
    »Das hab ich auch nicht gesagt.«
    Eine Weile später schaut sie von dem Buch auf, das sie liest, der neue Roman eines preisgekrönten Schriftstellers, den sie beide schätzen.
    »Hier ist es. Seite zweiunddreißig, vertikaler Sex – diesmal an einem Baum.«
    Es war ein Spiel, das Jane mochte, das Aufstöbern der sexuellen Motive im Werk eines Autors. Die meisten Schriftsteller, hatte sie festgestellt, wiederholten sich; Updike war da vielleicht die größte Ausnahme, obwohl auch er in letzter Zeit vorhersagbar geworden war. Jane überraschte diese erotische Beständigkeit nicht. Es ist äußerst schwierig, überzeugende Liebesszenen zu schreiben, und wenn ein Autor es schafft, eine zu Papier zu bringen, die nicht für Spott sorgt, dann muss die Versuchung ungeheuer groß sein, sie mit leichten Abwandlungen wieder zu verwenden.
    »Im ersten Buch war es in einem Fahrstuhl, im zweiten an einem Auto, nun ist es aufrecht im Wald – sie hat Flechte vom Baum an den Oberschenkeln.« Jane hält kurz inne. »Weißt du, ich bin dem Autor mal begegnet.«
    »Ach ja? Wo?«
    »Bei einer Signierstunde in Norwich. Leider saß er.«
    Tom grinst. Sie waren an einem Punkt in ihrer Ehe, an dem die Eifersucht nicht nur nicht vorhanden, sondern unvorstellbar war. Noch immer flirteten sie aus Gewohnheit auf Partys mit anderen, war die Reaktion darauf aber mehr als nur oberflächlich, zogen sie sich sofort zurück.Das Kind hatte sie unverwundbar gemacht. Als Prinzessin Diana sich beklagte, in ihrer Ehe würde es drei Personen geben, hatte Jane Tom angegurrt: »Und, was ist daran falsch?«
    Sie hatten das Geschäft mit dem Geld erworben, das Jane von ihrer Großmutter geerbt hatte. Was dann noch übrig geblieben war, ging für Bücher drauf, nicht für Bauarbeiten. Sie hatten alles selbst gemacht. Die Regale waren nicht immer ganz waagerecht, und auf den hastig gestrichenen Böden fanden sich Schuhabdrücke, wie Fossilien. Manchmal schaute Jane Tom zu, während sie arbeiteten. Sie sah, wie er eine Tür reparierte, doch sie wusste, dass die Arbeit in Wahrheit ihn wiederherstellte. Tom wäre an der Scheidung seiner Eltern fast zerbrochen. Nun fand er bei Jane, dem Buchladen und Hal langsam wieder zu sich.

    Auf dem Polaroidfoto ist Tom neun und steht lächelnd neben dem Schwimmbecken des Hilton in Beverley Hills. Er schaut zu, wie sich das Foto langsam entwickelt; allmählich wird seine Haut sonnengebräunt. Sein Vater hält das Bild in der Hand und sagt: »Schau mal genau hin, Tom.« Der Junge beugt sich vor, er kennt die Zauberei der Sofortbilder schon, freut sich aber, seinem Vater einen Gefallen tun zu können, wenn er sich ungläubig über die Intensität der Farben und die Exaktheit des Hauttons zeigt. Aber sein Vater will gar nicht über das Foto reden; stattdessen sagt er: »Schau genau hin; ich will dich nie wieder so fett sehen.« Tom springt in das Schwimmbeckenzurück, wo das Wasser seine Tränen verbirgt. Fällt seinem Vater auf, dass er für den Rest des Urlaubs ein Handtuch umgewickelt hat?

    »Daddy, die Seife geht nicht.«
    Es ist Toms zwölfter Geburtstag, er will sich waschen und anziehen, um endlich seine Glückwunschkarten und Geschenke zu sehen. Henry kommt ins Bad.
    »Was meinst du damit, sie geht nicht?«
    »Sie macht keinen Schaum.«
    »Na, komm schon, Tom, du musst nur fester reiben.«
    »Tu ich doch, wirklich. Ich reib schon eine Ewigkeit.«
    Henry kommt ans Waschbecken. Er nimmt das weiße Seifenstück und riecht daran. »Das riecht ja gar nicht nach Seife, das riecht nach … nach Kartoffel. Du hast versucht, dich mit einer Kartoffel zu waschen, Tom.«
    Henry kichert, und langsam erscheint ein Lächeln auf Toms Gesicht. Das war ein Streich. Sein Vater hat die falsche Seife aus einer Kartoffel geschnitzt und mit Schaum eingerieben. Ein Scherz vor dem Frühstück – hat es je einen geglückteren

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