Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
Vom Netzwerk:
der späten Stunde gestern noch einen Weg nach hier oben gesucht hatte. Die Gefahr eines Absturzes erschien ihm überschaubarer als die Gefahr von nächtlichen Besuchern überrascht zu werden. Denn es waren ungastliche Tage!
    Vorsichtig schob er sich vorwärts. Er krabbelte auf allen Vieren vorwärts. Seine Hände berührten den feuchten, kalten Waldboden. Blätter und Moos verfingen sich in seinen Fingern. Er achtete darauf, nicht entdeckt zu werden. Wenn sie dort unten waren, dann wollte er erst wissen, wer sie waren, bevor sie wussten, dass er hier war. Vorsichtig klammerte er die Hände an der kalten, grüngrauen Felskante fest, schob seinen Kopf nach vorne und riskierte einen Blick. Unter ihm gähnte ein dreissig Ellen tiefer Abgrund. Zu Johanns Verwunderung sah er niemanden.
    „ Halt!“
    Ein drittes Mal gellte der Schrei durch den Herbstwald. Dann brach ein Mann zwischen den Büschen hervor. Johann zog in einem Reflex den Kopf zurück, so ruckartig, dass er beinahe auf der rutschigen Felskante den Halt verloren hätte.
    Der Mann unten rutsche auf dem Boden aus und stolperte vorwärts. Wie er selbst hatte dieser braune Haare und eine schlanke Figur. Das Gewand des Mannes hinderte ich an der Flucht, der langen Mantel, eher ein Umhang, verfing sich im Geäst. Der Mann wand sich ruckartig aus dem Stoff, drehte wieder zur Flucht. Er kam nur wenige Schritte, da brach ein weiterer Mann durch das Unterholz. Der erste beendete seine Flucht und stürzte sich auf den Verfolger. Dieser rutschte, vom Gegenangriff überrascht aus. Beide fielen um. Sie rollten sich herum und glitten auf dem Blätteruntergrund ein kleinen Hang hinunter. Johann konnte sie nicht mehr genau sehen. Sie waren nun hinter ein paar Büschen verschwunden. Er reckte sich weiter nach vorne. Noch weiter ging es nicht ohne seinen Schwerpunkt zu sehr nach vorne zu verlagern. Der Abgrund unter ihm gähnte ihm entgegen. Johann stand auf, zuckte kurz zusammen wegen des plötzlich wieder aufkeimenden Schmerzes an seiner Seite und lief geduckt ein paar Schritte nach links. Hier gab ihm ein dichter, grüner Ilex genügend Sichtschutz. Er lugt durch die dornigen Zweige, schob seinen Kopf suchend hin und her. Erst hörte er ihre Kampfgeräusche, dann sah er sie wieder. Stille. Der Flüchtende lag rücklings auf dem Boden, die Arme von sich gestreckt und rührte sich nicht mehr. Der andere war gerade im Begriff sich aufzurichten, als sich ein dritter Mann durch das Gebüsch einen   Weg bahnte und zum Vorschein kam. Anders als der erste trug er Beinlinge und einen Mantel mit langen, weiten Ärmeln. Der Mantel eines Reichen oder Adeligen, soviel konnte Johann auf die Entfernung sehen. Schmerzlich wurde Johann für einen Moment sein eigener, erbärmlich frierender Zustand bewusst. Hatte es nicht in der Nacht den ersten Frost gegeben? Das Haupt des Fremden war ebenfalls wie sein Körper vor der Kälte geschützt. Eine Fellmütze bedeckte den Kopf und ließ nur sein Gesicht herauslugen. Er blieb stehen und sah den kleinen Hang hinunter. Es dauert wohl einen Augenblick bis er die Situation richtig einschätzte. Der andere machte eine beschwichtigende Geste, als der Mantelträger ein paar Schritte auf ihn zulief. Es schien, als ließe dieser sich den kleinen Hang hinunterfallen. Noch in der Abwärtsbewegung vollzog seine Hand einen schrägen Haken und traf den ersten am Kopf. Dieser fiel wieder auf den Boden, von dem er sich gerade erhoben hatte.
    „ Stupido. Stupido magno, magno, magno!“, schimpfte der Stehende und versetzte dem am Boden liegenden mit jedem magno, das er für Johanns Ohren seltsam unlateinisch aussprach, einen Hieb mit der flachen Hand. Dann ließ er von ihm ab.
    Johann lauschte. Er konnte das Gespräch nicht recht verstehen. Sie sprachen leise. Der eine zischte, der andere winselte. Die Hierarchie schien ziemlich klar. Der Schläger war immer noch sehr aufgebracht, und der andere machte keine weiteren Anstalten aufzustehen. Dann wendete sich der stehende Mann um. Für einen Moment sah er hinauf zu Johann. Jetzt trafen sich ihre Blicke. Sein Herz stand still. Wenn sie ihn hier sahen! Hatten Sie ihn entdeckt? Johann hielt den Atem an. Jede Atemwolke konnte ihn auch hinter diesem Busch verraten. Doch der andere drehte sich wieder um. Glück gehabt! Johann beschloss, sein Glück nicht weiter zu versuchen. Es wäre wohl besser, sich zurückzuziehen. Aber ganz leise. Kein Laut! Nun stand auch der Geschlagene auf. Das Hündische war aus seinem Blick noch

Weitere Kostenlose Bücher