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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
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fester. Hier traf er auf die ersten Menschen. Die ersten Gesichter seit zwei Tagen. Und seit drei Tagen hatte er nichts gegessen. Johanns blasse und erschöpfte Augen leuchteten für einen Moment, als die erste Gruppe ihn argwöhnisch beäugte. Fremde waren in diesen Zeiten nicht willkommen. Die Kriegsjahre, besonders dieses letzte, hatte auch in dieser Region nur Unheil gebracht. Viele Männer waren dem Aufruf ihrer Herren gefolgt, ihren Frondienst, in diesem Falle ihren Dienst im Heer, zu leisten. Viele waren nicht zurückgekehrt. Und da wo erst die Männer fehlten, die Felder zu bestellen oder abzuernten, herrschte Hunger und Not. Nicht selten wurde das wenige von den umherziehenden, nach Hause irrenden Soldaten auch noch genommen. Und dass Johann nicht wie ein Soldat aussah, sondern eher wie ein Bettler oder schlimmer, ein Aussätziger, machte seine Lage nicht vorteilhafter.
    Johann ging trotzdem vorsichtig weiter und streckte die Hand aus.
    „ Bitte ...“, seine Stimme war so krächzend verzerrt, dass er sie selbst kaum erkannt hatte. Er hatte seit Tagen nicht gesprochen. Er räusperte sich und wollte erneut ansetzen.
    Da bückte sich der erste aus der Gruppe und nahm einen Klumpen vom Boden auf.
    „ Hau ab! Verschwinde!“
    Ein zweiter Klumpen folgte und flog dicht an Johanns Kopf vorbei. Das war deutlich! Johann ging unweigerlich ein paar Schritte zurück. Er drehte sich um, und begann zu laufen. Besser hungrig als gesteinigt!
    So machte er einen großen Bogen um die Ansiedlung, musste wieder in den Wald und wanderte, den Blick stets auf den Fluss gerichtet, weiter durch das Ruhrtal nach Osten. Zwei Stunden später traf er schon auf die nächste Ansiedlung. Hier waren die Häuser zu beiden Uferseiten verteilt, jedoch standen die meisten der Häuser auf der von ihm entfernten Uferseite. Hier war der Fluss noch breiter, aber dafür flacher. Zwischen den Häusern konnte Johann eine kleine Insel entdecken. Das viele Regenwasser der letzten Tage und Wochen hatte die Ruhr anschwellen lassen, so dass die kleine Insel beinahe nur noch eine Sandbank war. Johann machte einen Bogen um diese Leute. Die Erfahrung vom Mittag hatte ihm für diesen Tag genügt. Und auch, wenn er nur gut hundert Schritte an den Häusern vorbeizog, konnte er die Blicke der wenigen Menschen, die er sah, deutlich spüren. Von denen hatte er nichts Besseres zu erwarten, als von den Menschen am Mittag zuvor. Sein Magen knurrte, und in manchen Momenten dachte Johann, es würde Nacht vor seinen Augen. Aber er lief weiter. Am späteren Nachmittag, im Osten begannen schon die Finger der Nacht über das Land zu streicheln, entdeckte er zu seiner rechten den kleinen Bachlauf. Er beschloss, dort die Nacht zu verbringen. Erschöpft, hungrig und müde legte er sich hin und stand so schnell es seine geschundenen Füße zuließen wieder auf. Er ließ den Blick schweifen. Der kleine Bach mündete hinter ihm in die Ruhr. Vor ihm türmte sich ein Felsen auf. Nach wohl sechs Manneslängen über ihm endete der Fels, dahinter begann wieder der dichte Wald.
    „ Es ist wohl besser. Da oben.“, dachte Johann laut. Er begann, mühselig um den Fels herum zu straucheln und aufzusteigen. Teilweise war es so steil, dass sich Johann an den Büschen hochzog, um nicht auf dem feuchten Blätterboden wegzurutschen. Endlich war er oben angekommen. Er setzte sich auf den Boden, zog die Beine fest an und schlang seine Decke fester um sich. So kauerte er eine Weile, bis ihn die erste Welle der Müdigkeit übermannte. Johann fiel in einen leichten, unerholsamen Schlaf. Immer wieder wurde er wach.   Er fand vor Erschöpfung keine Ruhe.
    Seine Gedanken wanderten zurück zu jenem Tag, dem Nonae des Junis. Es war ein Schlachten, wie es niemand erwartet hätte. Wie es niemand zuvor je gesehen hatte! Mit solcher Bitterkeit und solchem Grimm hatten sich die aufgestaute Wut und der Hass aufeinander entladen, dass die beiden Heere wie Gewitterwolken gegeneinander schlugen. Wie Hagel, hatte es Pfeile und Tod geregnet. Wie Sturm waren die Reiter über das Fußvolk gekommen. Am jüngsten Tag mochte es nicht schlimmer sein! So hatte Gott selbst an jenem Tag die Seelen von ihnen allen gerufen. Wohl zweitausend Mann waren diesem Ruf ihres Schöpfers in die Ewigkeit gefolgt. Doch viele waren nicht tot, nur verstümmelt und verwundet auf dem Feld geblieben. Einer von ihnen war Johann. Wie ein Geist in der Zwischenwelt schwebte er zwischen Dasein und Jenseits und wusste selbst nicht, ob er

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