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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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noch nicht zurück.«
    » Es wird schon spät«, sagte er mit einem Blick auf die länger werdenden Schatten. » Soll ich sie suchen?«
    » Lass nur. Lieber würde ich wissen, wo Bette sich herumtreibt, und ob sie das Retikül vermisst. Aber ich möchte meine Hüfte noch eine Weile schonen.«
    » Dann hör ich mich mal um.«
    Er stromerte durch die Hecken, und ich döste weiter und schnurrte mir dabei eins.
    Ich musste tiefer gedöst haben, als ich wollte, denn als Nächstes roch ich Maiblumen und Flieder und Sahne.
    » Na, süße Sina. Einen faulen Nachmittag verbracht?«
    Na ja, nicht ganz und gar.
    Ich erhob mich mühsam – die Hüfte fühlte sich steif an – und schlappte die Sahne zur Hälfte aus. Den Rest ließ ich für Alinuschka. Alteas scharfe Augen allerdings erkannten meine Malesse.
    » Du lahmst wieder, Sina. Hat dich jemand getreten? War das Olga?«
    » Mirr.«
    » Nein, nicht? Olga hat jetzt Katzenverstand. Also ein anderer. Und so faul warst du wohl auch gar nicht.«
    Ich erwog, ihr das Täschchen zu zeigen, aber sie sah müde und wieder ein bisschen traurig aus. Also maunzte ich nur zustimmend.
    » Ich wünschte, ich könnte dir helfen, Sina. Aber Schmerzmittel, die für Menschen geeignet sind, dürfen Katzen nicht einnehmen. Darf ich denn mal deine Hüfte abtasten?«
    Ich drehte mich zur Seite. Sie hatte ganz sanfte Hände. Als sie die schlimme Stelle berührte, zuckte mein Fell, und ein winziger Jammer stahl sich aus meiner Kehle.
    » Eine Kontusion, keine Wunde. Das wird bald wieder gut.« Sie streichelte meinen Kopf, und ich drehte ihn in ihrer Hand. » Weißt du was, Sina, ich nehme dich mit nach oben. Ein weiches Kissen ist zumindest gemütlicher als der Boden hier.«
    » Mau?«
    » Ich trage dich. Wenn du gestattest.«
    Ich gestattete. Sie lehnte ihren Gehstock an die Schuppenwand und hob mich hoch. Sehr vorsichtig und sehr geschickt. Mit einem Arm stützte sie mein Hinterteil, ich legte ihr die Vorderpfoten um den Hals. Sie klaubte den Stock wieder auf und trug mich ins Haus.
    Natürlich kreuzte die Wirtin unseren Weg.
    » Bringen Sie das verflohte Tier nach draußen, gnädiges Fräulein. Das geht zu weit.«
    » Sina wird die Mäuse in der Mansarde fangen, Frau Wennig. Es ist eine Schande, wie dieses Logierhaus geführt wird.«
    Witwe Bolte schnappte nach Luft, aber Altea fegte einfach an ihr vorbei. Die Treppe allerdings erklomm sie mühsam. Aber wir schafften es, und behutsam setzte sie mich auf der Bettdecke, ein schäbiges Ding in verblasstem Grün, ab.
    » Wollmäuse gibt es hier genug«, grummelte sie. » Um die brauchst du dich aber nicht zu kümmern.«
    Mama kam aus dem Nachbarzimmer, schon in einem lose fallenden Morgenrock, die Haare gebürstet und zu einem langen Zopf geflochten.
    » Magst du ein Betthupferl, Altea?«
    Sie hielt eine Pralinenschachtel in der Hand. Weiß mit bunten Vögeln zwischen bunten Blumen.
    Ich setzte mich alarmiert auf.
    Altea verströmte ebenfalls Wachsamkeit.
    » Woher hast du die Pralinen, Mama?«
    » Oh, ich … äh … habe sie geschenkt bekommen.«
    » Ein neuer Verehrer, Mama?«
    » Nein, nein, einfach nur so.«
    » Mama, wir haben heute einen würdigen Mann zu Grabe getragen, der mit solcherart Pralinen vergiftet wurde. Und du nimmst einfach so Geschenke an?«
    » Na ja, ich meine, also …«
    Mama errötete.
    Altea grinste.
    » Der General hat gestern erstaunlich gute Kenntnisse in Pralinenschachteln bewiesen.«
    Mama wurde noch röter und stammelte hilflos vor sich hin.
    » Mama! Was ist zwischen General Rothmaler und dir vorgefallen?«
    » Nichts, Altea, über das ich meiner Tochter Rechenschaft ablegen müsste!«
    Sie konnte ganz schön energisch werden, die rosige Mama.
    » Nun ja, der General hat seinen Antrag zurückgezogen. Dafür hat man euch gemeinsam dinieren sehen. Er schenkt dir Pralinen und … ach, da fällt mir seine kryptische Bemerkung ein, dass wir beide die Dinge wohl gerne selbst in die Hand nähmen. Mama?«
    » Geht dich nichts an!«
    » Dass ich ihn zum Stiefpapa statt zum Schwiegervater bekomme? Mama, hast du ihm die Ehe angetragen?«
    Die Geräusche, die Mama von sich gab, hörten sich an wie Badewasser, das durch einen Abfluss gurgelte. Plötzlich aber richtete sie sich auf, straffte die Schultern und sah Altea direkt ins Gesicht.
    » Hast du doch selbst vorgeschlagen!«
    » Stimmt. Finde ich ja auch gut. Herzlichen Glückwunsch, Mama.« Altea umarmte sie heftig und streichelte ihren Zopf. » Du bist eine hübsche Frau und

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