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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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wir setzten unseren Weg zur Germania fort. Wieder nahm Bouchon das Täschchen auf, Romanow als Nachhut hinter ihm, ich humpelte langsam hinterher. Wir erreichten meinen Garteneinschlupf ungehindert, und der Schwarze sah mich fragend an.
    » Komm mit rein, wenn du magst. Bouchon, wir verstecken das Ding da erst mal hinter dem Schuppen.«
    Nachdem das geschehen war, sah Romanow sich um.
    » Ganz in Ordnung hier, kaum Menschen.«
    » Heute nicht. Heute sind sie zu einer Beerdigung.«
    » Beerdigung?«
    » Sie verscharren einen Toten.«
    » Ach so.«
    » Und was machen wir, wenn sie zurück sind?«
    » Das ergibt sich dann. Jetzt muss ich erst einmal einen Moment ausruhen. Romanow, Bouchon wird dir zeigen, wo du deinen Sohn findest. Verhau ihn nicht zu sehr, er ist noch so klein.«
    » Wenn du den verhaust, verhau ich dich auch, Romanow. Ich mag den kleinen Scheißer nämlich.«
    » Hu, dann hab ich aber Angst.«
    Ganz unerwartet kam der Schwarze auf mich zu, schlappte sacht über meine Nase und brummelte: » Wer hat schon so eine Mutter wie dich, Ehrwürdigste?«
    » Jemand, der einen Vater wie dich hat, Krieger!«
    Nasenstups und ab.
    Bouchon grollte leise und trottete hinter ihm her.
    Sollte der Stopfen etwa eifersüchtig sein?

Ein Zeitungsbericht und seine Folgen
    Ich betrachtete meine Beute ausgiebig und von allen Seiten. Es war aus der grün schillernden Seide gefertigt, aus der auch das furchtbare Kleid bestand, unter dem ich mich verborgen hatte. Oben war das Retikül mit einer Kordel verschlossen, die leider so verknotet war, dass ich sie nicht aufbekam. Kaputt machen wollte ich das Täschchen aber nicht, es wäre dem Öffnen der Büchse der Pandora gleichgekommen. Meine Ballen aber waren feinfühlig genug, um allerlei zu ertasten. Weiches war darin, vermutlich so ein Tränentüchlein, was die Damen gerne an ihre wässrigen Augen drückten, einige harte, runde Scheiben, die ich als Münzen erkannte, etwas, das raschelte und wohl Papier war, kleine, härtere Vierecke, die mir nichts sagten. Ein winziges Flakon, das den schwülen Duft enthielt. Und eben eine runde Dose, ähnlich wie der Pastillenbehälter von Bisconti. Von ihm ging der leicht bittersüße Geruch aus, der mir inzwischen so vertraut war.
    Was nun?
    Altea war noch nicht zurückgekommen, offensichtlich dauerte so eine Beerdigung recht lange. Weiter mit herumschleppen wollte ich dieses Beweisstück auch nicht. Es wäre nicht gut, wenn es verloren ginge. Also scharrte ich ein wenig lose Erde darüber und hoffte, dass die Wirtin jetzt nicht den Drang zur Gartenarbeit verspürte. Dann legte ich mich drauf und leckte besänftigend meine wehe Flanke.
    Bouchon weckte mich mit einem Schnurren. Ein Auge auf. Er sah nur ein bisschen zerrauft aus. Auge wieder zu.
    » Die haben gerauft, die beiden. Aber es hat ihnen Spaß gemacht. Romanow hat den Kleinen einen Baum hochgejagt. Bis ganz oben hin. Und dann hat er gehöhnt, er soll sehen, wie er wieder runterkommt. Du, der Junge ist vielleicht mutig. Der hat sich von ganz oben fallen lassen und ist dem Schwarzen im Genick gelandet. Dann haben sie geboxt.«
    » Gut. Romanow wird ihm all die miesen Tricks beibringen, die er braucht.«
    » Romanow ist ein guter Kämpfer, ja?«
    » Ein Krieger. Hart, ausdauernd, geschickt.«
    » Ich könnte dem Junior nichts beibringen.«
    Beide Augen auf. Der Stopfen sah unglücklich aus.
    » Nein, Bouchon. Einem solchen Jungkater kannst du nichts beibringen, er hat das Zuhören noch nicht gelernt. In zwei, drei Jahren aber würde er von deinem Wissen profitieren.«
    » Dann bin ich nicht mehr hier.«
    » Dann gibt es andere Jungkater.«
    » Glaubst du, ich könnte überhaupt einem was beibringen?«
    » Och, Bouchon, du bist bei Weitem zu bescheiden. Was ist mit deinen Kenntnissen über das Wesen der Menschen, ihre Weisheit, ihre Dummheit, ihre Gefühle?«
    » Meinst du, das interessiert wen?«
    » Wenn eine Katze sich entschließt, mit Menschen zusammenzuleben, muss sie sie verstehen. Kleine Katzen wollen spielen, raufen und schmusen, und das wiederum finden die Menschen erst mal niedlich. Das ändert sich sehr schnell, wenn sie größer und anspruchsvoller werden. Dann müssen auch wir auf die Menschen zugehen und unser Verständnis zeigen.«
    » Mhm.«
    Goldene Augen sahen nachdenklich in die Ferne.
    Ich leckte ihm sacht den gezauselten Pelz zwischen den Ohren glatt. Er brummte zufrieden.
    Dann zuckte ein Ohr hoch.
    » Was ist mit dem Täschchen?«
    » Hab ich versteckt. Altea ist

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