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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Häubchen den Gang entlangeilten. Dann sprang ich hinter Kathy die zweite Treppe hoch.
    » Da hinten, letzte Tür links. Ich geh jetzt wieder runter. Du findest mich hinter den Portieren. Auch ich kann nötigenfalls für Ablenkung sorgen.«
    » Die beiden Jungs?«
    » Pagen. Sie haben schon mehrfach versucht, mich am Schwanz zu ziehen.«
    » Was ihnen nicht gelungen ist.«
    » Nö, haben Kratzer eingesteckt.«
    Aus einem Raum traten zwei weiß beschürzte Frauen, eine ältere und eine sehr junge. Diese trug Besen, Mopp, Staubwedel, die andere warf Laken in einen großen Wäschekorb. Dann schlossen sie die nächste Zimmertür auf. Ich begab mich zu der letzten, unter deren Türritze mir schon der sattsam bekannte schwüle Duft entgegenquoll. Eine Bodenvase mit allerlei Staubfängern – verdorrte Gräser, Pfauenfedern, trockene Blätter und unechte Blumen – diente mir hervorragend als Deckung.
    Geduld ist eine meiner Stärken.
    Sie wurde belohnt. Die beiden Frauen stellten den Wäschekorb so geschickt vor der Tür ab, dass ich ungesehen in den Raum schlüpfen konnte. Und hier kam mir Bettes Hang zur menschlichen Unordnung sehr zupass. Das voluminöse Grünschillernde lag achtlos über einen Stuhl geworfen, ich huschte drunter. Der Duft erschlug mich allerdings fast. Ich streckte die Nase unter dem Volant heraus, um die Arbeiten der beiden Zimmermädchen zu verfolgen. Sie rissen als Erstes das Fenster auf. Genau wie der Stopfen gesagt hatte.
    Dann machten sie das Bett, räumten hier und da Kleidungsstücke weg, wedelten Staub von einer Stelle zur anderen, kehrten den Teppich und moppten das Parkett. Die Jüngere stand vor der Frisierkommode und wischte mit spitzen Fingern Staub um allerlei Pöttchen und Töpfchen, die darauf verteilt waren. Dann hob sie den Deckel einer Pralinenschachtel und äugte hinein.
    » Die wird sicher nicht merken, wenn ich eine davon nasche, Iris. Ich hab so einen Kohldampf.«
    Mir stockte der Atem. Sie hatte schon eine Praline in den Fingern und führte sie zum Mund.
    » Leg die wieder zurück, Janne. Die Madame wird zur Furie, wenn sie es bemerkt. Und du willst doch deine Stelle behalten, oder?«
    » Mhm, ja.«
    Puhhh. Das war knapp.
    » Soll ich das Kleid da aufhängen?«
    Äh – besser nicht.
    » Nein, lass es liegen. Sonst tobt sie wieder herum, dass Knitter drin sind oder ein Rüschchen abgerissen ist.«
    Kluge Frau, diese Zimmermaid.
    Sie schüttelten die Kissen auf und legten eine große, mit rosa Rosen bedruckte Decke über das Bett. Dann fegten sie aus dem Raum mit der Bemerkung: » Fenster zumachen, von vorn im Gang an.«
    Meine Stunde war gekommen.
    Kaum war die Tür zugefallen, nieste ich gründlich, um Staub und Gestank aus der Nase zu kriegen. Sie fühlte sich halb betäubt an. Darum versuchte ich es mit Flehmen. Es galt, den bittersüßen Geruch zu wittern. Die Pralinenschachtel war mein erstes Ziel. Ich untersuchte sie gründlich, aber sie roch nur nach Schokolade und süßem Zeugs. Hätte die hungrige Jüngere also ruhig fressen können. Dann untersuchte ich sorgfältig alle Dosen und Tiegel auf der Kommode, fand aber auch hier nichts, außer dem überwältigend schwülen Parfümgeruch. Ein Blick unters Bett bewies mir, dass sich auch hier die Wollmäuse ein fröhliches Stelldichein lieferten. Die Schuhe rochen nach Schweißfüßen, die größere der Gobelintaschen nach Hund, die kleinere nach allem Möglichen, nur nicht nach Rattengift. Verflixt, wo hob das Weib das Gift auf? Unter der Bettdecke vielleicht? Man würde es merken, wenn ich sie aufwühlte, aber das konnte ich jetzt nicht ändern. Rauf auf die rosa Rosen und gegraben.
    Nichts.
    Dann fiel mir ein, dass manche dieser voluminösen Kleider Taschen hatten. Also hoch auf das Grünschillernde. Armes Zimmermädchen. Man würde ihm die Schuld an den Ziehfäden geben. Aber – hah, da war er, der verdächtige Geruch.
    Unter das Kleid gewühlt.
    Wieder nichts.
    Draußen waren Stimmen zu hören.
    Mist.
    Kleid runterreißen.
    Da.
    Das Retikül.
    Kurz mit der Pfote draufgetatzt.
    War ein Döschen drin.
    Ich schnappte das Seidentäschchen. War so groß und so schwer wie ein sechswöchiges Junges. Zum Fenster hechten. Raus damit.
    Zurück, hinter die Tür.
    Schon ging sie auf.
    Ein Entsetzensquiekser.
    » Das Kleid, Janne!«
    Ich raus.
    » Da, eine Katze!«
    Nichts wie weg.
    Raste den Gang runter, Janne hinter mir her.
    Um die Kurve. Blumentopf.
    Sie an mir vorbei.
    Leises Hecheln. Dann weiter, Treppe runter.
    Zwei Herren

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