Die Sprache unserer Organe

durch Fasergewebe miteinander verbunden. Bei Erwachsenen deuten nur noch die Suturen (Schädelnähte) an, dass das Schädeldach aus einzelnen Knochen besteht. Diese starr erscheinenden, aber dennoch beweglichen Gelenke unterliegen winzigen Dehn- und Retraktionsbewegungen in der Größenordnung von 50 Mikrometer und acht Bewegungen pro Minute.
    Man kann die Schädelverbindungen mit den Dehnungsfugen einer Brücke vergleichen. Zwar sind mit bloßem Auge keine Bewegungen wahrzunehmen, und doch dehnt sich die Brücke und zieht sich wieder zusammen.
    Die Medizin bestreitet die Beweglichkeit des Schädels. Diese Ansicht ist verständlich, wenn man sich einen toten Schädel betrachtet. Beim lebenden Menschen ist der Schädel jedoch sehr
wohl flexibel, was von geschulten Fingern auch ohne weiteres wahrgenommen werden kann.
    Man muss wissen, dass die Wahrnehmungsfähigkeit der Sinne keine Grenzen kennt, sei es Seh-, Geruchs-, Hör-, Geschmacks- oder Tastsinn. Ein Osteopath entwickelt seinen Tastsinn und seine gesamte manuelle Fertigkeit mit seiner Arbeit, Leidenschaft und Beharrlichkeit. Ein langer Lernprozess ermöglicht es ihm, die winzigen Schädelbewegungen wahrzunehmen.
    Zur Illustration: Probieren Sie einmal aus, wie es ist, einen zu kleinen Hut oder eine zu enge Mütze zu tragen. Sie werden rasch feststellen, dass dies unerträglich ist, denn das Gehirn hat nicht mehr genügend Raum, um zu »atmen«.
    Verletzungen und Probleme des Schädels
    Können die Schädelknochen blockieren?
    Bereits im Bauch der Mutter können die Schädelknochen des Babys blockieren. Nämlich dann, wenn der Uterus zu verkrampft ist oder wenn die Lage des Kindes es beengt.
    Blockaden können ebenfalls in der Austreibungsphase der Geburt auftreten, etwa wenn das Kind lange Zeit gegen das Schambein gepresst wurde oder weil der Geburtshelfer mit Saugglocke oder Geburtszange arbeiten musste.
    Auch durch Verletzungen kann eine Blockade verursacht werden, vor allem wenn man auf den Kopf fällt. Die gelenkigen Schädelverbindungen schützen uns bei einem Sturz vor Frakturen, es sei denn, er führt zu schwerwiegenden Verletzungen. Die Suturen dämpfen und absorbieren einen Teil der Kollisionskräfte. Ohne sie wäre der Schädel nur ein harter Ball, der beim geringsten Stoß platzen würde.
    Gibt es eine Lösung?
    Osteopathen und Therapeuten, die mit kraniosakraler Therapie arbeiten, sind für solche Fälle ausgebildet. Sie wenden sanfte
und schmerzfreie Techniken an, bei denen sie sich auf den Schädel stützen oder die durch den Mund angewendet werden. Diese Manipulationen beeinflussen den Druck im Schädel und damit das Gehirn.
    Die Beziehungen zu den Organen
    Alles hängt zusammen!
    Das Gehirn empfängt alle Botschaften des Körpers und leitet sie weiter. Eine Blockade der Schädelknochen kann daher für alle Körperfunktionen Folgen haben.
    Bei einem Schädeltrauma kommt es zu winzigen Verschiebungen des Gehirns in der Schädelhöhle. Dadurch können der Geschmacks- oder Geruchsnerv mechanisch zerstört werden. Der Patient erlangt diese Sinneswahrnehmungen gelegentlich wieder, nach einem Jahr ist die Chance, dass dies geschieht, jedoch nur noch äußerst gering.
    Bei Babys, die ein Problem im Bereich des Schädels aufweisen, beobachtet man häufig auch Reflux zwischen Magen und Speiseröhre. Ein gut ausgebildeter Osteopath kann hier Abhilfe schaffen.
    Kraniale Osteopathie
    Bei Kindern kann es im Bauch der Mutter zu einer Blockade der Schädelknochen kommen, entweder durch eine zu beengte Lage oder durch eine Verkrampfung des Uterus. Sie kann aber auch auftreten, wenn die Mutter eine Zeit lang liegen muss, sei es aufgrund einer vorzeitigen Öffnung des Gebärmutterhalses oder wegen vorzeitiger Wehen. Eine weitere Ursache kann sein, dass der Geburtshelfer eine Zange benutzen musste, weil sonst das Leben des Babys gefährdet wäre.

    Während der Entbindung verschieben sich die Schädelknochen gegeneinander, um das Volumen des Kopfes zu reduzieren und den Durchtritt zu erleichtern. Der Durchtritt wird schwieriger und schmerzhafter, wenn die Schädelknochen des Babys bereits im Bauch der Mutter eine Blockierung erfahren haben. Die Bewegungen der Schädeldecke während der Geburt regen die wichtigen Lebensfunktionen des Kindes an. Diese Stimulierung unterbleibt bei einer Entbindung per Kaiserschnitt.
    Hauptanzeichen einer Blockade der Schädelknochen sind Schlaflosigkeit, gastroösophagealer Reflux, der besonders zwischen den Mahlzeiten unangenehm ist,