Die Spur der Hebamme
durften.
Der Kniefall des Kaisers vor Heinrich dem Löwen 1176 in Chiavenna ist eine Legende, die insbesondere in Erzählungen und Monumentalgemälden des 19. Jahrhunderts immer wieder dargestellt wird, aber bezweifelt werden darf. Erste Berichte darüber tauchen erst etliche Jahre nach dem vermeintlichen Ereignis auf und haben unübersehbar vor allem den Zweck, Heinrich zum Erzschurken abzustempeln.
Dennoch muss es damals zum offenen Bruch zwischen dem Kaiser und dem Löwen gekommen sein. Bis dahin hatte Friedrich Barbarossa immer seine schützende Hand über den Vetter gehalten, sooft dieser auch das Recht brach. Heinrich war zu mächtig geworden und hatte wohl geglaubt, dem Kaiser Zugeständnisse – in diesem Fall das reiche Goslar mit seinen Erzgruben – abpressen zu können. Doch damit überschritt er eine unsichtbare Grenze. Der Kaiser ließ ihn fallen und ging daran, dem Herzog von Sachsen und Bayern in aller Form den Prozess zu machen und ihn zu entmachten, wobei Markgraf Dietrich eine besondere Rolle spielte. Dazu kann ich den Lesern nur sagen: Fortsetzung folgt …
Von den Wettinern ist nachweislich keiner im Januar 1176 in Chiavenna gewesen. Otto hatte sich wie geschildert vom Feldzug freigekauft, Dietrichwar zu jener Zeit noch damit beschäftigt, für das christliche Begräbnis seines Sohnes zu sorgen.
In meinem Roman habe ich mir dennoch erlaubt, ihn und Christian dorthin zu schicken. Ich wollte die Leser das spektakuläre Ereignis als »Augenzeuge« miterleben lassen. Und da der Kniefall zwar eine berühmte Legende ist, sich aber sicherlich nicht so zugetragen hat wie üblicherweise geschildert, habe ich eine eigene Version ersonnen, die Legende und »hohe Politik« miteinander verbindet.
Es wäre nicht der einzige Fall, wo auch schon unter Barbarossas Herrschaft manipuliert und intrigiert wird, um politische Ziele zu erreichen.
Für die Unterstützung bei meinen Recherchen danke ich Dr. André Thieme vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde Dresden, den Bergbauexperten Dr. Rainer Sennewald, Jens Kugler und Dr. Manfred Jäkel, dem Freiberger Numismatiker Hans Friebe für seine umfassenden Informationen zum Geld- und Münzwesen im Mittelalter und den Stuntleuten der Prager Fechterschule »Merlet« für ihre Hinweise zum Schwertkampf. Weiterer Dank geht an den Rektor der TU Bergakademie, Prof. Georg Unland, für die angebotene Unterstützung und an Ilse Wagner für ihr sorgfältiges Lektorat. Herzlich danken möchte ich außerdem den Experten der Schwertkampfschule »Pax et Codex« in Landsberg bei Halle, die mir einige bemerkenswerte Einzelheiten zum Ablauf von Turnieren erzählten und unteranderem auch die »Choreographie« für den Zweikampf zwischen Christian und Randolf entwarfen.
Ganz besonderer Dank geht außerdem an Angela Kießling vom Freiberger Altertumsverein und Gabriele Meißner, die mich an ihren umfassenden Kenntnissen zum Thema Hexen und Hexenprozesse teilhaben ließen und sich mit großer Sorgfalt auch durch halbfertige Manuskriptfassungen arbeiteten, um mir als sachkundige Leserinnen wertvolle Hinweise zu geben.
Zeittafel
1152
Friedrich I., genannt Barbarossa, wird zum König gewählt.
1155
Kaiserkrönung Barbarossas in Rom.
1156
Friedrich I. heiratet Beatrix von Burgund.
1157
Der Wettiner Konrad der Große entsagt der weltlichen Macht und zieht sich ins Kloster zurück. Sein Land teilt er unter den fünf Söhnen auf, wobei Otto mit der Markgrafschaft Meißen den bedeutendsten Teil erhält.
1158
Gründung Münchens und zweite Gründung Lübecks durch Heinrich den Löwen.
1162
Otto stiftet das Zisterzienserkloster Marienzell (heute Altzella) bei Nossen.
um 1165
Otto verleiht das Stadtrecht an Leipzig.
um 1166
Heinrich der Löwe lässt auf dem Burghof von Dankwarderode das Löwenstandbild aufstellen.
1167
Der Meißner Markgraf und seine Brüder schließen sich der Verschwörung gegen Heinrich den Löwen an, an der unter anderem Albrecht der Bär,Ludwig der Eiserne von Thüringen, Erzbischof Wichmann von Magdeburg und der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel maßgeblich beteiligt sind.
1168
Beim 4. Italienfeldzug Barbarossas sterben vor Rom mehr als 2000 Ritter. Der Tod ereilt auch Rainald von Dassel, womit die Fürstenverschwörung gegen Heinrich praktisch zusammenbricht. Nur mit Mühe gelingt dem Kaiser die Rückkehr aus Italien.
1168
Heinrich der Löwe heiratet Mathilde, die Tochter des englischen Königs Heinrich II. Plantagenet.
1168
Erste Silberfunde
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