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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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amüsiert, fast mitleidig, während sie sich weiter streng an sein Verbot zu sprechen hielt. Ekkehart war froh um das winzige, flackernde Kerzenlicht in der Kammer, das die Täuschung aufrechterhielt, er könnte bei der liegen, die ihm nicht mehr aus dem Kopf ging, seit er sie wiedergesehen hatte.
    Er hatte mit Randolf Pläne machen wollen, wie sie Christian ausschalten konnten. Doch das ging nun nicht mehr. Wenn er schlau war, brachte er, so schnell es ging, die größtmögliche Entfernung zwischen dessen ausgekochtes Weib und sich. Marthe konnte er keine Warnung mehr zukommen lassen. Er durfte sich ihr nicht nähern, weil er damit zu viel Verdacht erregt hätte.
    Am Morgen verließ er die braunhaarige Hure, nachdem er sie großzügig entlohnt hatte, ließ sich von Otto unter einem Vorwand beurlauben und floh auf seine Güter, ohne sich von seinen Freunden zu verabschieden. Er hatte ihnen nur eine belanglose Nachricht hinterlassen, um keinen Verdacht zu erwecken.
    Als Richenza beim Frühmahl davon erfuhr, fegte sie wütend den Becher vom Tisch, den sie sich mit Randolf teilte.
    »Oh, verzeiht mir mein Ungeschick, mein Gemahl«, überspielte sie zähneknirschend ihren Ausbruch. Randolf schien nichts bemerkt zu haben und winkte einen Pagen herbei, der den Becher aufhob und neu füllte.
    Du kannst mir nicht entwischen, dachte Richenza grimmig. Und mit deiner übereilten Abreise hast du mir mehr verraten, als ich dir bei meinem nächsten nächtlichen Besuch entlockt hätte.

Die Niederkunft
    Es waren nur noch wenige Tage bis Heiligabend, und Hedwigs Niederkunft rückte immer näher.
    Als Marthe und Christian am Abend allein in der Kammer waren, die ihnen der Haushofmeister zugeteilt hatte, blieb sie unruhigstehen, während er auf der Bettkante hockte und seine Stiefel auszog.
    »Ich brauche deinen Rat«, sagte sie mit einem Mal leise.
    Christian sah überrascht und erleichtert zugleich auf. Es waren ihre ersten Worte seit Wochen, seit seinem Aufbruch mit dem Silbertransport, als sie ihn vor dem drohenden Überfall gewarnt hatte. Er ließ keinen Ton über ihre wiedergefundene Sprache verlauten, aus Angst, sie könne sich dessen bewusstwerden und erneut verstummen.
    »Komm her«, meinte er nur und wies einladend auf den Platz neben sich.
    Marthe gab sich einen Ruck und setzte sich zu ihm. Mit anfangs brüchiger Stimme erzählte sie, was ihr in den vergangenen Wochen durch den Kopf gegangen und welche Schlüsse sie daraus gezogen hatte.
    »Offiziell soll ich nur als Dame aus Hedwigs Gefolge bei der Geburt ihrer Tochter zugegen sein. Aber wenn nicht ein Wunder geschieht, werde ich ihr beistehen müssen. Die alte Wehmutter ist inzwischen fast blind, ihre Hände sind steif und knotig. Hedwig weiß das. Sie zählt auf mich, sonst hätte sie längst eine andere suchen lassen. Doch ich werde das nicht stumm tun können.«
    So froh er war, dass sie wieder sprach – die Schwierigkeiten würden nun erst beginnen. Das wusste sie genauso gut wie er. »Wenn ich Hedwig helfe, verstoße ich gegen Pater Sebastians Befehl. Und wenn ich spreche, wird mich der Bischof sofort holen und fragen, wer mir bei der Flucht geholfen hat. Außerdem werde ich von nun an wieder zur Beichte gehen müssen; erst hier, dann bei Sebastian.«
    »Du gehst nicht ins Dorf zurück, bis unsere Kapelle fertig ist«, beschloss Christian sofort. »So lange bleib bei Hedwig. Sie wird dich schützen.«
    »Ich weiß nicht, was für ein Leben ich künftig führen soll«, meinte Marthe niedergeschlagen. »Ich sollte nicht mehr heilen, aber am Ende kann ich es doch nicht lassen, wenn jemand Hilfe braucht.«
    Das war ihnen beiden klar. Schon zu Hause hatte sich Marthe heimlich um Richards Wunde gekümmert, als sie sich doch noch entzündet hatte.
    »Hedwig und Otto wollen vom Bischof die Erlaubnis erwirken«, fuhr Marthe fort. »Aber was wird mit Johanna? Sie wird Sebastians blinden Eifer auf sich ziehen.«
    Noch ehe Christian antworten konnte, wurde heftig an die Tür geklopft. »Dame Marthe«, rief jemand laut. »Ihr werdet dringend zur Herrin gerufen. Das markgräfliche Kind will kommen.«
     
    Als Marthe den Raum betrat, in dem die Geburt stattfinden sollte, waren die meisten Frauen schon versammelt, die dem Ereignis als Zeugen beiwohnen sollten.
    Die Kammer war abgedunkelt und wurde im Gegensatz zu den meisten anderen Räumen der winterlich kalten Burg mit mehreren Kohlenbecken beheizt, aus denen beißender Qualm drang. So brauchte Marthe erst einige Augenblicke, um

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