Die Spur der Hebamme
war, wenigstens vorübergehend seinen Zudringlichkeiten zu entkommen.
Richenza begann Rachepläne zu schmieden. Als die Tante eine gewiefte alte Frau zu ihr schickte, die ihr erklären sollte, wie sie mit Hilfe einer blutgefüllten Fischblase in der Hochzeitsnacht Jungfernschaft vortäuschen konnte, holte sie von der Alten noch andere nützliche Auskünfte ein.
Ihr erster Mann war ein Schwächling gewesen, dessen sie sich bald entledigte. Da war das Leben mit Randolf tausendmal unterhaltsamer; nur dass sie diesmal vorsichtiger zu Werke gehen musste, wenn sie einen anderen Mann dazu brachte, ihr aus derHand zu fressen. Und welches Mittel wäre dazu geeigneter als das Bett?
Ekkehart atmete schwer. Sie war die Frau seines Freundes, sie war eine Hure, er hasste und verachtete sie. Und zugleich wünschte er sich, sie würde nie mit dem aufhören, was sie gerade tat.
Er hielt die Augen geschlossen, so bemerkte er nicht den triumphierenden Ausdruck in ihren Augen, als sie sich rittlings auf sein hartes, aufgerichtetes Glied setzte. Gequält und erleichtert zugleich stöhnte er auf. Dann begann sie ihn zu reiten und stieß dabei wollüstige Schreie aus.
Als er glaubte, in Stücke zu zerspringen, warf er sie grob auf den Rücken und holte mit aller Kraft aus. Mit jedem Stoß wollte er ihr beweisen, dass er Herr der Lage war, wollte er sie unterwerfen. Voller Hass auf sie und sich selbst ergoss er sich in sie. Dann rollte er sich atemlos auf den Rücken.
Sie stand auf und strich sich das Kleid glatt, als sei nichts geschehen. An der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Bis zum nächsten Mal, mein Lieber.«
Dabei jubelte sie innerlich.
Jetzt hatte sie ihn in der Hand. Er würde sich nach ihr verzehren, er würde keine Ruhe geben und alles dafür tun, damit sie wieder zu ihm kam. Sie hatte den Blick wohl bemerkt, den er vorhin an der Tafel mit dieser kleinen Hure gewechselt hatte. Bald würde sie ihm das Geheimnis entlocken, das er so sorgfältig vor seinen Freunden hütete, und erfahren, was ihn mit Christians Weib verband.
Ekkeharts Gedanken kreisten unerbittlich um den unerwarteten Besuch. Er verachtete sich dafür, aber er wusste, dass ihn künftig die Frage nicht mehr loslassen würde, wann Richenza ihn endlich wieder aufsuchte. Und gleichzeitig wusste er, dasssie nur mit ihm spielte, um ihn auszuspionieren oder für ihre Zwecke einzuspannen. Beim ersten Anflug von Gefahr, oder wann immer es ihr vorteilhaft erschien, würde sie ihn fallenlassen.
Wen würde Randolf zuerst töten, wenn er davon erfuhr? Sie oder ihn? Er war sich auf einmal nicht mehr sicher, dass sein Freund ihn am Leben lassen würde, wenn er ihm offen von dem, was vorgefallen war, berichtete. Randolf würde in seiner Verblendung nicht glauben, wie verderbt Richenza war. Sie würde ihn ganz einfach um den Finger wickeln und ihm Lügenmärchen auftischen.
Sollte er sie töten? Aber wie konnte er eine Schwangere niederstechen, die Frau seines Kampfgefährten, auch wenn sie noch so falsch und verlogen war?
Das führte ihn zu der nächsten Überlegung. Richenza tat nichts ohne Plan. Was bezweckte sie?
Mit einem Mal durchfuhr es ihn siedend heiß. Hatte sie den kurzen Blickwechsel zwischen ihm und Marthe bemerkt? Ahnte sie etwas?
Dann musste er sie töten. Aber er fürchtete, dass er, wenn sie vor ihm stand, stattdessen darum flehen würde, sie wieder in seinem Bett haben zu dürfen.
Hastig stand er auf, brachte seine Kleidung in Ordnung und verließ die Kammer. Er musste Marthe warnen. Doch wie sollte er unbemerkt mit ihr reden? Noch dazu um diese Zeit?
Ziellos streifte er durch die Gänge, überquerte den Hof und verließ dann zu seiner eigenen Überraschung den Burgberg. Die Wachen sagten ihm das Losungswort, mit dem er auch noch tief in der Nacht Einlass finden würde. Wenig später fand er sich vor dem teuersten Hurenhaus Meißens wieder.
Der Hurenwirt begrüßte den vornehm gekleideten und selten gesehenen Gast wortreich. Ekkehart war lange nicht mehr hiergewesen.In den ersten Jahren seines Ritterlebens hatte er sich zumeist mit seinen Gefährten ein paar Mädchen gegriffen, die er umsonst haben konnte, nach dem Tod seiner Frau hatte er getrauert, da und dort nach Ablenkung gesucht und sich dann nach einer verzehrt, die er nicht haben konnte.
Um von Richenza loszukommen, musste er wissen, dass er jederzeit etwas ihr im Bett Ebenbürtiges finden konnte.
Wo, wenn nicht hier?
»Ich will deine feurigste Hure«, befahl er dem Wirt.
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