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Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.M. Ford
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stürzte vornüber auf den Asphalt.
    Vier Minuten und zwei Stürze später hatte sie den höchsten Punkt des Weges erreicht. Keuchend wie eine Lokomotive und mit blutenden Knien blickte sie ins Dunkle zu den übergroßen Büschen und ging zu der Stelle, an der sie übers Geländer gesprungen war. Nichts. Kein Ton. Sie spähte auf den Fluss hinaus, den Weg entlang. Bis dorthin, wo er im Nebel verschwand. Kein Blut, kein Garnichts. Keine Spur von Corso.
    Im Laufschritt umrundete sie links herum die Büsche, bis sie sich wieder auf offener Wiese befand und auf die Lichter auf der Main Street zurannte. Was sie sah, ließ ihr Herz bis in die Kehle hinaufschlagen. Durchdrehende Reifen hatten sich zwischen zwei Wurzeln verfangen. Doughertys Blick folgte der Spur über die Wiese, durchs Tor hindurch auf die Straße dahinter. »Sie haben ihn«, sagte sie laut zu sich selbst und begann noch schneller zu rennen. »O Gott, sie haben ihn.«
    36
    Dougherty drückte die Tür ihres Motelzimmers mit einer solchen Wucht auf, dass der Knauf ein Loch in die dahinterliegende Gipswand bohrte. Der Spiegel am anderen Ende des Zimmers enthüllte ihr ihren erbärmlichen Zustand: überall braune Matschflecken, ein Schuh verloren, ihr schlammverklebtes Haar hing ihr ins Gesicht, blutige Knie, die durch die Löcher in ihren Jeans hindurchschimmerten.
    Sie schleuderte den verbliebenen Schuh von ihrem Fuß und rannte zum Nachttisch, wo das Blinken auf dem Mobiltelefon verriet, dass eine Nachricht eingegangen war. Sie riss das Ladekabel aus dem Telefon, hielt das Telefon an ihr Ohr, bis ihr klar wurde, dass sie die Nummer nicht wusste. Brauchte eine ganze Minute zum Nachdenken. Dann nahm sie das Telefon wieder vom Ohr und drückte die Wiederwahltaste. Ließ es sieben Mal klingeln. Eine verschlafene Stimme. »Molina.«
    »Wir haben sie gefunden«, rief sie.
    »Gefunden?«
    »Die de-Groot-Frau. Wir haben sie gefunden.« Die Verbindung war so gut, dass sie das Rascheln der Bettwäsche hörte, als sich Molina aufsetzte.
    »Sind Sie sicher...«, begann er.
    »Sie ist es«, rief sie ins Telefon. »Sie hat Corso.«
    »Jetzt mal langsam«, verlangte Molina. »Was ist...«
    »Wir haben sie gefunden. Sie nennt sich Teresa Fulbrook.
    Sie wohnt irgendwo östlich von Midland in Michagan, auf der Route 10. Bitte ... Sie müssen...«
    »Rufen Sie die neun-eins-eins.«
    »Keine Zeit«, keuchte sie. »Tommie de Groot ist hier. Er hat Corso angeschossen. Die haben Corso mitgenommen. Bitte... bitte... Sie müssen Hilfe schicken.«
    »Okay... okay... okay«, säuselte er. »Ich werde ...«
    Sie wartete nicht, bis er seinen Satz beendet hatte, sondern drückte die Austaste und warf das Telefon aufs Bett. Einen Moment lang starrte sie nur dumm die Wand an, bevor sie zum Schreibtisch ging und das Telefonbuch aus der Schublade zog. Mit zitternden Händen blätterte sie durch die Seiten. Sprang von D zu H. Blätterte zurück zu G, dann zu F. Fu. Ein L oder zwei? Endlich fand sie ihn. Ein L. Zwei Einträge. M. L. Fulbrook 27654 RFD 10. G. F. Fulbrook 24788 RFD 10.
    Sie riss die Seite aus dem Buch, schnappte sich die Auto- schlüssel vom Schreibtisch und rannte zur Tür. Blieb stehen und drehte noch einmal um. Schnappte sich das Telefon vom Bett. Zurück zum Telefonbuch. Blätterte die Seiten am Anfang durch, bis sie eine Straßenkarte fand. Riss auch diese heraus und rannte aus dem Zimmer.
    »Papa ist zu Hause«, stellte Sarah fest. Emily huschte neben ihre Schwester ans Fenster. In zwölfhundert Meter Entfernung quer über die verschneiten Felder sahen sie vom oberen Fenster in Mama Mays Haus aus das Licht und den weißen Pickup vor der Küchentür.
    »Mama mag nicht, wenn man sie überrascht.«
    Emilys Unterlippe zitterte. »Ich will zu Papa«, jammerte sie.
    »Morgen«, sagte Sarah.
    »Er hat gesagt, er bringt uns eine Eistorte mit.«
    »Wenn wir hier abhauen, bringt sie uns um.«
    »Nicht, wenn Papa da ist«, widersprach die Kleine. »Das lässt Papa nicht zu.«
    »Papa muss arbeiten gehen«, belehrte sie Sarah, doch Emily hörte nicht zu. Stattdessen rannte sie zum Schrank, riss ihre rote Jacke vom Bügel und schlüpfte hinein. »Ich gehe jetzt zu meinem Papa«, verkündete sie.
    »Mama wird dafür sorgen, dass du dir wünschst, es nicht getan zu haben«, drohte ihre große Schwester, doch die Kleine ließ sich nicht abschrecken. Sie rannte zum Fenster zurück, drückte den unteren Teil des Fensters so weit nach oben, wie es ging, und stieg hinaus auf das Dach über

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