Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.M. Ford
Vom Netzwerk:
nach unten, dass er mit dem Oberkörper auf dem feuchten Boden lag und unter den Zweigen hindurch die Frau beobachtete. Ihre locker sitzende Jacke und die Kapuze, die sie über den Kopf gezogen hatte, machte es schwierig, sie zu erkennen.
    Sie schaute zum Fluss hinüber, so dass Corso sie nur von der Seite sehen konnte, während sie immer näher auf das Versteck zukam. Sieben Meter von der Stelle, an der die beiden kauerten, machte sie kehrt und schlug einen anderen Weg ein, bis sie wieder vom Nebel verschluckt wurde. Sie warteten in der Dunkelheit. Zweimal gurgelte das Wasser, auf der Straße donnerte ein Lastwagen vorbei, dann blieb alles still.
    Corso begann, sich zu erheben. Doughertys Hand auf seinem Arm hinderte ihn daran. Die dunkle Silhouette der Frau war in der silbrigen Luft wieder aufgetaucht. Sie kam auf sie zu, den Blick auf das gekräuselte Wasser gerichtet, als sie den Abhang zurückging. Sie blieb stehen und beugte sich übers Geländer. Schaute auf die Uhr und dann flussaufwärts. Auch Corso warf einen Blick auf seine Uhr. Fünf nach zehn.
    Der Klang von Stimmen drang zu ihnen herüber. Irgendetwas über einen Arzttermin am Dienstag. Als sich die Frau den Stimmen zuwandte, konnte Corso kurz ihr Haar von der Seite erkennen. Welche Farbe es auch haben mochte, blond war es jedenfalls nicht. Entweder hatte die Anruferin etwas falsch verstanden, oder diese Frau war eine andere. Ein Gefühl der Enttäuschung lähmte seinen Körper.
    Ein älteres Paar nahm im Nebel Gestalt an und ging zügigen Schrittes und schwatzend weiter. Die Frau am Geländer kehrte ihnen den Rücken zu, als das Paar auf ihrer Höhe war.
    »'n Abend«, grüßte die ältere Frau. Keine Antwort. Nach ein paar Schritten lehnte sie sich zu ihrem Mann hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Bevor sie um eine Biegung verschwunden waren, blickte der Mann fragend über seine Schulter nach hinten zu der einsamen Frau am Flussufer.
    Der Geruch von kaltem Schweiß und Nikotin drang im gleichen Moment an Corsos Nase, in dem er Dougherty winseln hörte und spürte, wie sie zu Boden sank. Als Erstes sah er die Waffe an ihrer Schläfe und die Hand über ihrem Mund, deren Finger sich um den ganzen, Kopf zu wickeln schienen. Beim Gesicht brauchte er etwas länger. Erst als er »Haltet ja still« hörte, erkannte er die rasierte und gekämmte Ausgabe von Tommie de Groot. »Raus hier«, befahl de Groot. »Raus hier aus den Büschen.«
    Als sich Corso nicht bewegte, spannte de Groot den Hahn. Doughertys Augen wurden groß wie Untertassen. »Ich komme ja schon«, beruhigte Corso ihn.
    Er krabbelte auf den Grasstreifen zwischen dem Gebüsch und dem Weg. Sie hatte die Kapuze zurückgeschlagen. Ihr Haar war nicht blond. Stand gar nicht senkrecht nach oben. Aber sie war es. Ihr schmächtiges, exotisches Gesicht war in Würde gealtert. Mrs. Ethno Hausfrau aus XY, USA. Nur ihr stechender Blick und die Waffe in ihrer Hand erzählten eine andere Geschichte.
    »Hier rüber«, befahl sie. »Lehnt euch ans Geländer.«
    »Auf geht's«, brummte Tommie von hinten.
    Corso saß die Angst im Nacken, ein eiskalter Schauder nach dem anderen lief ihm über den Rücken hinunter. Erhatte keinen Zweifel — die Sache hier würde tödlich für sie ausgehen. Ihr Gegenüber hatte nichts zu verlieren.
    Er legte seine Hände auf das eiskalte Geländer, als Dougherty neben ihm nach vorn gestoßen wurde. Ihr Mund stand offen, ihre Augen wurden feucht. Als Corso ein Geräusch hörte, als würde jemand etwas zerreißen, drehte er sich um. Tommie de Groot stand einen Schritt hinter ihnen, seinen Revolver auf Corsos Kopf gerichtet. Teresa Fulbrook hielt eine Rolle Klebeband in der Hand und war dabei, einen eineinhalb Meter langen Streifen mit den Zähnen abzureißen.
    Corso schaute zu Dougherty hinüber. Sie sah die Angst und Verzweiflung in seinen Augen.
    »Nein«, sagte Corso. »Wir lassen nicht zu, dass die uns kriegen.«
    Bevor sie verstand, was Corso gesagt hatte, stieß er sich vom Geländer ab und warf sich auf die Waffe.
    »Nein«, schrie Teresa Fulbrook, ließ das Klebeband fallen und griff nach ihrer Waffe. Sie hatte erst einen Fuß bewegt, als Corso etwa dreißig Zentimeter über dem linken Knie von einer Kugel aus Tommies Revolver getroffen wurde. Der Knall wurde vom Nebel verschluckt. Corso sackte in sich zusammen. Teresa riss den Kopf herum, sah aber nur noch einen flatternden Umhang, als Meg Dougherty sich über das Geländer hinweg in den dunklen Fluss warf.
    Und dann

Weitere Kostenlose Bücher