Die Spur des Boesen
fast an die Spitze der Zaunpfähle entlang der Einfahrt reichte. Er trat auf die Veranda hinaus und zog die Tür hinter sich zu. Seine Schultern schauderten unter dem Mantel, und er rieb die Hände aneinander.
So weit das Auge reichte, wurde der Schnee nur von einer ausgefransten Spur durchzogen, die zu einer schiefen Scheune dreißig Meter nördlich des Hauses führte. Auf diese ging Corso langsam zu, hob die Knie weit hoch, um sicheren Schrittes den Kopf ruhig halten zu können. Über ihm rasten riesige Wolken über den leuchtend blauen Himmel. In der Luft glitzerten die vom Wind aufgewirbelten Schneekristalle.
Es war eher ein Schuppen als eine Scheune. Keine vier Meter lang. Absolut windschief. Rechts an der Wand hingen eine verrostete Felge und ein zerbrochener Rechen.
Dougherty hatte fast den halben Boden herausgerissen. Corso trat ein und packte das abgebrochene Ende eines der Bretter. Das verfaulte Holz krümelte in seiner Hand, als er es nach oben zog und in den platt getretenen Schnee warf.
Erst als er versuchte, das nächste noch intakte Brett herauszureißen, bemerkte er, dass die andere Hälfte des Bodens neuer war. Nicht vermodert. Feste Dielen, die der Länge nach über einen Mittelbalken genagelt waren.
Corso trat vorsichtig über die Balken und griff nach der verrosteten Felge an der Wand. Sie war schwerer als erwartet und wäre Corso beinah aufs Knie gefallen, wenn er den Schwung nicht im letzten Augenblick abgefangen hätte. Eine dicke Rostschicht zerbröselte in seinen Händen, als er wieder zurückging. Stöhnend hob er die Felge über den Kopf und ließ sie auf das nächst gelegene Brett knallen, das entzwei brach. Corso trat nach rechts und teilte auch die anderen Bretter in fünfzig Zentimeter lange Stücke. Als er sich bis zum hinteren Bereich der Hütte und wieder nach vorne vorgearbeitet hatte, war ihm schwindlig, und er hatte Angst, in Ohnmacht zu fallen. Blut tropfte aus seiner Nase auf seine Schuhe.
Er ließ die Felge zu Boden fallen und wartete vornübergebeugt darauf, dass er wieder klar sehen konnte, als er ein Geräusch hörte. Einen Motor. Vielleicht das Tuckern eines Dieselmotors.
Vorsichtig bahnte er sich seinen Weg über den kaputten Fußboden nach draußen. Eine Hand zum Schutz gegen das gleißende Licht über die Augen haltend, ließ er den Blick über den Horizont gleiten. Nichts. Er blieb stehen und lauschte, doch das Geräusch war verschwunden.
Nach einer Weile kehrte er seufzend wieder in den Schuppen zurück, riss wieder Bretter aus dem Boden und warf sienach draußen auf einen Haufen. Während unter dem hinteren Teil des Bodens nur Dreck lag, war diese Seite hier mit schwarzem Plastik ausgelegt.
Als er wieder nach vorne ging, merkte er, dass es keine einzelne Plastikplane war, sondern ein riesiges Paket, das mit langem, silberfarbenem Klebeband zusammengehalten wurde.
Neugierig drückte er mit der flachen Hand darauf. Unter der Folie schien etwas Sprödes zu zerbrechen. Erschreckt zog Corso seine Hand zurück und blickte auf seine vom Rost braune Handfläche. Dann hörte er das Geräusch wieder.
Diesmal war er sich ganz sicher. Der Klang eines laufenden Dieselmotors lockte ihn nach draußen. Auf der Straße blies eine leuchtend gelbe Planierraupe schwarze Dieselwolken in den Himmel und schob den Schnee vor sich her.
Corso wedelte mit den Armen, versuchte, die Aufmerksamkeit des Fahrers auf sich zu lenken. Nach einer Minute wilden Herumfuchtelns sank er auf die Knie und ließ den Kopf hängen. Der Schnee färbte sich rot vom Blut aus seiner Nase. Als er wieder aufblickte, ertönte eine Hupe, eins der Seitenfenster der Planierraupe stand offen, und eine Hand winkte heraus.
Corso rappelte sich wieder auf, während die Planierraupe zunächst rückwärts fuhr und schließlich die Einfahrt herunter auf ihn zugerollt kam. Über dem Lärm des Motors hörte er Dougherty, die lauthals »Juhu!« schrie. Er blickte nach rechts. Sie stand in der offenen Tür. Was sie sonst noch rief, hörte Corso nicht mehr, weil er bereits wieder in den Schuppen rannte, wo er das Ende des Klebebands suchte, das sich schon fast wie von alleine löste. Corso riss die Folie auf.
Der Anblick ließ ihn zurückprallen, über eine lose Diele stolpern und in den Dreck fallen. Der Lärm der Planierraupe kam näher. Dougherty rief etwas in den Wind, während
Corso wieder aufstand. Mit pochendem Kopf schlurfte er zum Ausgang. Blickte verstohlen zur Seite. Nur kurz. Aus dem Augenwinkel heraus. Als
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